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Die «Hexe» wird zum Leben erweckt

Nach wochenlangen Folterungen wurde sie im 18. Jahrhundert wegen Hexerei enthauptet: Anna Göldi aus Glarus. Nun wird ihre tragische Geschichte als Musical im Kanton Schaffhausen aufgeführt. Doch wer war Anna Göldi?

Victoria
Sutter
07.09.17 - 05:00 Uhr
Kultur
Vom 7. September bis 22. Oktober 2017 spielt das «Anna Gödli-Musical» in Schaffhausen.
Vom 7. September bis 22. Oktober 2017 spielt das «Anna Gödli-Musical» in Schaffhausen.
WIKIPEDIA

Die Hexenprozesse von Salem, die Tötungen auf dem Scheiterhaufen und brutale Verfolgungsjagden: Vor allem Frauen, die sich mit Kräutern und Medizin auskannten, wurden schnell der Hexerei beschuldigt. Und dafür getötet. Dafür brauchte es zuerst aber noch ein Geständnis der Beschuldigten: Dieses wurde meist durch Folterungen erzwungen.

Die letzte Hexentötung in Europa war die von Anna Göldi aus Glarus. Nun wird sie wiederbelebt – zumindest auf der Bühne. Vom 7. September bis 22. Oktober erzählt «Anna Göldi – Das Musical» die Geschichte der Dienstmagd aus dem 18. Jahrhundert. In Neuhausen am Rheinfall (Schaffhausen) wird der Hexenprozess um die letzte Hexe der Schweiz uraufgeführt.

Tickets können unter annagoeldi-musical.ch gekauft werden.

Die tragische Geschichte um Anna Göldi

« ... Daher wurde die Anna Göldi als Vergifterin zum Tode durch das Schwert verurteilt und am 18. Juni 1782 ( ... ) durch den Henker enthauptet. ( ... ) In dem Urteil wurden zwar die Worte «Zauberei» und «Hexerei» vermieden und stattdessen von der «ausserordentlichen und unbegreiflichen Kunstkraft» der Göldi gesprochen. Gemeint war natürlich die Zauberei.
Im schweizerischen Umland und im europäischen Ausland sprach man bald von einem Justizverbrechen und erstmals von einem Justizmord. Dass der Glarner Hexenprozess der letzte in Europa blieb, ist hauptsächlich der ausgedehnten und kritischen Berichterstattung durch die auswärtige Presse zu verdanken. ... »

Auf der Website www.annagoeldi.ch ist die Geschichte der Dienstmagd ausführlich erzählt.

Ihr trauriges Schicksal, beginnend mit einer unehelichen Schwangerschaft und einer Arbeit, die nie geschätzt wurde, endete unter Folterqualen und Zermürbung. Ihr Geständnis, sie habe ein Kind unter anderem mit Hilfe des Teufels verhext, war erzwungen. Es heisst, die damaligen Richter hätten lieber einem kleinen Mädchen aus gutem Hause geglaubt, statt einer armen, alten Bediensteten. Lieber habe man sich darauf konzentriert, ein erwünschtes Geständnis zu erzwingen als der Wahrheit nachzugehen. Nur aus diesem Grund habe Anna Göldi im Alter von 48 Jahren den Tod am Galgen gefunden – bestraft für etwas, dass ihr nicht bewiesen werden konnte.

Auch heute wird noch über ihr Schicksal gesprochen: Wo ist der Fehler passiert? Wurde die Frau zu Unrecht gehängt oder steckt doch etwas hinter den Vorwürfen, sie habe dem Kind etwas angetan?

Mit absoluter Sicherheit werden wir es nie wissen. Immerhin sorgte der Hexenprozess von Anna Göldi dafür, dass in Europa keine Hexenjagden mehr stattfanden.

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