×

So lief der August für die Bündner Hoteliers

Die Hotellerie in Graubünden hat im August deutlich weniger Übernachtungen verzeichnen können als vor Jahresfrist. Was steckt dahinter? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Stefan
Schmid
05.10.23 - 10:11 Uhr
Wirtschaft
Der Trend zeigt abwärts: Die Bündner Hotellerie hat im August vor allem weniger Gäste aus der Schweiz begrüssen dürfen.
Der Trend zeigt abwärts: Die Bündner Hotellerie hat im August vor allem weniger Gäste aus der Schweiz begrüssen dürfen.
Bild Archiv

Die Logiernächtezahlen in der Bündner Hotellerie zeigen seit einigen Monaten nur in eine Richtung: nämlich nach unten. Diese Entwicklung hat sich zuletzt in den Sommermonaten akzentuiert. Am Donnerstag hat das Bundesamt für Statistik nun die Übernachtungszahlen für den August publiziert: Schweizweit nahm die Zahl der Logiernächte um 2,4 Prozent auf 4,62 Millionen zu. Mehr Ausländerinnen und Ausländer verbrachten ihre Ferien in der Schweiz als vor Jahresfrist, während die Übernachtungszahlen von Schweizerinnen und Schweizern um 4,8 Prozent auf 2,13 Millionen zurückgingen.

Wie lief es für die Bündner Hoteliers im August?

Graubünden konnte im August insgesamt 604’773 Hotellogiernächte verbuchen: Im Vergleich zum August 2022 entspricht dies einem Rückgang um 7,6 Prozent, im Vergleich zum 5-Jahresmittel um fünf Prozent. Damit setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Monate ungebremst fort. Betrachtet man die 13 vom Bundesamt für Statistik erfassten Schweizer Tourismusregionen, hat die Bündner Hotellerie im August am schlechtesten abgeschnitten. Einzig das Tessin verzeichnete mit einem Logiernächte-Rückgang um vier Prozent ein ähnlich starkes Minus. Dagegen konnte beispielsweise das Wallis die Übernachtungszahlen um 1,2 Prozent steigern, die Region Zürich, welche von der Erholung des Städtetourismus profitiert, gar um 7,3 Prozent. 

Wie sieht das August-Ergebnis 2023 im historischen Vergleich aus?

Graubünden mit seinem traditionell hohen Anteil an einheimischen Gästen konnte in den Jahren der Coronapandemie besonders stark vom Boom bei den Schweizer Touristinnen und Touristen profitieren. Aufgrund der damals geltenden Reiserestriktionen verbrachten diese ihre Sommerferien nicht am Mittelmeer, sondern in den Bergen. Im August 2021 erzielte die Hotellerie in Graubünden mit rund 716’000 Logiernächten denn auch ein Spitzenergebnis wie zuletzt in den Neunzigerjahren. Dass dieses Niveau auf die Dauer nicht zu halten sein würde, war klar. Mittlerweile liegen die Übernachtungszahlen denn auch wieder auf Vor-Corona-Niveau: So hatten die Bündner Hoteliers im August 2019 ebenfalls rund 605’000 Übernachtungen verbuchen können. Die jüngsten Rückgänge im Sommer sind vor diesem Hintergrund also zu relativieren. Luzius Stricker, Leiter Statistik und Register beim Amt für Wirtschaft und Tourismus (AWT) Graubünden, schreibt hierzu in seiner Analyse der August-Zahlen: «Vergleicht man die Entwicklung des Bündner Tourismus mit den weiteren Schweizer Tourismusregionen, wird klar, dass nach dem pandemiebedingten Höhenflug auch beim internationalen Reiseverhalten wieder eine gewisse Normalität eingekehrt ist.»

Welches sind die Gründe für den Bündner Logiernächte-Rückgang im August?

