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Sprachendebatte / Fremdpsracheninitiative

Es gibt keine belanglosen Sprachen

In seinem Leserbrief vom 12. Mai beklagt Gallus Cadonau die Tatsache, dass die Bündner Jugend in der Schule nicht mehr Französisch lernen darf. Die deutschsprachigen Schülerinnen und Schüler seien zudem diskriminiert, weil ihnen die italienische und romanische Sprache aufgezwungen werde. Richtig ist, dass die Fächer Romanisch und Italienisch aufgrund der Teilrevision des Schulgesetzes vom März 1997 demokratisch per Volksentscheid auf das Schuljahr 1999/2000 als Zweitsprachen im deutschsprachigen Teil des Kantons Graubünden eingeführt wurden. Der Entscheid beruhte auf das Prinzip «lerne zuerst die Sprache der Nachbarn», was auch den Vorgaben der Bundesverfassung, des Sprachenartikels und den Empfehlungen des Europarates entspricht, wonach die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften gefördert werden muss. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass die romanische und vor allem Südbündner Jugend darauf hingewiesen ist, Deutsch zu lernen. Andernfalls finden diese Jugendlichen nicht immer eine Lehrstelle und sie können keine weiterführenden Schulen besuchen. Sie bleiben in vieler Hinsicht als Sprecherinnen und Sprecher einer Minderheitssprache benachteiligt. Der Leserbriefschreiber bezeichnet Romanisch und Italienisch als «belanglose Sprachen». Diese Aussage zeugt von mangelnder Wertschätzung gegenüber zwei Kantons- und Nationalsprachen. Es gibt keine belanglosen Sprachen. Oder haben die ca. 30'000 Romanen und 19'000 Italienischsprachige, die in Graubünden leben, eine «belanglose Sprache» als Muttersprache? Die Sprachen gegeneinander auszuspielen ist nicht zielführend. Das aktuelle Bündner Sprachenkonzept ist ausgewogen, trägt den sprachlichen und kulturellen Besonderheiten unseres dreisprachigen Kantons Rechnung und funktioniert gut.

Vincenzo Todisco
14.05.18 - 16:50 Uhr
Leserbrief
Ort:
Rhäzüns
Zum Artikel:
Leserbrief von Gallus Cadonau vom 12.5.2018, S.18 Forum
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