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«Glauben Sie mir, ich bin selber aus allen Wolken gefallen»

CVP-Ständerat Stefan Engler will nichts vom Bündner Kartell-Skandal gewusst haben. Seine Position als ehemaliger Bündner Baudirektor und Verwaltungsrat einer durch die Weko gebüssten Baufirma wirkt fragwürdig.

Südostschweiz
28.04.18 - 04:30 Uhr
Politik
Generalversammlung GV Grischelectra AG
Die Position von CVP-Politiker Stefan Engler wird in Frage gestellt.
OLIVIA ITEM

Der Bündner Baukartell-Skandal zieht immer weitere Kreise. Jahrelang haben im Unterengadin Preisabsprachen stattgefunden. Jetzt will niemand etwas davon gewusst haben. So auch nicht Stefan Engler. Der CVP-Ständerat und Ex-Baudirektor streitet ab, jemals solche Unterlagen gesehen zu haben. 

Herr Engler, im Bündner Bauwesen wurde jahrelang gemauschelt. Haben Sie als Baudirektor nie Verdacht geschöpft? Auch nicht, als ein Whistleblower Unterlagen abgegeben hat? 
Die vielzitierten Unterlagen habe ich bis heute nicht zu sehen bekommen – auch nicht von der Weko. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Der Kanton hat selber Instrumente, um die Preisentwicklung zu überwachen. Unter anderem werden Kostenvoranschläge begutachtet und die Märkte in verschiedenen Talschaften miteinander verglichen. Wenn hier eine rote Warnlampe angeht, wird der Kanton aufmerksam. Ich selber habe beispielsweise im Jahr 2003 erreicht, dass die Regierung bei der Wettbewerbskommission Weko ein Verfahren angestrengt hat. Dieses wurde später eingestellt. Das Beispiel zeigt aber, dass sowohl die kantonale Verwaltung wie auch ich selber sensibel für das Thema sind. Dass die Urheber von solchen Absprachen die Bauherrschaft, also beispielsweise den Kanton, nicht informieren, liegt auf der Hand. Und dass die Weko fünf Jahre gebraucht hat, um diese Verfehlungen nachzuweisen, zeigt, dass es nicht so einfach war, den Schuldigen auf die Schliche zu kommen. 

Sie sind seit Jahren Verwaltungsratspräsident eines der jetzt gebüssten Unternehmen. Fanden Sie es nicht heikel, Präsident einer Firma zu werden, welche Ihren früheren Arbeitgeber, den Kanton, jahrelang betrogen hat? 
Erst einmal muss ich erklären, wie ich überhaupt in den Verwaltungsrat dieser Unternehmung gekommen bin. Als unabhängiger Anwalt wurde ich in das Gremium gewählt, um zwischen den beiden Besitzerfamilien gewissermassen als Schiedsrichter zu fungieren. Damals gab es noch keinerlei Hinweise auf Verfehlungen; von der Untersuchung der Weko haben wir erst im Herbst 2012 erfahren. Glauben Sie mir, ich bin selber aus allen Wolken gefallen. Damals habe ich noch nicht gewusst, was ich heute weiss. Nun muss man einmal abwarten, ob die Unternehmung gegen die Verfügung der Weko vorgeht und was allenfalls das Bundesverwaltungsgericht entscheidet. Danach kann man sich ein Bild machen. Und dann werde ich entscheiden, ob ich – auch wegen meines Amts als Ständerat – noch zu dieser Firma passe oder nicht.

Die Bündner Politik fordert jetzt eine lückenlose Untersuchung der Vorgänge im Tiefbauamt. Diese betreffen Ihre Zeit als Regierungsrat. Sehen Sie den Untersuchungen und Resultaten gelassen entgegen? 
Unbedingt. Ich glaube, die kantonale Verwaltung, die Regierung und alle Bürgerinnen und Bürger sind sehr daran interessiert, dass die ganze Angelegenheit untersucht und dass dabei vieles hinterfragt wird. Alle wollen wissen, wieso man nicht früher auf die Machenschaften aufmerksam geworden ist – besonders im Hinblick auf die Zukunft. Ich persönlich begrüsse diese Untersuchung. Sie wird ergeben, dass ich keine Informationen unterschlagen habe, weil ich zu keinem Zeitpunkt Anhaltspunkte für einen solchen Skandal hatte.

 

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Hr Engler treten sie zurück, sie sind als Ständerat nicht tragbar. Es ist kaum vorstellbar, dass sie nichts gewusst haben sollen, wo sie doch sonst immer so ein wifes Kerlchen sein wollen.

Entweder lügt Engler oder er hat keine Führungsqualitäten! Als VR eines in diesen Skandal verwickelten Unternehmens ist er als SR nicht mehr tragbar. Wenn er nur ein wenig Rückgrad besitzt, dann legt er sein SR-Mandat noch vor der nächsten Session ab.

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