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Omas und Opas zum Ausleihen

Sonja Ender und Monika Nutt engagieren sich beim Generationenprojekt «omapa».

Bündner Woche
03.01.24 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Seit vielen Jahren bei «omapa» dabei: Monika Nutt (links) und Sonja Ender.
Seit vielen Jahren bei «omapa» dabei: Monika Nutt (links) und Sonja Ender.
Laura Kessler

von Laura Kessler

Sie sind so etwas wie Grossmütter zum Ausleihen. Ersatz-Nanis. Doch mit der Zeit werde man schon zum «richtigen» Nani, sagt Monika Nutt mit einem Lächeln. Sie und Sonja Ender erzählen über ihr Engagement bei «omapa», einem Projekt des Vereins Compagna Graubünden, bei dem sich Personen ab 47 Jahren als Nanis und Nenis zum Hüten zur Verfügung stellen können. Das Engagement bedeutet, Zeit zu schenken an Familien und Kinder, die eigentlich fremd sind.

Für die beiden Frauen bedeutet es aber vor allem Sinnhaftigkeit. Glückliche, lustige Stunden, wie Monika Nutt sagt. «Ich kann etwas zurückgeben, etwas Gutes tun», ergänzt Sonja Ender. Beide Frauen sind mit viel Herzblut bei «omapa» engagiert. Das Angebot besteht in der jetzigen Form und unter diesem Namen seit Mai dieses Jahres. 2003 wurde bereits der Vorgängerverein «Leih-Nani» gegründet. Jetzt hat eine Öffnung stattgefunden, sind doch auch Nenis sehr willkommen. «Es wäre schön, wenn sich auch Nenis oder Paare bei uns melden würden», sagt Monika Nutt, die nicht nur als Ersatz-Nani, sondern auch im Vorstand und als Vermittlerin tätig ist. Auch Sonja Ender ist Leih-Nani und Vermittlerin.

«Ich kann etwas Gutes tun» – Sonja Ender

Das Konzept von «omapa» ist schnell erklärt. Ein niederschwelliges Angebot, bei dem sich interessierte Ersatz-Grosseltern über ein Formular melden können, die gerne tage- oder stundenweise Kinder betreuen wollen. Auch Familien können sich mit ihren Bedürfnissen bei der Organisation melden. Frauen wie Monika Nutt und Sonja Ender vermitteln dann die Familien und Grosseltern. Sie führen Gespräche, schauen, ob sich die beiden Parteien sympathisch sind. Klären, an welchen Tagen und für wie viele Stunden ein Betreuungsdienst gefragt ist. «Es ist manchmal gar nicht so einfach, die Grosseltern und Familien zusammenzuführen. Da muss vieles übereinstimmen», sagt Sonja Ender. Passt es aber, wird ein Vertrag aufgesetzt, in dem festgelegt wird, wann betreut wird, wie viele Stunden, welche Kinder und es werden Regeln abgesteckt. Die Eltern kommunizieren ihre Wünsche und Regeln, die Grosseltern tun dasselbe. «Wenn das klar ist, dürfen die Grosseltern nach eigenem Ermessen den Tag oder die Stunden mit den Kindern gestalten», sagt Monika Nutt. Fahrradfahren, den Spielplatz besuchen, Ausflüge machen, spielen, basteln, malen. Die «omapa»-Grosseltern können die Kinder entweder zu sich nach Hause nehmen oder die Familien in ihrem Daheim besuchen. Entlöhnt werden die Nanis – derzeit sind es nur Nanis – mit bescheidenen zehn Franken pro Stunde. Als kleine Anerkennung.

«Viele Eltern trauen sich nicht, in der Nachbarschaft nach Hilfe zu fragen» – Monika Nutt

Zudem sind die Grosseltern über die Organisation haftpflichtversichert, auch wird AHV abgerechnet. Ihr gebe das Sicherheit, sagt Sonja Ender. «Ich habe mich bewusst für eine Organisation entschieden, die das Finanzielle mit den Familien regelt und bei der ich Unterstützung finden würde, sollte es zu Schwierigkeiten kommen», ergänzt sie. Monika Nutt gibt zudem zu bedenken, dass sich viele Eltern im Privaten, zum Beispiel in der Nachbarschaft, gar nicht getrauen, nach Unterstützung zu fragen. Über die Organisation ist die Anfrage leicht und niederschwellig.

Sonja Ender war viele Jahre als Tagesmutter tätig. Jene Kinder, die sie einst als Tagesmutter betreut hat, begleitet sie nun als Ersatz-Nani. Über die Jahre entwickle man ein enges Verhältnis zur Familie, meint sie. Erlebt viele Entwicklungsschritte, sieht die Kinder grosswerden, wird eben wirklich zu einem Nani. Zu einer lieben Bezugsperson, die Geborgenheit schenkt. Die da ist, wenn sie die Kinder brauchen.

Auch Monika Nutt ist seit vielen Jahren ein Ersatz-Nani. Derzeit betreut sie ein einjähriges Mädchen. «Wir üben aber noch. Ohne Mama geht es noch nicht», sagt sie schmunzelnd. Sie hat Erfahrung und weiss, dass es irgendwann schon gehen wird. Es ist ein Sich-Finden. Ein Geben und Nehmen. Aber für die Frauen ist es vor allem eines: Freude.

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