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Aufräumarbeiten laufen

Am Mittwochabend sind während eines Gewitters im Kanton Graubünden mehrere Rüfen niedergegangen. Verletzt wurde niemand. Eine Familie musste allerdings die Nacht im Auto verbringen.

Südostschweiz
02.08.18 - 16:44 Uhr
Ereignisse

Am Mittwoch zwischen 17 und 21 Uhr gingen bei der Kantonspolizei Graubünden mehrere Meldungen über Ereignisse im Zusammenhang mit dem Gewitter ein. Im Val Russein bei Sumvitg blockierte ein Bach mit Geschiebe die Strasse. Rund 20 Personen konnten das Tal verlassen, nachdem die Strasse mit einem Pneulader geräumt worden war. In Val Faller bei Mulegns schwemmte eine Rüfe eine Brücke weg, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

Nacht im Tunnel verbracht

Eine dreiköpfige Familie musste die Nacht in ihrem Auto im Tunnel im Val S-charl verbringen, nachdem mehrere Rüfen die Strasse verschüttet hatten. Der Mann und die beiden Frauen wurden am Donnerstagmorgen mit der Helibernina nach Scuol geflogen, wo sie in den Ferien weilen. Ein erster Rettungsversuch am Mittwochabend durch die Rega scheiterte an der schlechten Sicht. Auch der lokale Rettungstrupp musste seinen Versuch abbrechen, weil das betreffende Gebiet nicht zugänglich war. Dies teilte die Gemeinde Scuol am Donnerstag mit.

Das Val S-charl blieb bis am Donnerstagabend kurz vor 17 Uhr für jeglichen Verkehr gesperrt. Für Fussgänger und Velofahrer konnte die Sperre dann aufgehoben werden, für Autos und Kleinbusse gilt die Sperre noch bis am Freitagmorgen um 8 Uhr. Der Postautokurs ist noch bis am Samstagmorgen um 8 Uhr von der Sperre betroffen. Das Val d'Uina ist für Fussgänger und Velofahrer wieder zugänglich, für Autos aber bis auf weiteres gesperrt.

Ebenfalls mit dem Helikopter ausgeflogen werden musste eine vierköpfige Tourengruppe, die im Silvrettagebiet ins Gewitter geraten war. Die Rega überführte die unterkühlten Wanderer beim zweiten Rettungsversuch nach Klosters. Den ersten Versuch musste die Rettungscrew wegen schwierigen Wetterbedingungen mit Starkregen und Hagel abbrechen.

Von einer Rüfe verschüttet wurde auch die Flüelastrasse auf der Nordseite kurz vor der Passhöhe. Zunächst gingen Fachleute des Tiefbauamts Graubünden davon aus, dass die Passstrasse um 10 Uhr, später um 12 Uhr wieder geöffnet werden kann. Seit 13 Uhr ist die Passstrasse wieder offen.

Schlammrüfe in Trimmis

In Trimmis hielt das Bachbett die Dorfrüfi zurück. Der Bach brachte viel Wasser und Geschiebe mit sich. Die ausgerückte Feuerwehr stellte aber fest, dass das Auffangbecken über genügend Volumen für diese Massen verfügte. Im Leservideo fliesst zunächst nur etwas Wasser. Doch dann ...

Keine Probleme in Bregaglia

Wie Martin Keiser vom Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden auf Anfrage sagte, hat das Gewitter am Mittwochabend die Gefahrensituation in der Gemeinde Bregaglia nicht verändert. Das Gewitter sei weniger stark ausgefallen, als befürchtet. «Ein normales Sommergewitter», wie es Keiser umschrieb. Die Einsatzkräfte seien in Bereitschaft gewesen, Schäden seien keine entstanden.

Am Dienstag teilte die Gemeinde mit, dass Messungen am Cengalo auf Bewegungen im Fels hindeuteten, die Lage aber nicht besorgniserregend sei.

Ofenbergstrasse gesperrt

Bis auf weiteres gesperrt bleibt auch die Ofenbergstrasse zwischen Zernez und Tschierv. Auch in diesem Gebiet hat ein Rüfenniedergang die Strasse verschüttet. Die Zufahrt nach Livignio via La Drossa bleibt deshalb bis auf weiteres gesperrt.

Überschwemmungen in der ganzen Ostschweiz

Heftige Gewitter haben auch in der Ostschweiz die Feuerwehren auf Trab gehalten. Sie mussten zu mehreren hundert Einsätzen ausrücken. In St. Gallen stand die A13 unter Wasser.

Die Gewitter zogen am Nachmittag und Abend über die Ostschweiz. Laut SRF Meteo kam es zu heftigen Sturmböen. In Altenrhein etwa wurden demnach Winde von bis zu 118 Kilometern pro Stunde registriert. Dabei stürzten in den Kantonen St. Gallen und Thurgau Bäume um, Keller liefen mit Wasser voll und Strassenabschnitte wurden überspült. Personen kamen nach ersten Erkenntnissen keine zu Schaden.

Im Kanton St. Gallen mussten die Rettungskräfte an rund 300 Einsätze ausrücken, wie das «St. Galler Tagblatt» unter Berufung auf die Polizei berichtete. Ein Polizeimitarbeiter bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in der Nacht mehrere Einsätze. Weitere Angaben machte er nicht.

Die Feuerwehr bekämpft den Brand in Muolen. KANTONSPOLIZEI ST. GALLEN
Die Feuerwehr bekämpft den Brand in Muolen. KANTONSPOLIZEI ST. GALLEN

Musikfestival evakuiert

In Muolen brannte laut Medienbericht der Dachstock eines Hauses aus. Nach ersten Erkenntnissen habe ein Blitz eingeschlagen. In Arbon am Bodensee wurde das das Gelände des Open Airs «Heizwerkfestival» geräumt. Grund waren Sturm und Regen, wie die Organisatoren auf Facebook mitteilten. Unter anderem hätte die Band Züri West auftreten sollen.

Bei St. Margrethen wurde die A13 überflutet. Die Strasse war über Stunden in beide Richtungen gesperrt. Am frühen Donnerstagmorgen konnte der Verkehr wieder rollen, wie die Polizei mitteilte.

Die teils lokal heftigen Gewitter änderten nichts an der Dürre. Sie waren nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein. Um die Auswirkungen der Trockenheit nachhaltig zu mildern, bräuchte es flächendeckende und vor allem längere Niederschläge, wie Markus Kägi von MeteoSchweiz gegenüber Keystone-SDA sagte. «Am Mittwoch regnete es teils zwar intensiv, aber nur punktuell und nirgends über eine längere Zeit», sagte der Meteorologe. (so/sda)

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