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Böser Streich oder übles Hoppala: Vor der Nase der Russen tagen die Ukrainer

Die Begeisterung über die Nähe zum Feind hält sich in Grenzen. Auch beim WEF in Davos, wo das heurige Motto «Gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt» lautet.

24.01.18 - 18:47 Uhr
Politik
Nicht nur auf der Landkarte Nachbarn: Russland und die Ukraine residieren beim WEF an der Promenade - gegenüber voneinander.

Handelt es sich um einen bösen Streich oder schlicht um ein Hoppala der Organisation: Erstmals hat Russland in Davos eine eigene Residenz eingerichtet, um Platz für Dialoge, Vorträge und Präsentationen von Politikern, staatsnahen Mächtigen aus der Wirtschaft und Akademikern zu schaffen. Platz haben die Vertreter Russlands – der sogenannte Roscongress – in einem schmucken Haus an der Promenade gefunden. Dort, wo der Stau chronisch ist und die Gehsteige während des Annual Meetings permanent überfüllt sind.

Russland residiert pompös, die Ukraine modern

Russlands Nachbar, die Ukraine, hat sich ebenfalls in Davos niedergelassen: Im Ukraine House Davos, eigentlich einem Geschäftslokal, treffen sich Wirtschaft und Politik hinter einer Glaswand. Die Einrichtung wirkt modern und dynamisch. Just gegenüber von Intimfeind Russland, der pompös residiert. Beim Vorbeilaufen kommt einem prompt die Annexion in den Sinn.

Nachgefragt bei der ukrainischen Delegation, reagieren die WEF-Gäste aus dem Osten verschnupft. Bei den Russen wollte niemand zum Nachbarschafts-Dilemma Auskunft geben. Die zuständige Sprecherin beantwortete die Anfrage nicht.

Vielleicht können die Vertreter der beiden Nationen die Nähe für eine Anbahnung nutzen – wenn schon nicht auf der grossen Politbühne, dann vielleicht im Bündner Alpendorf, frei nach dem heurigen WEF-Motto: «Gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt». 

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Interessante Betrachtungsweise "Beim Vorbeilaufen kommt einem prompt die Annexion in den Sinn" War auch in Davos und mir kam weniger die "Annexion" die übrigens laut namhaften Wissenschafter keine war, sondern mehr die Rechtsextremen Bataillione Aidar und Asow in den Sinn, die die russischstämigen Ukrainer im Osten massakrieren und aushungern. Oder allgemein die unpriviligierte ukrainische Bevölkerung die immer mehr verarmt während die Oligarchen und Politiker dort immer korrupter und reicher werden indem sie ihr Land an ausl. Konzerne und ihre Bevölkerung als Arbeitssklaven verkaufen. Aber eben; Moderne Ukraine, gegen pompöses Russland, Annektion etc. Hauptsache man kommt dem verlogenen Narrativ nach! Von einer jungen Journalistin hätte ich eigentlich weniger Fatalismus und Willfährigkeit erwartet.

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