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Linke Solidarität

Manche Linke sind schon seltsame Zeit-Genossen: Immer und überall fordern sie Solidarität und Toleranz ein. Solidarität mit Hausbesetzern. Solidarität mit Sans Papiers. Toleranz für muslimische Kleidervorschriften. Toleranz für wohlstandsverwahrloste Milchbubis in schwarzen Designerklamotten, die den Kapitalismus bekämpfen, indem sie Polizisten attackieren und Fremdeigentum zerstören. Und selbst wenn sich patriarchalisch geprägte Machos im öffentlichen Raum an Frauen vergreifen, bleiben viele der ansonsten so gendersensiblen GenossInnen stumm wie die Secondos in der Schweizer Fussballnati beim Abspielen der Nationalhymne.

Wehe jedoch, wenn sich ein paar Abtreibungsgegner erdreisten, einen friedlichen „Marsch fürs Leben“ durchzuführen, wie letzten Samstag in Bern. Dann ist es vorbei mit der linken Toleranz. Dann blasen Autonome zur (unbewilligten) Gegendemo, und die Fundi-Christen müssen durch ein massives Polizeiaufgebot geschützt werden. Dabei hätten vielleicht auch die ungeborenen Kinder ein bisschen linke Solidarität verdient.

Kurt Brändli
18.09.18 - 07:49 Uhr
Leserbrief
Ort:
Malans
Zum Artikel:
Demonstratin der Abtreibungsgegner und Gegendemonstration in Bern (Online-Ausgabe vom 15.09.2018)
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