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Rutsch Schwanden: Es bröckelt am Sonntag weiter, aber der grosse Rutsch droht noch 

Vom Schwander Erdrutsch Betroffene haben kurz zurückkehren können, um Nötigstes zu holen oder Autos und Velos zu bergen. Die Rutschung bleibt aber aktiv, meldet die Gemeinde am Sonntagnachmittag.

Fridolin
Rast
03.09.23 - 15:01 Uhr
Ereignisse
Vorübergehende Beruhigung: Im Morgenlicht präsentiert sich das Hauptschadengebiet in der Plattenau mit der Wagenrunse, deren Wasser die Rutschmasse verflüssigt und verteilt hat.
Vorübergehende Beruhigung: Im Morgenlicht präsentiert sich das Hauptschadengebiet in der Plattenau mit der Wagenrunse, deren Wasser die Rutschmasse verflüssigt und verteilt hat.
Bild Gemeinde Glarus Süd

97 Personen haben wegen des Erdrutsches Wagenrunse vom Dienstagabend in Schwanden ihre Häuser im Plattenauquartier verlassen müssen. Bereits am Samstag hat der Gemeindeführungsstab (GFS) einem Teil von ihnen ermöglicht, für kurze Zeit in ihre Wohnungen zu gehen und die wichtigsten persönlichen Gegenstände zu bergen.

Am Sonntag konnten Betroffene ihre Fahrzeuge aus dem Gefahrengebiet zu bergen. Von der Möglichkeit machten rund 20 Personen Gebrauch. Sie wurden bei der Aktion durch Angehörige der Feuerwehr unterstützt. Geborgen wurden Autos, Motorräder, Elektrovelos und Velos. Die Fahrzeughalter und -halterinnen seien dankbar für die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge aus dem Gefahrengebiet holen zu können.

Die dafür freigegebenen Häuser und Wohnungen lagen alle in einer Zone, in der die Naturgefahrenkommission der Gemeinde zusammen mit den Geologen das Restrisiko als vertretbar bewerteten, wie die Gemeinde in einer Mitteilung vom Sonntag schreibt. Vom Angebot sei reger Gebrauch gemacht worden, man habe aber am Samstag stärker beschränken müssen als ursprünglich geplant: «Aus Sicherheitsgründen konnte nur einer Person pro Wohnung der Zugang gewährt werden und das individuelle Zeitfenster wurde auf 10 Minuten beschränkt.»

Der Rutsch bleibt aktiv, die Situation kritisch

Die Situation im Gebiet Wagenrunse bleibt kritisch und instabil, wie die Gemeinde schreibt: «In der Nacht auf Sonntag haben sich wenige Hundert Kubikmeter Geröll gelöst. Die Lage hat sich deshalb jedoch nicht entspannt.» Noch immer sei völlig unklar, wann, wie und in welchem Umfang sich die bislang oben im Rutschgebiet verharrenden rund 60’000 Tonnen Erdmasse lösen würden. «Die Naturgefahrenkommission der Gemeinde Glarus Süd hat das Rutschungsgebiet in enger Zusammenarbeit mit den Geologen in verschiedene Zonen eingeteilt. Bei den zentraleren Zonen mit hoher und höchster Gefahr kann an ein Betreten noch lange nicht gedacht werden.»

Gegenüber den letzten Tagen habe sich die Situation jedoch etwas beruhigt, schrieb die Gemeinde bereits am Samstag. Der Luftraum über der Rutschung sei für jeglichen Flugverkehr inklusive Drohnen gesperrt.

Die Evakuation für die Häuser ab Werkhof Richtung Elm habe aufgehoben werden können. Dieser östliche Teil der Herrenstrasse ist über einen Steg von der Sernftalstrasse aus erreichbar, wie ein Blick auf die Karte zeigt. «Selbstverständlich wird aber auch die Situation für diesen Perimeter weiterhin sehr aufmerksam beobachtet.»

Schlimme Situation für die Evakuierten

Die evakuierten Schwanderinnen und Schwander wurden am Freitagabend vom Gemeindeführungsstab und weiteren Personen über die aktuelle Situation zur Rutschung Wagenrunse informiert. «Mögliche Entwicklungsszenarien wurden aufgezeigt, Versicherungsfragen wurden geklärt und die verschiedenen Hilfsangebote wurden vorgestellt.» Die zahlreich anwesenden Personen seien den Ausführungen sehr aufmerksam gefolgt und hätten danach viele Fragen gestellt. Die Gemeinde schreibt: «Der Abend verdeutlichte, wie schlimm die Situation für die evakuierten Personen ist. Ein grosser Teil wird nicht mehr in die frühere Wohnung zurückkehren können.»

