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Wie das Spiel auch ausgeht, Don José ist der Sieg sicher

Fast sein ganzes Leben schon ist Josef Wespe, der in Schmerikon aufgewachsen ist, eng mit Lateinamerika verbunden. Inzwischen lebt er seit 13 Jahren in Costa Rica. Das Spiel zwischen der Schweiz und der kleinen Schweiz Mittelamerikas kann der Schmerkner daher nur gewinnen.

Milena
Caderas
27.06.18 - 05:15 Uhr
Fussball
Können nur gewinnen: Der in Schmerikon aufgewachsene Josef Wespe und seine Ehefrau Geyssell del Carmen Ruiz Hudiel fiebern dem WM-Spiel zwischen der Schweiz und Costa Rica entgegen.
Können nur gewinnen: Der in Schmerikon aufgewachsene Josef Wespe und seine Ehefrau Geyssell del Carmen Ruiz Hudiel fiebern dem WM-Spiel zwischen der Schweiz und Costa Rica entgegen.

Eigentlich beschäftige er sich lieber mit der Natur als mit Fussball, sagt Josef Wespe. Der ehemalige Transportunternehmer ist in Schmerikon aufgewachsen. Seit 13 Jahren lebt er nun schon in Costa Rica. Dort hat er unter anderem eine Finca und eine Sektion der SVP Schweiz aufgebaut.

Wespes Interessen waren nicht immer so gelagert wie heute. Zu seiner Lehrzeit spielte der inzwischen 75-Jährige beim FC Schmerikon im Sturm. Bei den Junioren. Als interessierter Zuschauer fieberte Wespe mit, als er Mitte der Sechzigerjahre im Basler Joggeli dem Spiel Schweiz – Russland beiwohnte. Der Match ging 2:2 unentschieden aus – aus Sicht der Schweiz ein grosser Erfolg. Kurz danach, während seiner Zeit in Genf, sei er fast jeden Samstag im Stadion gewesen, um die Spieler von Servette anzufeuern. Heute brennt in Wespes Umgebung wieder das Feuer der Leidenschaft für Fussball.

Einfach «loco»

«Die Costa Ricaner sind fussballverrückt», weiss Wespe. «Sie haben den Fussball im Blut und sind voller Freude.» Wenn die «Ticos» im Einsatz stehen, fiebern alle mit.

«Bei einem wichtigen Match läuft sonst gar nichts mehr», sagt der Schmerkner Bürger. «Dann gibt es immer viel Spektakel. Es wird ständig der Spielverlauf kommentiert, und es werden eindrückliche Autokorsos organisiert.» Wespe vergleicht das Temperament der Fans mit jenem der italienischen Tifosi.

Das grosse Interesse am Fussball erklärt sich Wespe durch die Konzentration des öffentlichen Interesses auf einige wenige Sportarten wie Fussball, Boxen oder Handball. Es fehle die Diversifizierung.

Besonders verehrt wird im mittelamerikanischen Land der Torhüter Keylor Navas. Er hat es zum ersten Goalie von Real Madrid gebracht.

Ebenfalls sehr beliebt ist ein «Spiel» mit dressierten Stieren. Die jungen Costa Ricaner reiten, bis sie abgeworfen werden. Genauso traditionsreich wie gefährlich.

Der grosse Moment

Die WM-Teilnahme und damit auch das Spiel gegen die Schweiz seien bereits ein breit diskutiertes Thema. Die WM-Fieber-Temperaturkurve steigt steil an. Nach der Viertelfinal-Teilnahme bei der WM 2014 sind die Erwartungen in der Bevölkerung Costa Ricas sehr hoch. Für die knapp 2000 im Land lebenden Schweizer organisieren die Schweizer Botschaft und die Asociación Suiza de Costa Rica (ASO) in einem Hotel in der Hauptstadt San José ein Public Viewing. Für Wespe lohnt sich aber die Reise in die Hauptstadt nicht.

Auf keinen Fall zu Hause

Wespe will sich das Spiel lieber in einem Restaurant oder mit Bekannten anschauen. Zu Hause auf der Finca würde das gar nicht gehen. Er und seine Frau besitzen nämlich keinen Fernseher. Der Internet-Empfang ist schlecht. Definitive Pläne für den 27. Juni hat das Ehepaar Wespe noch keine. Egal, wie der Match ausgeht, Don José, wie er im Exil genannt wird, kann in jedem Fall zufrieden sein. «Ich bin da nicht so parteiisch», stellt Wespe klar.

Wie weit es können es die beiden Teams seiner Meinung nach bringen? Wespe traut den beiden Mannschaften nicht zu, es im Turnier bis ganz nach vorne zu schaffen. Für ihn sind das höchstens Träume. Allein schon die Einteilung – die Schweiz ist in derselben Gruppe wie Brasilien – sieht er positiv.

Der 75-Jährige beschränkt sich nicht aufs Zuschauen. Wespe kümmert sich täglich um seine persönliche Fitness. Dafür sorgt die Arbeit auf der Finca, wo er zusammen mit seiner Frau Kaffee anbaut. Bis vor zwei Jahren ist er auch noch regelmässig in Aerobicstunden gegangen.

Porträt eines Fans aus jedem Gegnerland

Die Schweizer Fussball-Nati kämpft in Russland um den Einzug ins Achtelfinale der WM. Die «Südostschweiz» stellt jeweils am Spieltag eine Person aus dem Gegnerland vor. Dazu gibt es immer ein feines Rezept für alle, die an diesem Tag in die kulinarische Welt des Kontrahenten eintauchen möchten.

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