×

«Wir wollen orthodoxen jüdischen Touristen die Schweiz erklären»

Vom 22. bis 25. März hat der Schweizerisch Israelitische Gemeindebund in Arosa zu einem Seminar geladen, in dem das sogenannte «Dusch-Gate» eines Aroser Hotels vom Sommer 2017 aufgearbeitet werden soll. Ein Gespräch mit dem Initianten.

26.03.18 - 10:16 Uhr
Tourismus
Jonathan Kreutner Generalsekretär vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (links) mit Jonathan Schoppig Seminarleiter (2.v.links) und Jüdischen Studenten im Aufklärungsseminar.
Jonathan Kreutner Generalsekretär vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (links) mit Jonathan Schoppig Seminarleiter (2.v.links) und Jüdischen Studenten im Aufklärungsseminar.
MADLEINA BARANDUN

Letzten Sommer hat ein Aroser Hotel zweifelhafte Bekanntheit erlangt. Grund dafür war ein im Hotel angebrachtes Schild mit der Aufforderung, dass sich Juden vor dem Schwimmen duschen sollen. Der Fall sorgte international für Aufruhr.

Der Schweizerisch Israelitische Gemeindebund hat vom 22. bis 25. März in Arosa ein Seminar veranstaltet, in welchem jüdische Studenten den Vorfall aufarbeiten sollten. Die «Südostschweiz» hat vor Ort mit Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebund (SIG) über den Anlass gesprochen.

Was ist das Ziel dieses Aufklärungsseminars mit den jüdischen Studenten?

Wir hatten als Schweizerisch Israelitischer Gemeindebund (SIG) ja auch eine Rolle in diesem Shitstorm. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir zum Hotel und zur Tourismusregion Arosa stehen.

Wie ordnen die jungen Erwachsenen diese ganze Geschichte ein?

Viele von uns haben zu Beginn überreagiert. Und das Ganze hat zum Ziel, auch die jungen Leute zur Selbstreflexion anzuregen.

Sie sind bewusst hierhin ins «Paradies» nach Arosa gekommen…

Wir wollten an den Ort des Geschehens kommen, um über Aufklärung zu sprechen. Das ist ganz wichtig für uns.

Sie haben in Ihrem Aufklärungswochenende keine Tourismusfachleute einbezogen. Warum?

Ja, wir haben in Arosa bereits im Oktober ein interkulturelles Seminar für die Tourismusindustrie abgehalten. Da entstand die Idee, dass man sieben Monate nach dem Vorfall hierhin kommt und noch einmal ein Zeichen setzt. Unser Anliegen ist der Dialog, wir wollen solche Dinge konstruktiv lösen und Vorurteile entkräften.

Sie erwähnten unter anderem ein Handbuch, das kommende Sommersaison lanciert werden soll. Worum geht es dabei?

Wir wollen versuchen, den orthodoxen jüdischen Touristen die Schweiz zu erklären. Es ist ja nicht nur eine Einbahnstrasse der Missverständnisse. Es sind nicht nur schweizerische Hoteliers, die nicht verstehen wie jüdische Menschen funktionieren. Es ist auch so, dass viele jüdische Touristen nicht verstehen, wie die Schweiz funktioniert. Und eins dieser Missverständnisse hat dann in diesem Plakat gemündet.

Ihre Funktion ist die eines Vermittlers?

Ja genau. Wir können helfen, den Leuten der Tourismusindustrie ihre Vorurteile zu entkräften. Und auf der anderen Seite die ausländischen jüdischen Touristen aufzuklären. Der Fall Arosa machte es deutlich: Es ist bitter nötig. Und wir wollen mit aller Kraft verhindern, dass es noch einmal einen solchen Shitstorm, und noch einmal eine solch unglückliche Geschichte gibt. Das ist kontraproduktiv für uns alle. 

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Tourismus MEHR