Wie sich die Rutschung entwickelt, könne nicht vorhergesagt werden. Umso wichtiger sei es, dass die Hilfsangebote bekannt seien und auch genutzt würden. «Der Gemeindeführungsstab betonte, dass ihm die ausserordentlich schlimme Situation der evakuierten Personen sehr bewusst ist.» Der Wunsch nach mehr Möglichkeiten, persönliche Effekten zu bergen, werde gut verstanden: «Es bleibt jedoch das oberste Ziel, Personenschäden zu vermeiden.»

Zahlreiche Personen haben den ermöglichten Zutritt jedoch auch sehr positiv gewürdigt und den Verantwortlichen dafür gedankt. Besonders gelobt worden sei die professionelle und empathische Betreuung durch die Feuerwehrangehörigen.

Hilfe bekommen und helfen

Noch bis morgen Dienstag übernimmt die Gemeinde Glarus Süd noch die Kosten für Hotelübernachtungen oder für Ferienwohnungen, so die Mitteilung vom Samstag. Danach gehe die finanzielle Verantwortung dafür an die betroffenen Personen über. Die Gemeindeführungsorganisation sei jedoch sehr zuversichtlich, dass bis dahin gute und dauerhaftere Wohnlösungen für alle Betroffenen gesichert werden könnten.

Mit der Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden haben der Kanton Glarus und die Gemeinde Glarus Süd laut dem Gemeinderat eine sehr gute Drehscheibe geschaffen, die den evakuierten Menschen unbürokratisch hilft.

Entsprechende Informationen gibt es auf der Gemeinde-Website. Drängende Fragen nimmt die Hotline der Gemeindeführungsorganisation entgegen. Die «Sozialberatung für die Opfer des Erdrutsches in Schwanden» bringt Wohnungssuchende und Anbieter von Lösungen zusammen, und die Sozialberatung hilft auch bei anderen Bedürfnissen, etwa bei finanziellen Engpässen. 

«Geraten Opfer der Rutschung in finanzielle Nöte, so versucht die Sozialberatung zusammen mit der Hilfsstiftung Glarus Süd und der Winterhilfe ebenfalls unbürokratisch und schnell zu helfen.» Fehlt es an Kleidung, so verweist sie an die beiden Solishops in Schwanden und Glarus, die zu sehr günstigen Konditionen Second-Hand-Kleider anbieten. «Der Kanton Glarus und die Gemeinde Glarus Süd bauen mit diesen Angeboten auf den bestehenden und bewährten Strukturen auf, was sehr effiziente und qualitativ hochstehende Hilfeleistungen ermöglicht.»

Wieder arbeiten können

Der Gemeindeführungsstab prüft laut der Mitteilung auch, ob Gewerbetreibenden und Unternehmen ein Teilzutritt zu den grossen Industriegebäuden im betroffenen Gebiet gewährt werden kann. Dass eine solche Möglichkeit wichtig wäre, sei dem GFS sehr bewusst. Ob darüber positiv entschieden und welche Rahmenbedingungen gesetzt werden könnten, müsse aber im Rahmen der aktuellen Risikoanalyse geklärt werden.

So können Sie helfen

Wer für die Betroffenen Geld spenden möchte, kann dies laut der Gemeinde Glarus Süd über die Hilfsstiftung Glarus Süd tun. Die entsprechenden IBAN-Daten: CH46 0680 7020 0306 0470 0; Hilfsstiftung Glarus Süd, Feldstrasse 6, 8777 Diesbach, mit dem Vermerk: «Rutschung Wagenrunse, Schwanden». 

Wer Kleider spenden möchte, kann dies beim Soli Shop Schwanden, Mühleareal 27, 8762 Schwanden, der während der nächsten zwei Wochen jeweils Dienstag und Donnerstag von 8 bis 11.30 und 13.30 bis 16.45 Uhr offen ist und per Telefon 055 644 18 84 respektive E-Mail info@alo-job.ch erreichbar ist.

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Ich denke auch beim Elementarschdenfall ist bei nicht mehr bewohnbaren Räumen die Gebäude Sachversicherung für Fremdplatzierungen zuständig und Schadenersatzpflichtig.

Guten Morgen, ohne Frühstück und halb im Dunkeln geht dass Schreiben nicht so gut. Ich habe mich jetzt immer nur beschwert und könnte noch weiter. Aber ich möchte mich bei der Feuerwerkmänner bedanken, die haben mich abgeholt beim Hotel und geholfen ins Auto zu steigen, da ich Hüft Problem habe. Leider haben meine 2 Katzen immer noch Angst gefangen zu werden. Es wäre Nett wenn z. B. Frau Beer hinein dürfte sie wäre Ruhiger und könnte die beide evt. Beruhigen. Sie haben jetzt Futter und Wasser, aber es ist kein Leben für sie und mich. Da habe ich ein Problem mit der Gemeinde Süd.

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