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Wer will sich noch freiwillig für die eigene Gemeinde engagieren?

Das kommende Jahr steht ganz im Zeichen der Milizarbeit – zumindest wenn es um den Schweizerischen Gewerbeverband geht. Dieser stellt nämlich fest, dass die Bereitschaft von Personen, sich freiwillig zu engagieren, je länger je kleiner wird. Auch Graubünden bleibt von diesem Trend nicht verschont.

16.11.18 - 04:30 Uhr
Politik
SYMBOLBILD/PIXABAY

Wer neben seinem eigentlichen Beruf eine zusätzliche öffentliche Aufgabe in seiner Gemeinde übernimmt – beispielsweise ein Amt als Gemeindevorstand – ist damit Teil des Schweizer Milizsystems. Dieses ist allerdings lange nicht mehr so stabil, wie noch vor ein paar Jahren.

Es werde immer schwieriger, Leute zu finden, die ein Amt übernehmen wollen, meint Thomas Kollegger, Leiter des kantonalen Amtes für Gemeinden, gegenüber Radio Südostschweiz. «Vor 20 Jahren hatte ein Exekutiv-Amt noch ein gewisses Prestige, heute ist das nicht mehr der Fall», so Kollegger.

Situation in Graubünden zwar nicht gut, aber besser

Während vor einigen Jahren noch zwei von drei Gemeinden angaben, Mühe bei der Besetzung von Stellen zu haben, ist es in der Zwischenzeit nur noch jede zweite Gemeinde, wie das alljährliche Gemeinde-Monitoring aufzeigt. Das sei zwar eine Verbesserung, meint Kollegger, dafür gebe es aber Gründe, die nichts mit dem eigentlichen Milizsystem zu tun haben.

Es seien die etlichen Gemeindefusionen gewesen, die diesem Trend entgegengewirkt hätten. Gibt es weniger Gemeinden, so gibt es auch weniger Ämter, die übernommen werden müssen. Es gebe keine regionalen Unterschiede, wenn es um das «Nachwuchsproblem» geht. Vielmehr würden die Gemeindegrösse, das Führungsmodell oder die Aufgabenteilung innerhalb der Gemeindebehörden beeinflussen, ob und inwiefern sich Bürgerinnen und Bürger für eine Milizarbeit interessieren, so Kollegger.

«Die Gemeinde, in der man lebt, ist oftmals nicht mehr der eigentlich Lebensmittelpunkt. Die hohe Mobilität ist sicher ein Grund dafür, dass die Bereitschaft, sich für die eigene Gemeinde einzusetzen, kleiner wird», meint Kollegger. Das Ganze sei auf einen gesellschaftlichen und kulturellen Wandel zurückzuführen. Auch werde es je länger je schwieriger, Aufgaben innerhalb des Milizsystems mit dem Arbeitsumfeld zu kombinieren.

«Jahr der Milizarbeit» als Lösung?

Insbesondere die junge Generation soll für die Wichtigkeit des Milizsystems sensibilisiert werden, weshalb der Schweizer Gemeindeverband das Jahr 2019 zum «Jahr der Milizarbeit» ausruft. Geplant sind unter anderem ein Ideenwettbewerb, ein Büchlein für Primarschüler und eine Aktion während der Bundesfeier auf dem Rütli, wie es in einer Mitteilung heisst.

Betroffene sollen Beteiligte sein – dieses schweizerische föderale System müsse wieder verankert werden, ist auch Kollegger überzeugt.

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