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Der Kanton Graubünden will mehrere Wolfsrudel schiessen

Graubünden will vier Wolfsrudel beseitigen. Der Kanton habe beim Bund die Bewilligung für die «vollständige Entnahme» der Wolfsrudel Stagias, Vorab, Beverin und Lenzerhorn beantragt.

Agentur
sda
07.11.23 - 08:44 Uhr
Politik
Der Kanton Graubünden will mehrere Wolfsrudel ausmerzen. (Symbolbild)
Der Kanton Graubünden will mehrere Wolfsrudel ausmerzen. (Symbolbild)
KEYSTONE/STEFFEN SCHMIDT

Ziel sei es, die nachgewiesenen Angriffe auf Rinder durch die Wolfsrudel Stagias und Vorab sowie die wiederholte Überwindung von Herdenschutzmassnahmen durch die Wolfsrudel Beverin und Lenzerhorn für die kommende Weidesaison zu verhindern, hiess es in der Mitteilung am Dienstag. In einem ersten Schritt sollen also Konflikte in Problemgebieten mit verhaltensauffälligen Wölfen gegenüber Menschen und Nutztieren minimiert werden.

Weiter hat der Kanton auch die Erlegung von bis zu zwei Drittel der Jungtiere des Wolfsrudels Rügiul im Puschlav und des Wolfrudels Jatzhorn in Davos beantragt, wie er weiter mitteilte. Insgesamt beantragte Graubünden 27 Abschüsse. 

Neben den nun beantragten 27 Abschüssen sind in den Wolfsrudeln Valgronda, Stagias, Vorab, Moesola und Lenzerhorn bereits zusätzlich insgesamt 17 bewilligte Abschüsse von Jungwölfen nach bisherigem Recht verfügt.

In Graubünden leben aktuell zwölf Wolfsrudel. Die Gesamtzahl der Einzeltiere ist noch unklar, eine kantonale Schätzung des Bestandes ist noch nicht abgeschlossen. Mitte September schätzte die Wildhut die Zahl der Wölfe auf über 100.

Bewilligung weiterhin nötig

Mit den Gesuchen reagierte der Kanton Graubünden auf die Lockerungen des Wolfsschutzes, die auf den 1. Dezember in Kraft tritt. Sie ermöglicht neu die proaktive Bestandsregulierung von Wolfsrudeln im Herbst und Winter sowie weiterhin die reaktive Bestandsregulierung von schadenstiftenden Wolfsrudeln während der Sommermonate, wie der Kanton schreibt.

Bei der Entnahme von ganzen Rudeln werde vorausgesetzt, dass sich die Wolfsrudel in Bezug auf das Reissen von Nutztieren oder gegenüber dem Menschen verhaltensauffällig zeigen. Sämtliche Abschussgesuche müssen weiterhin vom Bundesamt für Umwelt bewilligt werden.

Die ersten Entnahmen nach neuem Recht sind bis 31. Januar 2024 möglich. Der Kanton will dabei auch Jäger während der alljährlichen Sonderjagd einsetzten. Die Behörden sind in Kontakt mit dem kantonalen Patentjägerverband und wollen die Jägerschaft in den betroffenen Regionen in den kommenden Tagen informieren.

WWF zeigt Verständnis

Erste Reaktionen von Umweltverbänden auf die geplante grosse Wolfsjagd sind überraschend zustimmend. Die Abschusspläne seien nachvollziehbar, erklärte Anita Mazzetta, Leiterin des WWF Graubünden, gegenüber den Regionaljournal Graubünden von Radio SRF. Sie beträfen Wolfsrudel, die Schäden verursacht hätten.

Im Detail müsse der WWF das Abschussgesuch zwar noch prüfen, etwa was die Auswirkung auf den Wald und dessen Verjüngung anbelange. «Grundsätzlich finden wir aber, geht es in die richtige Richtung», sagte die WWF-Leiterin.

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