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Im GEX

Christian
Ruch
26.08.17 - 10:00 Uhr
Noch heisst er Glacier Express. Noch ...
Noch heisst er Glacier Express. Noch ...
YANIK BÜRKLI

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Der weltberühmte Glacier Express, in Fachkreisen kurz GEX genannt, soll ein neues Konzept bekommen. In den letzten Jahren sanken die Fahrgastzahlen deutlich, was nicht weiter überrascht, denn dass ein Zug für fast 300 Kilometer rund acht Stunden benötigt, kennen Gäste aus Indien oder Deutschland von daheim, ist für sie also irgendwie nichts Besonderes. Zudem ist ein so langes Sitzen schon aus Gründen der Thromboseprophylaxe nicht zu empfehlen.

Doch genau diesem Aspekt soll jetzt Rechnung getragen werden und die Abkürzung GEX langfristig für Gesundheitsexpress stehen. Da der Zug angesichts des Klimawandels immer mehr zum Geröllhalden Express mutiert, muss ohnehin bald ein neuer Name her. Im Gesundheitsexpress gibt es Zusatzleistungen aller Art: So geht zwischen Andermatt und Disentis unter dem originellen Motto «Zahnstange trifft Zahnspange» bzw. «Willkommen in der Zahnrat-Bahn» (das ist noch offen) ein Kieferorthopäde durch den Zug und informiert über den Fehlbiss. Um Dentalhygiene geht es zwischen Preda und Spinas, wo der Bau des neuen Albulatunnels mit dem Slogan «Hier wird gebohrt – auch bald bei Ihnen?» verknüpft wird, um einen besorgten Blick in die Fahrgastmünder zu werfen. Die Fahrt durch den Furkatunnel steht dagegen unter dem lustigen Motto «Juhuu, jetzt gehts ins Loch!» und bietet von der Hämorrhoidenverödung bis zur Darmspiegelung die ganze Palette proktologischer Prozeduren, bei Bedarf sogar gynäkologische Untersuchungen.

Längere Halte nutzen die Sponsoring-Partner des neuen GEX für unverbindliche Beratungen auf dem Perron, so etwa ein Brustimplantationsgespräch (BRIG) oder ein neuartiges Vireninfektionsschutzprogramm (VISP). Im Bahnhof der Bündner Hauptstadt kommt es dagegen zu einem Meet-and-Greet mit Gesundheitsdirektor Christian Rathgeb, der die vom Sitzen schon ganz steifen Gäste aus Zermatt zu Leibesübungen animieren soll. Das Motto hier: «CHUR – 'Chumm hüpfe unterm Rathgeb!'» Selten hat mich ein Tourismuskonzept so überzeugt! Sie nicht auch?

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