×

Abtretende Grossrätinnen und Grossräte - Teil 1

Für 53 Mitglieder des Bündner Grossen Rates war die Junisession gleichbedeutend mit dem Abschied aus dem Parlament. Wir haben allen alt Grossrätinnen und alt Grossräten drei Fragen gestellt.

Südostschweiz
17.06.22 - 16:00 Uhr
Politik

Christian Jenny, 2003 bis 2022 (FDP)

Politischer Höhepunkt während der Amtszeit:
Sog. Höhepunkte oder zweckmässige Entscheide gab es mehrere. Persönlich freute mich als mein Vorstoss (Auftrag)  vom 21. Oktober 2008 betr. der Machbarkeit- und Zweckmässigkeit für einen RhB-Bahntunnel Arosa-Davos im Grossen Rat überwiesen worden war. Daraus resultierte ein fundiertes und weitgehendes Vorprojekt mit Projektcharakter.

Politischer Tiefpunkt während der Amtszeit:
Dasselbe gilt für die sog. Tiefpunkte. Generell stört mich der fortschreitende Ausbau des Sozialstaates. Damit einher gehen ständig steigende Gebühren und Abgaben.

Besonders störend ist, dass bspw.  bei der Tourismusgesetzgebung neu unhaltbare Zwangsabgaben eingefordert werden können. (Stichwort Systemwechsel von Logiernacht auf Nettowohnfläche) Aufgrund einer kantonalen Anpassung im Kirchen- und Gemeindesteuergesetz haben die Gemeinden bzw. die Tourismusorganisationen nun die Möglichkeit massiv mehr Gelder einzufordern. Ein völlig ungerechtes System! Damit sind wir leider beim Staatstourismus angelangt.

Am meisten vermissen werde ich:

Linard Weidmann, 2014 bis 2022 (FDP)

Politischer Höhepunkt während der Amtszeit:
Die Eröffnung der Umfahrung in Silvaplana.

Politischer Tiefpunkt während der Amtszeit:
An grosse politische Tiefpunkte kann ich mich nicht zurück erinnern. Für mich war das erreichen von breit abgestützten Kompromissen immer wichtig. Dadurch hatten viele Tiefpunkte auch jeweils kleine positive Aspekte.

Besonders störend ist, dass bspw.  bei der Tourismusgesetzgebung neu unhaltbare Zwangsabgaben eingefordert werden können. (Stichwort Systemwechsel von Logiernacht auf Nettowohnfläche) Aufgrund einer kantonalen Anpassung im Kirchen- und Gemeindesteuergesetz haben die Gemeinden bzw. die Tourismusorganisationen nun die Möglichkeit massiv mehr Gelder einzufordern. Ein völlig ungerechtes System! Damit sind wir leider beim Staatstourismus angelangt.

Am meisten vermissen werde ich:
…die persönlichen Kontakte und Unterhaltungen mit vielen Persönlichkeiten im Grossen Rat aus aus dem ganzen Kanton Graubünden…

Duosch Fadri Felix, 2014 bis 2022 (FDP)

Politischer Höhepunkt während der Amtszeit:
Teilrevision des Gesetzes über die Gebäudeversicherung im Dezember 2019, als ich als Kommissionsvizepräsident den Grossen Rat durch die Beratung des Geschäfts führen durfte, und bei welchem ich zusammen mit der Kommissionsmehrheit bei heftigem Gegenwehr seitens der Regierung in nie dagewesener Rekordzeit eine Lösung für den erst in der Oktobersession 2019 eingereichten Auftrag Michael in das Gesetz einbringen konnte.

Politischer Tiefpunkt während der Amtszeit:
Der Ausgang der letzten Wahlen (2022).  

Am meisten vermissen werde ich:
Am meisten werde ich die Möglichkeit vermissen, Anliegen meiner Region und meiner Fachgebiete direkt in eine politische Diskussion bzw. Aufträge einbringen zu können. 

Daniel Buchli-Mannhart, 2006 bis 2022 (Die Mitte, bis 2008 SVP, bis 2021 BDP)

Politischer Höhepunkt während der Amtszeit:
In der Oktobersession 2012 durfte ich als Grossrat des Kreises Safien die Fusion meiner Wohn- und Heimatgemeinde Safien zur Gemeinde Safiental (Safien, Tenna, Versam, Valendas) im Grossen Rat vertreten.

Politischer Tiefpunkt während der Amtszeit:
Für mich als amtierender Revierförster war die knappe Ablehnung des Rettungspaketes für das Grosssägewerk in Domat/Ems anlässlich der Dezembersession 2010 ein schmerzhafter Moment.

Am meisten vermissen werde ich:
Den lehrreichen und einenden Austausch mit den Volksvertreter/innen aus den verschiedenen Talschaften über die Parteigrenzen hinweg.

Severin Geisseler, 2014 bis 2022 (Die Mitte)

Politischer Höhepunkt während der Amtszeit:
Dass ich den für die Zukunft des Kantons Graubünden so wichtigen Aktionsplan Green Deal als Mitinitiant mit auf den Weg gebracht habe.

Politischer Tiefpunkt während der Amtszeit:
Das politische Hickhack um das neue Wahlsystem zur Wahl des Grossen Rates. 

Am meisten vermissen werde ich:
Die bereichernden Debatten mit verschiedenen spannenden Persönlichkeiten aus dem ganzen Kanton Graubünden - im und ausserhalb des Rates.

Martha Widmer-Spreiter, 2014 bis 2022 (Die Mitte)

Politischer Höhepunkt während der Amtszeit:
Am politischen Geschehen zu partizipieren und lösungsorientiert das beste für unseren Kanton mitbestimmen zu dürfen

Politischer Tiefpunkt während der Amtszeit:
Die mediale Berichterstattung über den Baukartellskandal im Engadin der auf die ganze Partei übertragen wurde und während den Grossratswahlen unsere Arbeit sehr erschwert hat.

Am meisten vermissen werde ich:
Die Partizipation am politischen Geschehen, sowie die guten Kontakte und Gespräche in der Session aber auch in den Kommissionen. Die vielen positiven Kontakte und Freundschaften die ich in den letzten acht Jahren erleben durfte

In der Augustsession werden 53 der 120 Parlamentarierinnen und Parlamentarier nicht mehr im Bündner Grossen Rat sitzen. Sie traten zu den Wahlen im vergangenen Mai nicht mehr an oder sie wurden nicht wieder gewählt. Wir haben allen 53 Grossrätinnen und Grossräte drei Fragen gestellt. Hier die Rückmeldungen jener, die den Fragebogen ausgefüllt haben.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR