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Neuer «Pfuus» mit Bitterkick nach erstem bitteren Ende

Pfooze Bitterkick heisst ein neues Getränk aus Bitterpflanzen, mit dem ein Glarner Start-up den Markt erobern will. Oder schon einmal wollte.

Marco
Häusler
17.01.23 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Zweiter Anlauf: Rainer von Niederhäusern unternimmt einen neuen Versuch, ein Getränk aus neun Bitterpflanzen auf dem Markt zu etablieren. 
Zweiter Anlauf: Rainer von Niederhäusern unternimmt einen neuen Versuch, ein Getränk aus neun Bitterpflanzen auf dem Markt zu etablieren. 
Bild Sasi Subramaniam

Die Idee ist fast drei Jahre alt, das Getränk jedoch brandneu – auch wenn es genau genommen vor gut zwei Jahren schon einmal auf dem Markt war. Pfooze heisst die Marke, was «Power» meint und deshalb «Pfuus» ausgesprochen wird, was wiederum nichts mit «Pfuusen» zu tun hat. Im Gegenteil: «Bitterkick ist ein alkoholfreier Apéro, der uns höher schwingen lässt», sagt Rainer von Niederhäusern. Der 62-Jährige ist Geschäftsführer der Pfooze AG, die er 2020 mit Manuel Rickenbach und mit Sitz in Bilten gegründet hat.

Rickenbach ist heute Verwaltungsratspräsident der Visit Glarnerland AG und Mitgründer des Biltner Büros für Unternehmensentwicklung Consulant AG. Vor rund drei Jahren war der Betriebsökonom aber noch Besitzer des Hotels und Restaurants «Schwert» in Näfels und hatte als solcher zwei Probleme. Das grössere: Corona und die Schliessung aller Restaurants, die der Bundesrat zur Eindämmung der Pandemie verfügt hatte. Und das kleinere: Er suchte nach dem Saft der Pflanze Aloe, mit dem ein Hände-Desinfektionsmittel hergestellt werden sollte.

Rickenbachs und von Niederhäuserns Ehefrauen kannten sich bereits, «und Manuel Rickenbach wusste daher, dass ich Importeur und Verkäufer von Bio-Aloesäften bin», erzählt von Niederhäusern. Als Craniosacral-Therapeut war er auch in der Komplementärmedizin tätig, verbrachte viel Zeit in Indien und beschäftigte sich mit asiatischen Heilmethoden wie Ayurveda oder den europäischen Lehren und Rezepten des Paracelsus.

Start mit fünf Varianten

Rickenbach und von Niederhäusern vereinbarten ein Treffen im Näfelser «Schwert». Ihr Gespräch drehte sich irgendwann auch um die Drinks und Säfte, die von Niederhäusern damals noch in ganz geringen Mengen daheim in der eigenen Küche herstellte. Das sollte professionalisiert werden, wofür Rickenbach seine Unterstützung anbot. «Das war die Geburtsstunde der Pfooze AG», steht auf der Website des Unternehmens.

«Es hat einfach nicht gezündet.»

Rainer von Niederhäusern, Getränkeproduzent

Am gleichen Tag schickte der Bundesrat die Gastronomie mit dem verordneten Lockdown in einen rund zweimonatigen Dornröschenschlaf. Gute acht Monate dauerte es, um «Pfooze, the Original Swiss Ayurveda Drink» zu entwickeln, wie das alkoholfreie Getränk ursprünglich hiess. Zu haben war es als eine Art Shot in den fünf Varianten Luft, Feuer, Wasser, Raum und Erde in Ein-Deziliter-Flaschen. «Die Drinks unterstützen das Immunsystem, stärken die Konstitution und bringen den notwendigen Pfooze, um wieder aufzustehen, weiterzumachen, weiter zu träumen, weiter zu kommen», hiess es damals. Sie gelangten im April 2021 in den Handel – und floppten.

Neuer Kick nach Fehlstart

«Es hat einfach nicht gezündet», gibt von Niederhäusern zu. «Wir hatten vermutlich einen zu anspruchsvollen Überbau.» Die Bezeichnung «Original Swiss Ayurveda Drink» habe vermutlich vor allem Fragen aufgeworfen. «Die kann ich schon beantworten», sagt er, «aber das funktioniert in einer Coop- oder Volg-Filiale nicht.» Es sei zu esoterisch gewesen, räumt er ein.

Als Konsequenz daraus wurde kräftig entrümpelt. Wasser, Raum, Erde und selbst die Luft lösten sich in selbiger auf. Zünden soll jetzt nur noch die Variante Feuer, die weiterentwickelt wurde, nun wie ein edler Wein in einer Sieben-Deziliter-Flasche steckt, «Pfooze Bitterkick» heisst und als «alcohol-free swiss drink» bezeichnet wird. Geniessen soll man diesen pur oder gemixt vor allem als Apéro-Digestif. Grundlage für diesen ist ein Extrakt aus neun Bitterpflanzen.

Alkoholfreie Getränke liegen laut von Niederhäusern im Trend – auch im Hochpreissegment, zu dem Bitterkick mit fast 20 Franken pro Flasche gehört. Verkaufsbeginn war am 11. Januar, vorerst wurden rund 500 Flaschen abgefüllt.

«Bitterkick gehört in Restaurants, Bars und in die Hotellerie», sagt von Niederhäusern. «Unser Ziel ist es, dass sich beim Anblick einer Flasche Bitterkick ein Bild, eine Erinnerung an ein wohlschmeckendes, wohltuendes Getränk einstellt, verbunden mit schönen Erinnerungen.» Auch bei grösseren Produktionsmengen könne dieselbe Getränkequalität garantiert werden. 

Selbst vergleicht von Niederhäusern den Geschmack des Getränks mit einer duftenden Blumenwiese. Ob das den Geschmack der Konsumentinnen und Konsumenten trifft, muss sich jetzt zeigen.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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