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Einmal WEF, all inclusive, bitte!

Die WEF-Woche in Davos bricht an. Nebst US-Präsident Donald Trump gesellen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den Bündner Kurort. Ein anonymer WEF-Teilnehmer plaudert zum Start des jährlichen Treffens aus dem Nähkästchen.

22.01.18 - 04:30 Uhr
Politik
WEF Davos
Ein anonymer WEF-Teilnehmer plaudert zum Start des jährlichen Treffens in Davos aus dem Nähkästchen.
YANIK BÜRKLI

Ein WEF-Teilnehmer aus der Schweiz, der anonym bleiben möchte, schildert gegenüber Radio Südostschweiz wie es ist, am Forum teilzunehmen. «Es ist, wie in ein Hotel einzuchecken.» Man gehe zur Registrierung (analog: zur Reception), zeige den Pass, es werde überprüft, ob die Einladung (Zimmerreservierung) gültig und die Gebühr bezahlt worden sei, dann bekomme man einen Badge (Zimmerschlüssel).

Dieser Badge sei fortan das Wichtigste für den WEF-Teilnehmer. «Anhand dessen, was auf dem Badge programmiert ist, erhält man Zugang zu den Hotels und Sessions, die im Vornherein abgemacht wurden.»

Präsidenten auf «Einkaufstour»

Aber wieso nimmt jemand heute noch am WEF teil? «Man kann sich das vorstellen, wie beim Weihnachtseinkauf. Man ist froh, wenn man – wie im grossen Einkaufszentrum – gleich alles an einem Ort findet», so die Quelle. Am WEF spaziere man wie vom Lebensmittelladen in die Sportabteilung zum Kleidergeschäft. «Als Präsident findet man analog dazu den Notenbankchef der Zentralbank, den Präsidenten des Nachbarstaats und jemanden, der einen auf den Cayman Islands Steuern hinterzieht am gleichen Ort.» Das WEF sei eigentlich eine Plattform für Networking.

Wie denn das genau ablaufe, wollte Radio Südostschweiz von seiner Quelle wissen. Entweder vereinbare man ein Treffen im Voraus und miete einen Raum, oder man begegne sich völlig spontan auf den Fluren des Kongresszentrums. «Andernfalls trifft man sich stattdessen in Restaurants und Hotels zum Essen oder im Ausgang.»

Das WEF, eine andere Welt

Gutes Stichwort, der Ausgang am WEF. Ein geschlossener Kreis mit frivolen Damen und Drogen? Der Teilnehmer schmunzelt. «Natürlich hat es Damen. Drogen habe ich persönlich aber noch nie gesehen.» Bei den Damen wisse er jeweils nicht, ob es sich um Escorts handle oder nicht. «Ich gehe davon aus, dass Escorts darauf geschult werden, nicht als solche aufzufallen und sich diskret zu verhalten.»

Das WEF an sich sei wie eine andere Welt. Man betrete den inneren Kreis nach der Registrierung und darin würden sich anschliessend alle bewegen. Natürlich auch abends. Die Bars seien hinter der Registrierung allen zugänglich. «Es kann also gut sein, dass man in der Bar fünf Meter neben John Kerry sein Bier trinkt.» Das sei beim WEF ganz einfach normal.

Übrigens: Abhängig vom gebuchten Arrangement und der gerade stattfindenden Veranstaltung seien die Drinks im Davoser Ausgang für Teilnehmer grösstenteils in der WEF-Gebühr inbegriffen. Einmal WEF, all inclusive, bitte!

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