Prinz Charles in Klosters hautnah

Im knapp 4000 Seelen zählenden Bergdorf Klosters lag gestern Abend Hochspannung in der Luft. Kein Wunder, denn auf der Curling-Anlage im Zentrum von Klosters erwarten rund 200 Personen Prinz Charles, den britischen Thronfolger. Die Nacht hat sich schon über Klosters gelegt, die Gipfel ringsum sind nur noch silhouettenhaft erkennbar. Die Alphornbläser der Alphorners Davos Klosters üben ihren Einsatz, und der Kinderchor Silvrettasternli in seinen Trachten ist auch schon ganz aufgeregt und versucht sich warm zu halten, bis der Prinz endlich eintrifft.

Der 69-Jährige weilt seit vergangenem Mittwoch in Klosters für seine traditionellen Skiferien. Der britische Thronfolger verbringt seit nunmehr 40 Jahren jeweils Anfang März ein paar freie Tage im Prättigau. Der Klosterser Gemeindepräsident Kurt Steck und die Destination Davos Klosters sind zu Recht stolz auf den blaublütigen Dauergast.

Langjährige Verbindung

1978 kam Charles das erste Mal nach Klosters und ist dem Bündner Skiort seitdem immer treu geblieben. Das sollte gebührend gefeiert werden, war man sich einig. Darum wurde vor einigen Tagen eine Gondelbahn für den Prinzen eingeweiht und gestern Abend zum Abschluss seines Aufenthalts noch ein Empfang ausgerichtet.

Eingeladen, um mit Charles und Klosters zu feiern, war auch alt Bundesrat Adolf Ogi. Der Berner Oberländer hat einen besonderen Bezug zu Charles, den Ogi immer wieder traf, als er noch Mitglied der Landesregierung war. Und besonders schweisse ihn eine Aussage mit dem britischen Thronfolger zusammen. Der Blaublüter habe ihm das wohl schönste Kompliment gemacht, das er je von einem Staatsgast erhalten hat. «Prinz Charles sagte nach seinem Staatsbesuch in der Schweiz zu mir, dass der Tag mit mir sein schönster Trip gewesen sei ausserhalb Grossbritanniens.» Ogi ist noch heute sichtlich stolz auf dieses aussergewöhnliche Kompliment. Er gerät ins Schwärmen, wenn er über Charles spricht: «Ihn zeichnen insbesondere Menschlichkeit, Liebenswürdigkeit, Respekt und Anerkennung für sein Gegenüber aus.»

Volksnah und freundlich

Dann ist es endlich so weit, und die schwarze Limousine mit Prinz Charles fährt vor. Ein Raunen geht durch die Menge. Dann kommt er auch schon anspaziert. Der Prinz mit seinem ergrauten Haar strahlt über das ganze Gesicht, er freut sich, die Menschen in Klosters zu treffen. In einer grünen Hose, schwarzen Schuhen und einem beigen Mantel geht der Thronfolger direkt auf die wartende Menschenmenge zu und schüttelt die ersten Hände. Ein Lächeln hier, ein Händedruck da. Dabei plaudert Charles auch immer wieder ein wenig mit den Menschen. Der Blaublüter gibt sich sehr nahbar. Bei einer Klosterserin bleibt er etwas länger stehen. Nachher verrät sie voller Stolz, dass er sie gefragt habe, ob sie denn wirklich aus Klosters komme. «Den Prinzen hier in Klosters persönlich zu treffen, war ein ganz besonderes Erlebnis», sagt die sympathische Frau und lächelt.

Bei einem Empfang darf auch etwas Musik nicht fehlen. Dafür sorgt der Kinderchor Silvrettasternli, der für den Prinzen inbrünstig «S’Guggerzytli» – das beliebte Schweizer Volkslied – zum Besten gibt. Und tatsächlich, nach den ersten Takten wippt des Prinzen Kopf leicht im Takt mit. Besonders scheint ihn das Akkordeon zu faszinieren, das Spiel des Musikers betrachtet er ganz genau, und er drückt gegenüber Adolf Ogi seine Begeisterung aus.

Dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei, und der Prinz begibt sich mit Freunden und Weggefährten zum Nachtessen. Die Menschen gehen ebenfalls heim und haben zumindest einmal die Hand des künftigen Königs von England geschüttelt. Prinz Charles und Klosters: eine Verbindung, welche wohl auch noch weitere Jahre so herzlich bleiben wird.