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Im Oberhaus drin und doch nicht dabei

Als Aufsteiger haben die SC Rapperswil-Jona Lakers die Qualifikation in der National League weit abgeschlagen auf dem letzten Platz beendet. Auf Kurs für den Ligaerhalt sind sie trotzdem.

Bernhard
Camenisch
05.03.19 - 23:51 Uhr
Eishockey
40 Mal verabscheiden sich die Lakers in der Qualifiikation nach einem Spiel in ihre Garderobe, während sich der Gegner als Sieger feiern lässt.
40 Mal verabscheiden sich die Lakers in der Qualifiikation nach einem Spiel in ihre Garderobe, während sich der Gegner als Sieger feiern lässt.
KEYSTONE

Am 25. September verloren die SCRJ Lakers beim HC Davos mit 0:2. Sie übernahmen so am dritten Spieltag der Saison 2018/19 die rote Laterne. Diese sollten sie bis zum Ende der Qualifikation nicht mehr abgeben. Die Zahlen nach den 50 Runden sprechen eine überdeutliche Sprache: Die Lakers sind mit 32 Punkten auf dem 12. Rang das abgeschlagene Schlusslicht. Der Rückstand zum Tabellenvorletzten Davos beträgt 19, jener zu Platz 10 astronomische 42 Zähler, und für die Play-offs fehlten 43 Punkte.

Es sind Zahlen, mit denen die Lakers selbst ihre Abstiegssaison 2014/15 unterboten (43 Punkte geholt, 23 Abstand zum Strich) und wie sie seit der desaströsen Spielzeit 2007/08 des EHC Basel nie mehr vorkamen. Die Basler holten damals 16 Punkte, erzielten aber sogar sechs Tore mehr als nun die Lakers. Diese schafften in der zu Ende gegangenen Qualifikation bloss 92, das waren 29 weniger als Davos mit der zweitschlechtesten Offensive. Zudem kassierten die Rapperswil-Joner zusammen mit dem HCD die meisten Gegentreffer (167).

Aufstiegseuphorie verpuffte früh

Letztlich verlor das Team von Trainer Jeff Tomlinson 40 seiner 50 Spiele. Dennoch zeigte es im Verlauf der Qualifikation Fortschritte, wurde in der zweiten Hälfte kompetitiver. Ehe sich die Lakers mit mehreren Liganeulingen in ihren Reihen aber an die höhere Gangart gewöhnt hatte, waren ihnen die Felle längst davongeschwommen. Der Aufsteiger wusste, dass es für ihn eine schwierige erste Saison in der National League werden würde. Und doch hatten sich die Verantwortlichen vom enormen Niveauunterschied überraschen lassen – und wohl blenden von den Cup-Erfolgen in der vergangenen Saison gegen Gegner aus der höchsten Liga.

Insbesondere eine Sache lief bei den Lakers völlig schief. Sie konnten den Elan nicht in die neue Saison transportieren, die Aufstiegseuphorie war viel zu schnell verflogen. Als Knackpunkt erwies sich bereits das Startspiel in Langnau: Die Lakers machten im ersten Drittel aus dem 0:1 ein 2:1, verloren die Partie dann aber mit 2:5.

Dann fielen nach vier Spielen die mit vielen Vorschusslorbeeren verpflichteten US-Amerikaner Matt Gilroy und Casey Wellman gleichzeitig für mehrere Wochen aus. Die Lakers liessen sich mit der Verpflichtung von Ersatz (zu) viel Zeit, traten mehrmals nur mit zwei Imports an. In einer Phase, in der sie offensiv nahezu inexistent waren, verloren sie so früh an Boden. Nach 18 Spielen hatte der Aufsteiger erst 7 Punkte auf dem Konto und dabei bloss 20 Tore erzielt.

13 Schüsse für ein Tor

Angekurbelt wurde die Produktion erst, als im Januar mit Kevin Clark ein zweiter nordamerikanischer Stürmer (Danny Kristo war schon Ende Oktober gekommen) während der Saison dazustiess. Mit Clark erzielten die Lakers in den letzten 19 Qualifikationsspielen 48 Treffer – über 2,53 pro Partie. Allerdings verdeutlicht dies eine nächste Problematik: Zu sehr lastete die Verantwortung auf den Schultern der Ausländer. Allein Team-Topskorer Casey Wellman (17), Kristo (9), Dion Knelsen (9) und Clark (6) sorgten für 41 der 92 Treffer ihres Teams. Bester Schweizer Torschütze war Jan Mosimann (8), der Schweizer mit den meisten Skorerpunkten Roman Schlagenhauf (je 7 Tore und Assists).

Ebenfalls auffällig: Ohne Gilroy, der verletzungsbedingt nur 13 Partien bestritt (und in diesen defensiv anfällig war), fehlte den Lakers ein schussstarker Verteidiger mit Playmaker-Qualitäten. Mit ihrem eindimensionalen Spielaufbau fiel es ihnen gegen die meisten Gegner schwer, in die gegnerische Zone und geschweige denn zu guten Torchancen zu kommen. Kein Team hatte weniger Abschlüsse im Slot, kein Team brauchte mehr Schüsse (13 im Schnitt) für einen Torerfolg.

Nie abstellen konnten die Lakers ihre individuellen Fehler, wofür sie auf diesem Niveau gnadenlos bestraft wurden. Lange liessen sie trotzdem – im Verhältnis zur Tabellenposition – wenig Gegentreffer zu. Mit der zuletzt offensiveren Spielweise änderte sich das. In den letzten zehn Partien schepperte es 39 Mal im Kasten der Lakers.

Am Ende der Qualifikation weist jeder einzelne Spieler der Rapperswil-Joner eine negative Plus-Minus-Bilanz auf (siehe Aufstellung in der rechten Spalte). In dieser Statistik stehen in der Negativ-Top-Ten der gesamten Liga gleich acht Spieler der SCRJ Lakers, angeführt von Dion Knelsen (minus 29) und Jorden Gähler (minus 27).

Nyffeler, die Lebensversicherung

Und dennoch mussten sich die Lakers nur in einzelnen Spielen, aber sicher nie über eine Phase hinweg den Vorwurf gefallen lassen, sie hätten sich hängen lassen. Wegen seiner guten Einstellung überstand das Team die lange Qualifikation im Tabellenkeller ohne moralischen Bruch.

Wenn sich die Lakers diese Tugend auch im Abstiegskampf bewahren, sollte der Klassenerhalt – ob im Play-out-Final gegen Davos oder in der Ligaqualifikation gegen den Swiss-League-Meister – zu schaffen sein. Ein wenig hoffen müssen sie trotzdem. Nämlich darauf, dass Melvin Nyffeler in den entscheidenden Spielen nicht ausfällt. Der 24-jährige Goalie ist unbestritten der wichtigste Spieler seines Teams und nicht zu ersetzen. Obwohl die Lakers die Schiessbude der Liga waren, schaffte Nyffeler bei seinen 47 Einsätzen eine beeindruckende Abwehrquote von 91,27 Prozent.

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