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Damit das Alter nicht zu gemütlich wird

1997 bot Pro Senectute Graubünden zum ersten Mal Kurse an. Die Inhalte änderten sich, eines blieb bis heute: Überdurchschnittlich viele Frauen kommen.

28.08.17 - 05:00 Uhr
Leben & Freizeit
Gemeinsam statt einsam: Bei Pro-Senectute-Turnstunden geht die Geselligkeit vor.
Gemeinsam statt einsam: Bei Pro-Senectute-Turnstunden geht die Geselligkeit vor.
PRO SENECTUTE GRAUBÜNDEN

Katrin Meier, die kleine umtriebige Leiterin der Fachstelle Bildung und Kultur bei Pro Senectute Graubünden stellt zweimal im Jahr eine ganze Palette verschiedener Kurse für Menschen über 65 zusammen. Sie ist unter anderem verantwortlich dafür, dass diese in Chur Minitrampolin springen können, in Li Curt ein iPhone bedienen lernen oder in Sils Maria bei einer Yoga-Lektion «die schlummernden Kräfte» wecken können. So steht es auf jeden Fall im Kursprogrammheft mit dem malerischen Titel «Envista».

Wer dies noch nicht kennt, sollte es sich so bald wie möglich zu Gemüte führen. Denn im September können Interessierte bei sämtlichen Kursen und Veranstaltungen «hineinschnuppern», wie Meier erklärt. Mit dieser Aktion wolle man das 20-jährige Bestehen der Kursangebote in Graubünden feiern.

Sie zeigt auf das erste, schwarz-weisse Kursprogramm von 1997. «Damals boten wir lediglich einige wenige Kurse an, die rückblickend eher defizitorientiert daherkamen. So wurde zum Beispiel Beckenboden- oder Gedächtnistraining angeboten», sagt die schwarzhaarige sportliche Frau.

Nicht nur die Anzahl der Kurse, sondern auch deren Inhalte hätten sich seit dieser Zeit stark verändert, sagt sie. Denn: Heutzutage wird Alter viel mehr als Bereicherung oder als Potenzial denn als Gebrechen gesehen. Dies bestätigt auch Meier: «Wir erleben Menschen, die noch im hohen Alter neue Begabungen und Interessen für sich entdecken.»

Wider der Gemächlichkeit

Ihr ist es sichtlich ein grosses Anliegen, ältere Menschen aus ihrem Trott herauszuholen, Einsamen unter ihnen neue Kontakte zu ermöglichen und ihnen neue Welten zu eröffnen. Nicht alle aber würden sich von Meiers Enthusiasmus gleich stark anstecken lassen, wie sie zugibt. «Ich stelle fest, dass es häufig Frauen sind, die etwas Neues wagen. Diese buchen dann etwa, ohne jegliche Vorkenntnisse, einen Englischkurs oder lernen eine neue Sportart.»

Renata Pitsch, Kommunikationsleiterin bei Pro Senectute, deutet den Frauenüberschuss so: «Frauen mussten ihr ganzes Leben lang mit Veränderungen umgehen, mussten sich ständig neu orientieren. Dadurch haben sie vielleicht eine etwas grössere Offenheit gegenüber Neuem und wagen es, auch in ganz unbekannte Gebiete vorzudringen.»

Männer hingegen seien manchmal gefangen in ihren Leitplanken und könnten nicht aus ihrer Haut. Es gäbe jedoch immer auch Ausnahmen. «Der Grundkurs Kochen zum Beispiel ist jeweils fest in Männerhand», wie Meier sagt. Sie erzählt von acht Mitgliedern einer Kochgruppe, die sich so gut verstanden hätten, dass sie kurz entschlossen einen gemeinsamen Ausflug unternommen hätten. Und dies erst noch mitsamt der Kursleiterin.

Männer brauchen Wettbewerb

Den Leitenden bei Pro Senectute kommt in der Tat eine besondere Bedeutung zu. Tanz-, Turn-, Aquafit- und auch die Wandergruppen etwa werden von am Durchführungsort gut vernetzten und speziell ausgebildeten Instruktoren geführt. Ihre Persönlichkeit ist es denn auch, die die älteren Menschen häufig in die Kurse lockt, nebst der sportlichen oder künstlerischen Betätigung und der Gesellschaft von Gleichgesinnten, wie Meier sagt.

Damit auch die Männer noch mehr Gefallen an den Kursen finden, hat sie ein auf sie zugeschnittenes Angebot geschaffen. In diesem Herbst wird der Kurs «Sport und Bewegung für Männer» durchgeführt. «Männliche Teilnehmer wollen Wettbewerb, wollen sich messen können», meint sie. Deswegen seien beispielsweise Stafetten oder Parcours geplant, die in einer bestimmten Zeit absolviert werden müssten.

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