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Wie im Albtraum

Der HC Davos bezieht gegen Langnau einen rabenschwarzen Abend und verliert gleich mit 1:6. Verteidiger Thomas Wellinger findet nach dem von A bis Z ungenügenden Auftritt klare Worte.

Roman
Michel
30.11.21 - 22:41 Uhr
Eishockey
Langnau-Torhüter Rober Mayer wird von HCD-Stürmer Enzo Corvi gecheckt, geht aber als Sieger vom Eis.
Langnau-Torhüter Rober Mayer wird von HCD-Stürmer Enzo Corvi gecheckt, geht aber als Sieger vom Eis.
Bild Gian Ehrenzeller/Keystone

von Roman Michel

Manchmal sagen Bilder mehr als hundert Worte. Dennis Rasmussen kaut gedankenverloren an seinem Zahnschutz. Christian Wohlwend schaut leicht ungläubig auf das Geschehen. Magnus Nygren schüttelt zwischendurch derart lange den Kopf, dass er am Morgen danach vielleicht mit Muskelkater erwacht. Die letzen Minuten dieser Partie müssen sich für die Exponenten des HC Davos wie eine Tortur angefühlt haben. Die Schlusssirene ist schliesslich die Erlösung. Das Ende eines Albtraums. 1:6 verliert der HCD gegen Langnau. 1:6.

Enzo Corvis fatale Strafen

Die Tür zur HCD-Garderobe bleibt nach Spielschluss lange geschlossen. «Ja, wir hatten einiges zu bereden», sagt Verteidiger Thomas Wellinger, der als Einziger im Kabinengang erschien und klare Worte zum ungenügenden Auftritt seines Teams fand: «Das war keine gute Vorstellung. Dazu müssen wir stehen.» Nein, es war definitiv keine gute Vorstellung des HCD. Wo war seine Zielstrebigkeit, die ihn noch am Wochenende gegen die ZSC Lions ausgezeichnet hatte? Wo war die Durchschlagskraft? Die Kreativität? Die Selbstsicherheit? Der HCD liess schlicht alles vermissen, was man von einem Team erwarten kann, das in der Tabelle in der Spitzengruppe mitmischt und in den vergangenen 16 Partien bloss dreimal über zwei Gegentore kassiert hatte. Ja, die Niederlage fiel am Ende zu hoch aus. Ja, die Tigers trafen im Mittelabschnitt praktisch mit jedem Abschluss ins Schwarze. Fünf Treffer erzielten sie innerhalb acht Minuten. Doch die Davoser machten ihrem Gegner das Toreschiessen eben auch sehr einfach.

Zur tragischen Figur avancierte dabei Enzo Corvi. Beim 0:1 durch Liga-Topskorer Jesper Olofsson sass der 28-Jährige wegen eines unnötigen Beinstellens auf der Strafbank. Die Treffer drei bis fünf erlebte Corvi nach einem Techtelmechtel mit seinem ehemaligen Teamkollegen und heutigen Langnau-Goalie Robert Mayer erneut von der Kühlbox aus. Dazwischen, beim 0:2, gab Stürmer Axel Simic eine unglückliche Figur ab, als er erst in der Ecke nicht resolut genug in den Zweikampf ging und danach auch noch Doppeltorschütze Olofsson aus den Augen verlor. Dass ebendieser Simic dem HCD im Schlussdrittel nach dem 0:6 noch den Ehrentreffer besorgte und Magnus Nygren sowie Davyd Barandun noch den Pfosten trafen, blieb eine Randnotiz.

«Auch gegen untere Teams»

Vielmehr stellt sich nach dem uninspirierten Auftritt des HCD die Frage: Wie konnte das passieren? «Wir waren nicht hungrig genug», sagt Wellinger, «müssen unsere Leistung auch gegen vermeintlich kleinere Teams abrufen können.» Tatsächlich verlor der HCD zuletzt gegen Ajoie und nun gegen Langnau. Er gewann aber die Partien gegen Meister Zug und das Starensemble der ZSC Lions.

Erstaunlich ist, dass gleich vier der sechs Gegentore gegen Langnau in Unterzahl fielen, eigentlich eine Stärke des HCD in dieser Saison. Erst sechs Gegentore hatten die Bündner in 25 Spielen bisher kassiert. Und nun also deren vier innerhalb von bloss acht Minuten.  «Wir sind eine junge Truppe und müssen aus solchen Spielen lernen», sagt Wellinger noch, bevor er wieder in der Kabine verschwindet. Auf ein schnelles Erwachen nach dem Albtraum.

Davos – SCL Tigers 1:6 (0:0, 0:5, 1:1)

3134 Zuschauer. – SR Stricker/Vikman (FIN), Obwegeser/Duarte. – Tore: 30. Olofsson (Saarela, Huguenin/Powerplaytor) 0:1. 32. Olofsson (Grenier) 0:2. 35. Pesonen (Olofsson, Grenier/Powerplaytor) 0:3. 37. (36:20) Petrini (Grossniklaus/Powerplaytor) 0:4. 38. (37:56) Berger (Sturny, Grossniklaus/Powerplaytor) 0:5. 52. Olofsson (Grenier) 0:6. 59. Simic (Dominik Egli, Ambühl/Powerplaytor) 1:6. – Strafen: 2-mal 2 plus 5 Minuten (Corvi) gegen Davos, 3-mal 2 Minuten gegen SCL Tigers.

Davos: Aeschlimann (41. Senn); Nygren, Heinen; Dominik Egli, Wellinger; Zgraggen, Jung; Stoop, Barandun; Wieser, Rasmussen, Bromé; Stransky, Corvi, Ambühl; Julian Schmutz, Chris Egli, Frehner; Simic, Prassl, Knak.

SCL Tigers: Mayer; Erni, Schilt; Huguenin, Zryd; Grossniklaus, Elsener; Blaser, Leeger; Petrini, Grenier, Olofsson; Berger, Saarela, Pesonen; Schweri, Salzgeber, Sturny; Langenegger, Diem, Loosli.

Bemerkungen: Davos ohne Nussbaumer, Dino Wieser und Paschoud (alle verletzt), Langnau ohne F. Schmutz, Stettler, Weibel, Zaetta (alle verletzt) und Guggenheim (krank).

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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