×

Bistums-Sprecher motzt gegen «Ehe für alle»

Der Sprecher des Bistums Chur, Giuseppe Gracia, schiesst gegen die Ehe für Homosexuelle. In einem offenen Brief kritisiert er die Forderung nach der Gleichbehandlung aller Paare.

07.07.17 - 11:46 Uhr
Politik
Gracia IdW
Giuseppe Gracia, Sprecher des Bistums Chur, übt deutliche Kritik an der Ehe für Homosexuelle.
MARCO HARTMANN, ARCHIVBILD

In den letzten Tagen wurde der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas in den sozialen Medien heftig kritisiert, weil er sich gegen die Eheschliessung von Homosexuellen ausgesprochen hatte. Das Hauptproblem bei einer «Ehe für alle», wie sie in Deutschland diese Woche beschlossen wurde, sähe er bei der Frage nach dem Adoptionsrecht. Nun hat ein weiterer bekannter Name aus Graubünden sich klar gegen die Ehe für Homosexuelle gestellt: der Sprecher des Bistums Chur und Schriftsteller Giuseppe Gracia.

Gracia schreibt in einem offenen Brief, den der «Blick» publik gemacht hat, zu Beginn mit ironischem Unterton, er frage sich, ob «die auf Dauer angelegte Ehe» für ein «progressives Volk wie das unsere» nicht «ein Auslaufmodell» sei. Immerhin sei die traditionelle Ehe die Hauptursache aller Scheidungen.

Staat begehe «Selbstmord in Zeitlupe»

Allerdings, so der Bistums-Sprecher, habe der Staat die Ehe zwischen Mann und Frau bisher primär darum bevorzugt behandelt, damit die Paare für Nachkommenschaft sorgen. «Das Heranwachsen künftiger Steuerzahler, Arbeitnehmer und Konsumenten in stabilen Verhältnissen ist für den Staat von Interesse. Dieses Heranwachsen zu fördern, scheint mir nicht unvernünftig.» Wenn der Staat diese Förderung der «Regeneration der Gesellschaft» nun beenden wolle, dürfe er das.

Gracia geht in seinen Formulierungen noch weiter und unterstellt dem Staat, er würde quasi «Selbstmord in Zeitlupe» begehen, sollte er die Rechtsgleichheit für homosexuelle Paare in Sachen Eheschliessung einführen. Zudem stünde dann der Polygamie wohl nichts mehr im Wege – und zur Not könnte man irgendwann die Ehe ja einfach ganz abschaffen: «Ehe für niemanden», findet der Bistums-Sprecher.

In der Kommentarspalte des «Blick»-Artikels hagelt es bereits harsche Kritik an den Äusserungen Gracias, allerdings gibt es auch Unterstützer seiner Haltung.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Bundesamt für Statistik: Seit 1975 schwankt die durchschnittliche Geburtenrate in der Schweiz ansässiger Frauen zwischen 1.5 und 1.6 und das trotz Privilegierung der Mann-Frau-Ehe.
Deshalb verfängt Gracias Behauptung, der Staat begehe Selbstmord auf Raten. Wenn, dann begehen wir heterosexuellen Männer und Frauen mit der geringen Geburtenrate "Selbstmord", und der Staat, der die Zivilehe für Homosexuelle öffnen will, nimmt seine Verantwortung wahr und unterstützt zukünftig auch weitere Menschen, die Kinder haben wollen.
Gracias Selbstmord-Argument also ist widerlegt, bevor er es ausgesprochen hat. Kritische Betrachtung ist gut und wichtig, aber sie sollte schon etwas durchdacht sein.

Der Herr motzt nicht er zeigt nur die Konsequenzen auf dies ist sein gutes Recht, wenn es der SO Redaktion auch nicht passt. Die Gesinnung dieser redaktionellen Vereinigung ist bekannt, aber damit kann man leben.

Mehr zu Politik MEHR