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Sie untersucht den Konflikt um Linthwind

Melanie Bachmann macht ihren Studienabschluss in Konfliktmanagement. Als Untersuchungsobjekt dient ihr die aktuelle Auseinandersetzung um das Windkraftwerk in Bilten und Niederurnen. Dazu ist sie auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.

Daniel
Fischli
28.09.18 - 07:41 Uhr
Wirtschaft
Melanie Bachmann ist angehende Konfliktmanagerin.
Melanie Bachmann ist angehende Konfliktmanagerin.
SASI SUBRAMANIAM

Wie stark gehen die Meinungen in der Bevölkerung zum geplanten Windkraftwerk «Linthwind» auseinander? Dieser Frage geht die Studentin Melanie Bachmann in ihrer Abschlussarbeit in Konfliktmanagement nach. «In andern Ländern polarisiert die Windenergie stark», sagt Bachmann, «ich möchte untersuchen, wie gross die Polarisierung in der Linthebene ist.» Das sei insofern interessant, als mindestens ein Teil der betroffenen Bevölkerung – nämlich die Stimmbürger von Glarus Nord – im nächsten Jahr zum Projekt Ja oder Nein sagen könnten.

Für einen Teil ihrer Untersuchung hat Bachmann eine kurze Online- Umfrage aufgeschaltet. Die Mithilfe der Bevölkerung ist gefragt; die Umfrage läuft noch bis am 7. Oktober. «Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen teilnehmen», sagt Bachmann. Die Antworten bleiben anonym und werden vertraulich behandelt. Die Arbeit wird zuletzt, noch vor der Abstimmung an der Gemeindeversammlung vom nächsten Juni, veröffentlicht.

Strikt neutral

Die Forscherin achtet peinlich darauf, selber nicht Stellung zum Projekt zu nehmen. Sie steht in Kontakt sowohl zu den Promotoren von Linthwind, der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG, als auch zu den Gegnern im Verein «Linth gegen Wind». «Meine Arbeit soll das Projekt weder bekämpfen noch unterstützen», betont Bachmann. Es gehe alleine darum, die Situation zu analysieren und nicht etwa darum, die Akzeptanz des Projektes in der Bevölkerung zu erhöhen.

Ihren Studienabschluss macht Melanie Bachmann in einem Land, das eine lange und leidvolle Erfahrung mit Konflikten hat, nämlich in Südafrika. Die Nelson-Mandela-Universität in Port Elizabeth bietet eine Ausbildung in «Conflict Transformation and Management» an.

Bachmann wohnt im Zürcher Oberland und hat schon einen Studienabschluss in Umweltnaturwissenschaften der ETH Zürich in der Tasche. Ihr Interesse an Konfliktmanagement ist dann bei ihrer Arbeit in einem Ingenieurbüro gewachsen, das Wasserkraftwerke plant. Ihr Zweitstudium in Südafrika hat sie vor anderthalb Jahren aufgenommen. In der Schweiz arbeitet sie für ihre Abschlussarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammen. Dort hat man sie auch auf das Projekt Linthwind aufmerksam gemacht.

Eine Win-win-Situation anstreben

Konflikte seien eigentlich nichts Schlechtes, sagt Bachmann: «Wenn man richtig mit ihnen umgeht, können sie auch produktiv sein.» In einer Demokratie entstehe aber das Problem, dass eine Abstimmung – wie sie bei Linthwind ansteht – zwangsläufig neben Gewinnern auch Verlierer produziere. Melanie Bachmann möchte als Ergebnis ihrer Untersuchung einen Vorschlag formulieren, wie negative Folgen für alle Beteiligten minimiert werden könnten.

Bachmann hat beobachtet, dass im bisherigen Verlauf des Konfliktes um das Windkraftwerk die Akteure wenig miteinander reden. Es gebe etwa zwar Informationsveranstaltungen von beiden Seiten, aber keine gemeinsamen. Dabei sei das Bedürfnis der Bevölkerung nach unvoreingenommenen Informationen gross. Und es wäre eigentlich eine gemeinsame Basis vorhanden: «Das Interessante an Konflikten um die Windenergie ist, dass beide Seiten mit dem Schutz der Natur argumentieren.»

Hier geht es zur Umfrage.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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