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Jubiläum mit «schönster Nebensache» der Welt

Die Aidshilfe Graubünden macht ein Theater um ihr 30-jähriges Bestehen. Die Arbeit geht ihr nicht aus.

01.09.17 - 13:57 Uhr
Leben & Freizeit
Die Aidshilfe Graubünden macht ein Theater um ihr 30-jähriges Bestehen.
Die Aidshilfe Graubünden macht ein Theater um ihr 30-jähriges Bestehen.
Olivia Item / OLIVIA ITEM

Aufklärungsarbeit einmal anders: Die Aidshilfe Graubünden, die 1987 in Chur gegründet wurde, tritt zur Feier ihres Jubiläums gleich doppelt an die Öffentlichkeit. Zum einen bringt sie ihre Kernthemen Sexualität, Ansteckung und Ausgrenzung auf die Bühne: mit dem vom Theater Muntanellas inszenierten Stück «Liebe, Lust und Schokoküsse – Eine theatrale Collage über die schönste Nebensache der Welt».

Zum anderen präsentiert die Aidshilfe ihre Arbeit in einer Ausstellung. In der Cafeteria der Klinik Beverin in Cazis wurde diese durch die Gestalterin Christina Luzzi realisiert und ist seit gestern und noch bis 30. November zu sehen.

Alle Hüllen werden fallen

Muntanellas-Regisseurin Lina Frei-Baselgia versuchte gestern vor den Medien die Arbeit am Stück «Liebe, Lust und Schokoküsse» in Worte zu fassen. «Es war ein rechter Brocken für uns», gab sie zu. Denn in der rasanten Collage aus der Feder der Bündner Theatermacherin Magdalena Nadolska würden sämtliche Tabus gebrochen und alle Hüllen fallen gelassen. Dies habe ihre Laienschauspieler unglaublich gefordert.

Grundlage des Textes für das Theaterstück waren Interviews mit Direktbetroffenen gewesen, die Nadolska mit Passagen rund um Liebe, Sex, Krankheit und menschliche Vielfalt angereichert hatte.

Halbwissen über HIV

Warum diese Art von Jubiläumsfeier? «Wir wollen die Öffentlichkeit aufmerksam machen auf Themen, die immer noch tabuisiert werden», sagte Aidshilfe-Geschäftsführerin Lisa Janisch. Gründe dafür lägen ironischerweise darin, dass der HI-Virus nicht mehr so furchterregend daherkom- me wie noch vor 30 Jahren. Damals sprach man gar davon, infizierte Personen mit einem Tattoo zu versehen, zum Schutz vor anderen, wie Janisch erklärte.

Heute jedoch ist der Immunschwäche-Virus therapierbar. Nur wenige sterben noch an Aids. Schweizweit hat die Anzahl Infizierter in den letzten 30 Jahren massiv abgenommen. Gemäss Janisch leben in Graubünden noch ungefähr 300 Personen mit HIV. Dank der erfolgreichen Therapie werde die Krankheit auch bagatellisiert. Das Halbwissen über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen sowie die Angst, sich anzustecken, seien jedoch immer noch sehr präsent. «Wir hatten gerade kürzlich ein Telefon aus einer Kinderkrippe. Es ging darum, ob Gefahr drohe, falls ein HIV-infiziertes Kind eintreten würde. Dabei besteht bei Alltagskontakten kein Risiko», so Janisch.

Weitere Informationen gibt es hier.

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