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Der Kürbis als vielfältige Riesenbeere – zu Besuch auf dem Rüchihof in Trimmis

Im Herbst erobert der Kürbis die Herzen vieler. Der Rüchihof in Trimmis betreibt ein grosses Kürbisfeld. Wir waren zu Besuch und haben erfahren, auf was beim orangen Herbstboten geachtet werden muss.

Bündner Woche
14.10.23 - 11:00 Uhr
Klima & Natur

Von Jasmin Klucker 

Die orangen Riesenbeeren liegen alle verteilt auf dem Feld und geniessen die morgendlichen Sonnenstrahlen, die vom Berg runter scheinen. Ein etwas dunstiges Licht, alles noch ruhig und gelassen. Hinter dem Rüchihof in Trimmis im Schatten vom Stalldach wartet Urs Zindel. Ihm und seiner Familie gehört das grosse Kürbisfeld an der Autobahn. Jedes Mal eine Freude, wenn man die wunderschönen orangen Kürbisse umgeben von grünen Blättern beim Vorbeifahren sehen kann. Wir gehen ein paar Schritte, vor uns liegen in grossen Holzanhängern bereits gewaschene Kürbisse zum Verkauf bereit. Grosse und kleine. Bunte und einfarbige. Alles dabei. Im Moment sind die Halloweenkürbisse natürlich sehr gefragt. Es geht nicht mehr lange, bis Kürbisfans ihre Haustüren mit geschnitzten Kürbissen schmücken.

«Es ist wichtig, dass die Kürbisse auf einer weichen Unterlage liegen. Sonst sind sie Reibungen ausgesetzt und ihre Schale geht kaputt. Sie werden faul», erzählt Urs Zindel. Aus diesem Grund ruhen alle Kürbisse auf einer grünen Rasenmatte. Insgesamt liegen vor uns etwa 30 Zierkürbisarten und 50 Speisekürbisarten, jeder Kürbis auf seine eigene Art vielfältig einsetzbar. Von allen Kürbissorten sind mir die wenigsten bekannt. In den Händen haltend fühlen sich die Zierkürbisse ein wenig harter an, oft sind sie von kleinen Knöllchen besetzt. Die Farben können sich von satten bis ganz leicht blassen Farben vermischen. Der Speisekürbis wirkt, als ob er eine deutlich feinerer Schale hat. Vielleicht deshalb ist es bei einigen Speisekürbissen möglich, die Schale mitzukochen.

Zwischen 100 und 120 Tage, um zu wachsen

Einen kurzen Moment später steht Urs Zindel mit seinem Traktor hinter mir und ruft: «Einsteigen». Mit dem Traktor fahren wir langsam in den schon bereits vorhandenen Spuren dem Feld entlang. Überall liegen noch einzelne Kürbisse herum, Spätzünder, wie sie der Landwirt nennt. Die würde man daran erkennen, dass sie noch ein wenig grün gesprenkelt seien. «Sie müssen noch ein bisschen Geduld haben, bis sie ihr sattes Orange bekommen. Erst dann werden sie mitgenommen». Die Kürbisse brauchen zwischen 100 und 120 Tage, um zu wachsen. Die Samen werden direkt in die Erde gepflanzt. Das passiert meistens Anfang April. Ein paar Kürbisse auf dem Feld erlitten ein Sonnenbrand. Ja, das gibt es nicht nur bei uns Menschen, es passiert sogar bei Früchten. Auch bei ihnen sieht es schmerzhaft aus. Man kann sich das wie eine geplatzte Haut vorstellen. Das Innere der Kürbisse hatte zu heiss und explodierte. Diesen Sommer war das leider bei vielen Kürbissen der Fall. Der Kürbis stammt zwar aus Südamerika, er mag es trotzdem nicht dauerhaft heiss. «Im Grossen und Ganzen war die Ernte aber sehr erfolgreich», sagt Urs Zindel.

Einzigartig: Jeder Kürbis ist auf seine Art schön.
Einzigartig: Jeder Kürbis ist auf seine Art schön.
Bild Jasmin Klucker
In der Sonne gelegen: Den Kürbis erwischte ein heftiger Sonnenbrand.
In der Sonne gelegen: Den Kürbis erwischte ein heftiger Sonnenbrand.
Bild Jasmin Klucker
Halloweenkürbisse: Die bunten Riesenbeeren sind bereit, geschnitzt zu werden.
Halloweenkürbisse: Die bunten Riesenbeeren sind bereit, geschnitzt zu werden.
Bild Jasmin Klucker

Der Traktor wird langsamer, bis er schlussendlich ganz stehen bleibt. Jetzt stehen wir auf dem Feld, die Erde fühlt sich unter den Füssen eher hart an. Unter gewissen Kürbissen ist noch eine schwarze Folie sichtbar. «Das ist die Mulchfolie. Sie ist abbaubar und verhindert zusätzliches Keimen von Unkraut.» Hat der Kürbis Feinde? Urs Zindel lacht. «Klar hat er das. Am meisten plagten ihn vor ein paar Jahren die Krähen. Sie wissen genau, wo wir die Samen pflanzen». Die Kürbissamen werden im Abstand von je 80 Zentimeter gesät. Die Krähen können das erkennen, weil es Löcher in der Mulchfolie hat. «Ausserdem mag er die Kälte gar nicht. Um die Früchte zu schützen, bedecken wir sie bei Kälte mit einem Vlies. Aber alles in allem ist der Kürbis eine robuste Frucht». Beim Weitergehen erzählt Urs Zindel, dass es wichtig sei, dass sich die Samen nicht kreuzen. Denn wenn das passiert, werden die Kürbisse bitter oder sogar giftig.

Mal etwas anderes

Es ist spannend, wie Kürbisse vor sich hin wachsen. Bis jetzt waren sie einfach püriert in meiner Suppe und es war jedes Mal ein Gaumenschmaus. Mit dem Traktor kommen wir an den wunderschön angerichteten Wägen vorbei, die zwischen einem Blumenfeld und der Kuhweide stehen. Die einen Kürbisse liegen auf einer Holzbank bereit. Auf einem weissen Schild hinter ihm steht, wie das Exemplar heisst, und wofür es sich gut eignet. Schon da kann man erkennen, dass ein Kürbis weit mehr zu bieten hat als eine Grundlage für Suppe. Auf dem Wagen dahinter befinden sich schön angerichtet die Speisekürbisse und die Dekokürbisse. Mich lächelt der Butternut Kürbis an. Als die Franken in die Kasse klimpern, kommt, mir die Idee, am Abend Ofenkürbis mit Feta zu geniessen. Mal etwas anderes. Mit dem Wissen, dass es noch hundert andere Sorten zum Probieren gibt.

Mit einem starken Händedruck verabschiedet sich Urs Zindel. Er muss weiter arbeiten, schliesslich ist auf einem Hof mit Tieren und Kürbissen viel zu tun. Die Sonnenstrahlen, die unterdessen schon weit oberhalb der Berge hinter dem Rüchihof leuchten, begleiten mich auf meinem Nachhauseweg. Vollgepackt mit vier Kürbissen, die alle etwas ganz Spezielles sind.

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