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Welche Bedeutung hat die Bündner Landwirtschaft noch?

Die Landwirtschaft spielt in der Schweizer Wirtschaft bloss eine Nebenrolle. Trotzdem bringt sie vor allem auch Graubünden viel, meint der Bündner Bauernpräsident.

Corinne
Raguth Tscharner
04.01.19 - 14:00 Uhr
Wirtschaft
 Von weidenden Kühen im Sommer- wie hier oberhalb von Parpan - kann auch der Tourismus profitieren.
Von weidenden Kühen im Sommer- wie hier oberhalb von Parpan - kann auch der Tourismus profitieren.
SYMBOLBILD YANIK BÜRKLI

Wirtschaftlich gesehen spielt die Schweizer Landwirtschaft keine grosse Rolle. Wie der Schweizer Bauernverband in einem Bericht festhält, erwirtschaftet sie nur 0,6 Prozent des Bruttoinlandproduktes.

Man müsse den Wert und die Bedeutung der Landwirtschaft aber nicht nur an wirtschaftlichen Faktoren messen, sondern auch an den Investitionen, die sie in ländlichen Gebieten tätigt oder an deren Besiedlung, meint der Präsident des Bündner Bauernverbandes, Thomas Roffler. «Vor allem aber auch an den Arbeitsplätzen, die durch die Landwirtschaft im ländlichen Raum entstehen.»

Das Bruttoinlandprodukt sei eine Zahl, die nicht die ganze Schweiz widerspiegle, meint Roffler. Die Wirtschaftsleistungen werden in den grossen urbanen Zentren erzielt, aber rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung lebt in ländlichen Verhältnissen – und in Graubünden ist diese Prozentzahl deutlich höher. «Die Landwirtschaft investiert in den ländlichen Raum und das kommt diesen Menschen stark zugute», ist sich Roffler sicher.

Das bringt die Bündner Landwirtschaft

Das seien Investitionen wie Bautätigkeiten, die Erschliessung von abgelegenen Gebieten und die Sanierung von Alpen, so Roffler weiter. «Das schafft wiederum Einkommens- und Verdienstmöglichkeiten», sagt er. Ausserdem produziere die Bündner Landwirtschaft viele regionale Produkte, die geschätzt würden. Mit der Pflege der Alpen und der ländlichen Gebiete lege sie zudem den Boden für einen erfolgreichen Tourismus.  «Genau dort, wo die Bündner Bauern im Sommer die Alpen mit über 100'000 Stück Vieh bewirtschaften und sie damit offenhalten, sind jetzt Skifahrer unterwegs», sagt der Präsident des Bündner Bauernverbandes.

Sowieso könne der ländliche Raum der Schweiz in Zukunft nur dann erhalten werden, wenn dort auch Landwirtschaft betrieben werde, so Roffler. Diesbezüglich müsse man das Bewusstsein der urbanen Bevölkerung steigern, die gerade diese Orte als Naherholungsgebiet nutze.

«Der ländliche Raum kann nur erhalten werden, wenn Landwirtschaft stattfindet»

«Ganz allgemein steht die rein wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der Bündner Landwirtschaft eigentlich gesund da», sagt Roffler. Blickt man in die Zukunft, gibt es aber auch einige Fragezeichen. Man wisse beispielsweise nicht, wie sich der Produktmarkt entwickeln werde – insbesondere der Milchmarkt, der stark unter Druck stehe. Der Erlös und das Einkommen aus der Milchwirtschaft werden wohl einmal wegfallen, meint Roffler.

Eine Lösung für diese Entwicklung sieht er in regionalen Produkten oder in Produkten mit Label, denn diese können einen höheren Preis erzielen. «Deshalb ist die aktuelle Strategie, auf eine regionale Produktion zu setzen, richtig», so der Bündner Bauernpräsident.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig. Mehr Infos

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