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Das Lakers-Stadion taucht in Schweizer Olympiaplänen auf

Olympische Spiele in der Schweiz – und das schon 2030. Aktuell klären diverse Stellen die Machbarkeit dieses Grossevents ab. In einem Konzept ist auch Rapperswil‑Jona vorgesehen. Aber nicht für Hockey

Fabio
Wyss
04.09.23 - 21:04 Uhr
Sport
Olympisches Scheinwerferlicht? Das Eishockeystadion Rapperswil-Jonas könnte in neue Sphären vordringen.
Olympisches Scheinwerferlicht? Das Eishockeystadion Rapperswil-Jonas könnte in neue Sphären vordringen.
Bild Fabio Wyss

Das Sportangebot in Rapperswil-Jona ist banntlich breit. Curling fehlt aber. Dennoch könnte 2030 das wichtigste Curlingturnier der Welt am Obersee ausgetragen werden: das olympische. Das zumindest ist in einem 100-seitigen Konzept so vorgesehen. Das Onlineportal «Watson» hat dieses kürzlich veröffentlicht. Dahinter steckt die Interessengruppe Olympische Winterspiele Schweiz 2030.

Was im Konzept der IG steht, wird auch von offizieller Seite angestrebt: nachhaltige Olympische Spiele – ohne Gigantismus. Darum soll grossmehrheitlich auf bestehende Infrastruktur und kurze Wege gesetzt werden. Bezogen auf Rapperswil‑Jona heisst das, dass die Curlerinnen und Curler in Zürich übernachten und dort Medaillenzeremonien abhalten.

Freude im Stadthaus

«Die Idee, dass man Olympia auf die ganze Schweiz ausdehnt und die bestehende Infrastruktur nutzt, ist der richtige Weg», sagt Rapperswil‑Jonas Stadtpräsident Martin Stöckling. Vor der Anfrage der «Linth‑Zeitung» wusste er noch nicht, dass seine Stadt auf der Karte von Schweizer Olympiapromotoren Platz gefunden hat (siehe Karte).

FDP-Politiker Stöckling fände Olympia in der Rosenstadt «eine grandiose Geschichte». Unter der Bedingung, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie versprochen wegkommt von der «Gigantomanie». Die Spiele müssten nachhaltiger werden. Er erinnert aber daran: «Es ist nicht das erste Mal, dass das IOC hehre Ziele verfolgt.»

Tatsächlich erlebt Stöckling eine Art Déjà-vu. Wenige Tage nach seinem Amtsantritt 2017 nahm die Bündner Regierung Rapperswil‑Jona offiziell als Austragungsort für Eishockey in ihre Kandidatur auf. Schliesslich scheiterte Olympia 2022 in Graubünden aber mit einer Ablehnung von 52,7 Prozent am kantonalen Stimmvolk. Um das Volk zu überzeugen, müsste laut Stöckling aufgezeigt werden, dass vor allem bestehende Infrastruktur genutzt wird.

Im Gegensatz zu damals scheint nun der Wind im IOC offenbar gedreht zu haben. Mangels Kandidaturen – nur Schweden erwägt, 2030 Spiele auszutragen  – ging das Komitee die Schweiz an und fragte, ob sie kandidieren will. Freude daran, insbesondere mit Rapperswil‑Jona als Austragungsort, hätte der hiesige Tourismusdirektor Tobias Treichler. Mit einem «Super» reagiert der ehemalige Nationalteam-Snowboarder.

Er bezweifelt zwar, dass die Spiele touristisch nachhaltig viel auslösen würden: «Ich glaube beispielsweise nicht, dass deswegen die Übernachtungsdauer signifikant gesteigert werden kann. Sicher würde Rapperswil‑Jona aber während des Events viel besucht», sagt Treichler.

«Interessante Idee, aber …»

Als «interessante Idee» bezeichnet zudem einer den Austragungsort Rapperswil‑Jona, der Olympia besser kennt als jeder andere in der Stadt: Stefan Bürer ist als TV-Journalist schon zehnmal an Spielen dabei gewesen. Mittlerweile ist er Sprecher der SCRJ Lakers und ist in dieser Rolle auch etwas skeptisch. «Das müsste sicher in Absprache mit uns weiterverfolgt werden», sagt er.

Dies, weil das Stadion schon lange vor Beginn der Spiele umgerüstet werden müsste. «Da reichen nicht einfach zwei Wochen», sagt Bürer. Alleine der Umbau für die TV-Stationen sei sehr aufwendig. «Olympia braucht viel grössere Medientribünen und neue Kamerapodeste.» Dazu ist unklar, was für den Umbau als Curlinghalle alles benötigt wird.

Rapperswil-Jona ist anvisiert: Das olympische Curlingturnier könnte in der Rosenstadt stattfinden. BILD KEYSTONE
Rapperswil-Jona ist anvisiert: Das olympische Curlingturnier könnte in der Rosenstadt stattfinden. BILD KEYSTONE

Unklar ist auch, wie es Rapperswil‑Jona ins Konzept der Interessensgruppe Olympische Winterspiele Schweiz 2030 geschafft hat. In ihrem umfangreichen und offensichtlich mit viel Aufwand erarbeiteten Konzept stehen keine Kontaktangaben – genauso wenig ist im Internet über die IG herauszufinden.

Und Swiss Olympic wollte gegenüber «Watson» inhaltlich nicht auf die Pläne der IG eingehen. Allerdings erarbeitet der Dachverband des Schweizer Sports selbst eine Machbarkeitsstudie. Sie wird im Oktober veröffentlicht. Wenn Rapperswil‑Jona dort drauf ist, wird es konkret.

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