«Wir möchten erklären, dass wir vor einem Angriff stehen»
Das Bündner Stimmvolk befindet im September über die Fremdsprachinitiative «Nur eine Fremdsprache in der Primarschule». Die Gegner der Initiative haben den Abstimmungskampf über einen Monat vor der Entscheidung lanciert. Dies mit einem auffallenden Plakat.
Das Bündner Stimmvolk befindet im September über die Fremdsprachinitiative «Nur eine Fremdsprache in der Primarschule». Die Gegner der Initiative haben den Abstimmungskampf über einen Monat vor der Entscheidung lanciert. Dies mit einem auffallenden Plakat.
Die Fremdspracheninitiative verfolgt das Ziel, dass im Kanton Graubünden in allen Primarschulen die gleiche Regel gilt: «In der Primarschule ist nur eine Fremdsprache obligatorisch, je nach Sprachregion ist dies Deutsch oder Englisch.»
Angriff auf Identität
Gegen diese Initiative stellten sich parteiübergreifend verschiedene Bündner Politiker sowie die Lia Rumantscha und die Pro Grigioni Italiano. Diese zwei Dachorganisationen bilden gemeinsam mit anderen das Gegner-Komitee. Dieses entschied sich für ein auffälliges Plakat, um den Abstimmungskampf für sich zu gewinnen (siehe Titelbild). Mit Pfeilen wird auf die verschiedenen Regionen des Kantons aufmerksam gemacht und der Slogan «Angriff auf Bündner Identität» hat etwas einen kämpferischen Touch. Ein «Ja» würden die Gegner auch wortwörtlich als Angriff auf den Kanton verstehen, wie Franco Milani, Präsident von Pro Grigioni Italiano und Präsident des Gegner-Komitees, auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» sagt: «Es würde die Verständigung in Graubünden schwächen und dies wäre für einen dreisprachigen Kanton schlecht für den Zusammenhalt.» Zudem sei die Dreisprachigkeit des Kantons einzigartig. Ein «Ja» wäre äusserst respektlos gegenüber den Minderheiten. Mit den Minderheiten sind die Romanen sowie die Italienischsprachigen gemeint. Diese würden erst in der Oberstufe Englisch lernen können und wären deshalb deutlich benachteiligt.
Schwierige Thematik
Prognosen für den Abstimmungskampf macht Milani nicht, da er noch keine klaren Ideen hat. «Wir haben aber das Gefühl, dass für unsere Argumente viel Verständnis besteht. Wir lassen uns aber überraschen.» Gemäss Milani ist der frühzeitige Start der Kampagne sehr wichtig: «Die Thematik ist nicht einfach und wir möchten, dass die Bevölkerung gut informiert ist.»
So ist es jetzt
Im aktuellen System geht der Kanton Graubünden gemäss dem 3/5-Modell vor. Ab der dritten Klasse wird eine Landessprache als erste Fremdsprache unterrichtet, ab der fünften lernen alle Englisch. Diese Lösung ist eine Kombination zwischen der Berücksichtigung der Kantonsprachen und dem Erlernen des Englischen. Bei einer Annahme der Fremdspracheninitiative würde sich Graubünden von 22 Kantonen der Schweiz unterscheiden. «Wir wären eine Insel in der Schweiz», so Milani.
Gegner sind nicht alleine
Die Fremdspracheninitiative wurde sowohl von der Bündner Regierung als auch vom Grossen Rat abgelehnt. Der Bündner Grosse Rat empfahl die Volksinitiative mit 93:17 Stimmen zur Ablehnung. Die Abstimmung findet am Sonntag, 23. September, statt.
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