Verwirrende Zuständigkeitkeiten in unseren kantonalen Aemtern

Wieso erteilt das Amt für Umwelt ANU die Freigabe zum Fällen von Bäumen, obwohl beim Amt für Jagd und Fischerei AJF klar ist, dass zur jetzigen Zeit dort Brutvögel nisten? Ganz einfach, weil im Kt. Graubünden das ANU zum Erziehungs-, Kultur und Umweltschutzdepartement EKUD gehört und das AJF zum Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement. Natürlich könnte man ja auch über Departements-Grenzen hinaus zuerst miteinander reden, aber wer schon selbst in grösseren Organisationen gearbeitet hat, weiss, wie das halt so ist.
Die Konstellation, dass die Wildbiologen des Amtes für Jagd- und Fischerei nicht im selben Departement sind wie die Natur- und Umweltbeauftragten des ANU ist eine graubündnerische Sonderheit. In unserem Nachbarkanton St. Gallen zum Beispiel sind Natur, Jagd und Fischerei im Amt für Umwelt zusammengefasst, das dem Departement Bauen, Raum und Umwelt zugehört.
Da würde die Natur- und Umweltverträglichkeit amtsintern vor der Freigabe zum Fällen der Bäume für eine selbstverständlich wünschenswerte Renaturierungsmassnahme geklärt.
Dass das Amt für Wirtschaft und Tourismus dem Departement Volkswirtschaft und Soziales DVS unterstellt und damit auch nicht mit der Jagd- und Fischerei verbunden ist, zeigt eine weitere historisch gewachsene Kuriosität unseres Werteverständnisses in Graubünden. In unserem Nachbarland Österreich ist die Fischerei ein bedeutender Tourismusfaktor, der entsprechend gefördert wird, während sich bei uns Tourismusförderung primär auf Skifahren, Biken und Wandern beschränkt. Die Fischerei ist hingegen eher ein Störfaktor für die weitere ungehemmte Nutzung unseres goldenen Esels Wasserkraft, den man deswegen zusammen mit dem Amt für Energie und Verkehr im BVFD angesiedelt hat, um die Forderungen nach Minimalwassermengen und Sunk- und Schwall Limitierungen unter Kontrolle zu halten. Mit der Aufteilung von Natur & Umwelt, Tourismus und Jagd- und Fischerei in drei verschiedene Departemente haben die Wasserkraftlobbisten in unserer Regierung wahrlich eine Meisterleistung vollbracht. Divide et impera, wie die Römer zu sagen pflegten.

Radi Hofstetter, Präsident Kt. Fischereiverband GR