Wie erwähnt, ist es das veränderte Reiseverhalten mit dem kontinuierlichen Rückgang bei den Schweizer Gästen. Deren Übernachtungszahlen lagen im August 2023 bei rund 360’000 und gingen damit im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp zehn Prozent zurück: Das Logiernächte-Niveau vom August 2019 (also vor Corona) ist damit nahezu wieder erreicht. Was damit zusammenhängt, dass es Schweizerinnen und Schweizer wieder vermehrt in die Ferne zieht. Ernst «Aschi» Wyrsch, Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden, sprach unlängst von einem «harten Kampf gegen den Flughafen», in dem sich der Bündner Tourismus befinde. Allerdings resultierten im August – unter anderem als Folge der schwächelnden Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone – beispielsweise auch bei den Übernachtungszahlen der Gäste aus Deutschland (–14,9 Prozent), Belgien (–13,9 Prozent) oder aus Italien (–11,2 Prozent) deutliche Rückgänge (siehe Grafik). Während das Niveau bei den niederländischen, britischen und amerikanischen Gästen ungefähr gehalten werden konnte. Einen starken Aufholeffekt nach den Corona-Reiserestriktionen resultierte derweil in den Fernmärkten Golfstaaten (+26,1 Prozent) auf 4962 Logiernächte, China (+570,5 Prozent!) auf 4298 Logiernächte sowie Japan (+488 Prozent!) auf 3728 Logiernächte.

Wie hat sich der Bündner Tourismus seit Anfang Jahr entwickelt?

Trotz der deutlichen Rückgänge in den Hochsommermonaten Juli und August kann sich der Bündner Tourismus gut behaupten. Seit Jahresbeginn kumuliert sich der Rückgang im Vergleich zur Vorjahresperiode auf knapp 150’000 Logiernächte, was einem leichten Minus von 3,5 Prozent entspricht. Auch im langjährigen Vergleich hält sich der Bündner Tourismus einigermassen gut, liegt das Ergebnis von Januar bis August 2023 doch um 5,3 Prozent über dem 5-Jahres-Mittel.

Wie sehen die August-Ergebnisse in den einzelnen Bündner Destinationen aus?

Hier zeigt sich ein Muster, das bereits in den vergangenen Monaten zu beobachten war. Jene Tourismusdestinationen mit einem hohen Anteil an Schweizer Gästen verzeichneten teilweise starke Rückgänge: sowohl im Vorjahresvergleich als auch im Vergleich zum 5-Jahresmittel (siehe Grafik). Handkehrum konnte sich beispielsweise die Stadt Chur mit rund 22’800 Logiernächten und einem Plus von zehn Prozent im Vergleich zum 5-Jahresmittel im August sehr gut behaupten. Beim starken Logiernächterückgang der Destination «Flims Laax» fällt zudem ins Gewicht, dass das Luxusresort «Waldhaus Flims» temporär schliessen musste

Wie geht es weiter? Wie präsentieren sich die Aussichten für die Bündner Hotellerie im Herbst?

Der Abwärtstrend dürfte angesichts des Reiseverhaltens der Schweizer Gäste und des eingetrübten Wirtschaftsumfelds vorerst anhalten. Eine Mitte September veröffentlichte Umfrage des AWT gemeinsam mit dem Branchenverband Hotelleriesuisse Graubünden zum Buchungsstand in der Bündner Hotellerie zeigte jedenfalls ein leichtes Minus von knapp acht Prozent für die Herbstferienzeit im Vergleich zum Vorjahr. Da das Buchungsverhalten der Gäste im Herbst jeweils sehr kurzfristig und wetterabhängig ist, könnte ein goldener Herbst aber auch für ein besseres Ergebnis sorgen. Für die Wintersaison 2023/24 ergab die Branchenumfrage im Vergleich zum Vorjahr ein Buchungsplus von 2,8 Prozent . 

Stefan Schmid ist Ressortleiter Wirtschaft für sämtliche Kanäle der Medienfamilie. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR
prolitteris