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Vom Goldenen Dachl zum Konstanzer Konzil

Hans Peter
Danuser
19.12.17 - 00:00 Uhr
WIKIMEDIA

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Der letzte Blog berichtete vom Alphornkonzert unter dem «Goldenen Dachl» in Innsbruck und dessen Bauherrn, Kaiser Maximilian I. Während wir in der Innsbrucker Altstadt konzertierten, kam mir in den Sinn, dass ein Vorfahre des Kaisers, Herzog Friedrich IV. von Österreich, vor 600 Jahren am Konzil von Konstanz eine Rolle spielte, die für die Schweizer Geschichte bedeutend war.

Die Details sind mir deshalb bekannt, weil Konstanz das 600-Jahr-Jubiläum des einzigen Konzils nördlich der Alpen seit 2014 ausgiebig feiert. Der römisch-deutsche König Sigismund hatte das Konzil einberufen, um den damals herrschenden Zustand (Schisma) mit drei konkurrierenden Päpsten zu beenden. Zwei kamen erst gar nicht ans Konzil und dankten ab, der dritte, Johannes der XXIII., versuchte vergeblich, mit seiner Flucht aus Konstanz seiner Absetzung zu entgehen (NZZ vom 11. November 2017).

Hier kommt nun der Habsburger Friedrich VI. ins Spiel, der auf politischem Feld mit König Sigismund rivalisierte und Papst Johannes zur Flucht verholfen hatte. Um ihn dafür zu strafen, forderte der König die von Bern, Zürich, und Luzern angeführten, ebenfalls in Konstanz vertretenen Eidgenossen auf, den Aargau und die dazugehörende Stammburg der Habsburger zu besetzen, was diese zügig ausführten. Es waren die ersten gemeinsamen bewirtschafteten Untertanenlande der alten Eidgenossen, derentwegen sie sich fortan zu regelmässigen Tagessatzungen trafen, was wesentlich zu Identität und Zusammenhalt des «Staatenbundes» beigetragen hat.

Wie intensiv die Konstanzer das Konziljubiläum gefeiert und abgeschlossen haben, zeigt ein Kurzbericht aus der Feder von Clarissa von Platen:

«Gerade kommen wir von den Feierlichkeiten des Konziljubiläums. Es war ein vollbesetzter Festakt im Konzilsgebäude mit unzähligen Würdenträgern der Kirche (vornheran Gesandter des Papstes Kardinal Koch, Weihbischof Wehrle, Landesbischof, Erzbischof, Diakone, Dekane, Oberinnen, Schwestern und Pfarrer), der Politik, des Adels (auch die südbadische Adelsgesellschaft mit Graf von und zu Bodman an der Spitze) und der Gesellschaft.

Nach dem Festakt ging es in einer langen Prozession (vorne die Kirchenvertreter, Hunderte von Ministranten und Fahnenschwingern) über die Marktstätte und die Wessenbergstrasse zum Münster und zum Festgottesdienst. Orgelbrausen, Chöre, Orchester, Weihrauch und Liturgie erfüllten den vollbesetzten Kirchenraum. Es war ein wirklicher Höhepunkt des Jahres und des Jubiläums, allerdings ohne aussagekräftige Wegweiser. Insgesamt ein eindrucksvoller Tag, der uns 600 Jahre nach dem bahnbrechenden Geschehen der Papstwahl von 1417 die menschliche Seite von Kirche, Macht und Staat wieder ganz real präsentiert hat.»

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