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Tatverdächtiger im Mordfall Susanna gesteht Tat

Der im Nordirak gefasste Verdächtige im Mordfall Susanna, Ali B., hat die Tötung der 14-Jährigen laut Staatsanwaltschaft gestanden. Eine Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Wiesbaden ordnete am Sonntag Untersuchungshaft an.

Agentur
sda
10.06.18 - 21:51 Uhr
Blaulicht
Ali B., der Tatverdächtige im Todesfall Susanna, wird von Beamten einer polizeilichen Spezialeinheit aus dem Justizzentrum Wiesbaden zu einem Polizeihubschrauber gebracht und in eine Justizvollzugsanstalt geflogen.
Ali B., der Tatverdächtige im Todesfall Susanna, wird von Beamten einer polizeilichen Spezialeinheit aus dem Justizzentrum Wiesbaden zu einem Polizeihubschrauber gebracht und in eine Justizvollzugsanstalt geflogen.
Keystone/DPA/HASAN BRATIC

«Er hat sich dahingehend geständig eingelassen, dass er Susanna F. umgebracht habe, eine Vergewaltigung wurde durch ihn allerdings bestritten», teilte Oberstaatsanwalt Oliver Kuhn am Sonntagabend mit. «Als Motiv für die Tat gab er an, dass er aufgrund von Verletzungen im Gesicht von Susanna, die in Folge eines Sturzes entstanden sein sollen, befürchtet habe, dass diese die Polizei informieren werde.»

Diese Angaben habe der 20 Jahre alte Iraker noch in der Nacht zum Sonntag in einer polizeilichen Vernehmung gemacht und in einer Anhörung der Ermittlungsrichterin am Sonntag bestätigt. Die Aussage am Sonntag dauerte demnach «nahezu sechs Stunden». Die Amtsrichterin ordnete Untersuchungshaft an. Ali B. wurde daraufhin mit einem Hubschrauber in die Justizvollzugsanstalt Frankfurt I gebracht.

Der Auslieferung des Mordverdächtigen ging eine enge Zusammenarbeit mit den kurdischen Behörden voraus. B. hatte sich mit seiner Familie in den Nordirak abgesetzt, von wo er 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen war. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, er sei «froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte, mutmassliche Täter» zurück in Deutschland sei. So könne das Ermittlungsverfahren schnell vorangetrieben werden.

Vergewaltigt und getötet

B. war in der Nacht zum Freitag im Nordirak von kurdischen Sicherheitsbehörden festgenommen worden. Er wird verdächtigt, die 14-Jährige aus Mainz vergewaltigt und getötet zu haben. Das Mädchen war vor mehr als zwei Wochen als vermisst gemeldet worden und am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefunden worden.

Die Bundespolizei teilte mit, B. sei unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland von der Bundespolizei festgenommen und an Kräfte des Sondereinsatzkommandos (SEK) Hessen übergeben worden. Der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, sagte der «Bild»-Zeitung, B. habe vorgehabt, sich in ein Nachbarland des Irak abzusetzen.

Seehofer erklärte, für die Familie des Mädchens sei die Rückkehr des Täters «nur ein schwacher Trost». «Für den Staat und unsere Gesellschaft ist es aber wichtig, dass Straftaten aufgeklärt und Tatverdächtige der Justiz zugeführt werden».

Merkel für schnellere Abschiebungen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich wegen dem Fall Susanna für schnellere Abschiebungen abgelehnter Flüchtlinge aus. «Der Fall zeigt doch, wie wichtig es ist, dass die Menschen, die keinen Aufenthaltsstatus haben, schnell ihr Verwaltungsgerichtsverfahren bekommen und schnell wieder nach Hause geschickt werden können, sagte sie am Sonntag in der ARD-Sendung »Anne Will". Ali B. hatte gegen die Ablehnung seines Asylbescheids Rechtsmittel eingelegt und damit seine Abschiebung über Monate verhindert.

Grünen-Chef Robert Habeck forderte vor dem Hintergrund des Falls in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» eine zweite Instanz in Asylverfahren, um diese deutlich zu beschleunigen. Eine solche Instanz könne Grundsatzentscheidungen treffen, dann würde zwischen Asylbescheid und Urteil nicht solch eine lange Zeit vergehen. Der Fall des Tatverdächtigen B. habe eineinhalb Jahre vor Gericht gehangen, «deshalb war er noch im Land». Entsprechende Gesetzentwürfe für eine zweite Instanz habe seine Fraktion vorgelegt.

FDP-Chef Christian Lindner forderte Aufklärung darüber, weshalb sich die Familie von B. in den Irak absetzen konnte. «Wir müssen wissen, wer sich als Asylbewerber in unserem Land aufhält und wer es gegebenenfalls auch verlässt», sagte er der Funke-Mediengruppe.

B. war am 2. Juni mit seiner Familie von Düsseldorf aus über die Türkei in den Nordirak geflohen. Den Ermittlern zufolge kam er im Herbst 2015 nach Deutschland, sein Asylgesuch war im Dezember 2016 abgelehnt worden. Seither lebte er in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesbaden.

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