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OK-Präsident des Big Air in Chur: «Nicht in die Routine verfallen»

Am Freitag beginnt die diesjährige Ausgabe des Big Air in Chur. Victor Zindel, OK-Präsident des Events, äussert sich im Gespräch zu Bedenken, Zielen und Tricks.

Südostschweiz
19.10.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Mitverantwortlich für das Big Air: Victor Zindel hat seit der Premiere in 2021 das Amt als OK-Präsident inne.
Mitverantwortlich für das Big Air: Victor Zindel hat seit der Premiere in 2021 das Amt als OK-Präsident inne.
Bild Annina Hartmann / Bild Annina Hartmann

Von Annina Hartmann

Ein Spektakel auf Profiniveau ereignet sich an diesem Wochenende in der Bündner Hauptstadt. Der Fis Freestyle Event Big Air Chur wird zum dritten Mal durchgeführt. Nach einem Top-Start im 2021 folgte letztes Jahr eine durchzogene Durchführung mit einem Verlust von rund einer halben Million.

Nun soll dieses Defizit wieder ausgebessert werden. Im Gespräch mit dem OK-Präsident Victor Zindel wollten wir unter anderem herausfinden, welche Bestrebungen dieses Defizit verhindern sollen.

Victor Zindel, wir stehen hier auf der Big Air Schanze, was für ein Gefühl löst dies in Ihnen aus?

Victor Zindel: Es ist der Anlass, zu erleben und zu sehen, was alles investiert wird, um dieses Event zu organisieren. Es ist pure Freude.

Welchen Trick würden Sie zeigen?

Ich bin zu wenig versiert, um einen Trick zu machen. Ich fahre gerne Ski, aber in einem gewissen Alter sollte man vorsichtiger sein.

Wäre ich 30 Jahre jünger, dann würde ich vielleicht springen.

Sicherheit also auch hier an erster Stelle?

Genau. Die Sicherheit ist das A und O, vor allem bei so einem Anlass. Es beginnt beim Aufbau und endet beim Abbau.

Ein Unfall kann einem Event das Genick brechen. Zu sehen war das auch beim grössten Freestyle-Event Europas in Zürich. (Anmerkung der Redaktion: Die Schanze des Freestyles.ch brach im 2014 zusammen, bevor die Besuchenden das Gelände betraten)

Zurück zur Szene, welchen Bezug haben Sie zur Freestyle-Szene?

Lange keinen. Als es im 2021 Thema wurde, das Big Air nach Chur zu holen, hatte ich etwa drei Minuten Zeit, mich zu entscheiden ob, ich das OK-Präsidium übernehmen will oder nicht. Natürlich entschied ich mich dafür (schmunzelt).

Damals wusste ich noch nicht, was Big Air ist. Sport mache ich viel und gerne aber in die ganze Komplexität von einem Freestyle-Event musste ich mich einlesen.

Das erste Big Air war ein Erfolg, bei der letzten Ausführung war es eher durchzogen. Was hat sich verändert?

Wichtig bei einem so grossen Anlass ist es, nicht in die Routine zu verfallen. Das ganze OK-Team macht einen sehr guten Job, wir wollen jedoch jedes Jahr dazulernen. Durch die Erfahrungen der letzten zwei Jahre haben wir effiziente Prozesse. Wie das Gelände aufgebaut wird, wissen wir. In dieses Thema investieren wir die Zeit, die es braucht.

Dies neu gewonnene Zeit nutzen wir nun für Fragen wie zum Beispiel die Sicherheit bei einem Naturereignis. Wir sind uns bewusst, dass immer etwas passieren kann und nicht alles nach Plan läuft. Klar, wir mussten nicht mehr ganz so viel Zeit in die Organisation stecken wie in den letzten zwei Jahren. Nächstes Jahr sieht dies jedoch wieder anders aus. Da auf der Oberen Au bald eine Messe- und Eventhalle gebaut wird, arbeiten wir dieses Jahr daran, wie wir das Big Air Chur 2024 mit anderen Platzverhältnissen durchführen können.

Dann ist klar, dass es auch in den nächsten Jahren ein Big Air in Chur geben wird.

Ja, sofern der Erfolg da ist und wir unsere gesteckten Ziele erreichen. Im letzten Jahr hatten wir eine halbe Million Defizit. An dem Punkt haben wir intensiv gearbeitet und uns gefragt, wo wir als städtische Organisation mithelfen können, um das Event gemeinsam erfolgreicher zu machen beziehungsweise keine Verluste mehr einzufahren.

Ein Punkt sind die Energiekosten. Der obere Teil der Schanze wurde mit Matten ausgekleidet und somit werden wir für diesen Teil keinen Schnee mehr produzieren. Und so haben wir uns in jedem Bereich überlegt, wo wir was einsparen können, ohne dass es die Besuchenden oder die Athletinnen und Athleten einschränkt. Natürlich steht auch hier die Sicherheit an oberster Stelle.

Blick auf die Schanze des letzten Jahres: 2022 fand der FIS Freestyle Event Big Air zum zweiten Mal in Chur statt.
Blick auf die Schanze des letzten Jahres: 2022 fand der FIS Freestyle Event Big Air zum zweiten Mal in Chur statt.
zVg

Sie haben die Naturereignisse angesprochen. Nicht ganz so schlimm, aber das Event würde es trotzdem ruinieren, wenn es stark regnen würde oder viel zu warm wäre. Bei 30 Grad wird es auch keinen Schnee mehr haben. Was dann?

Wenn es nicht mehr möglich ist, die Eiskristalle auf die Rampe zu spritzen, dann stehen wir vor einer riesigen Herausforderung. Finanziell wäre der Veranstalter abgesichert.

Die Schneeproduktion ist für einige ein Dorn im Auge. Es werden jedes Jahr Stimmen laut, dass so ein Event überrissen sei. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Ich verstehe diese Menschen, es ist nicht für jeden und jede etwas. Bei 40 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist es klar, dass nicht alle vom Event zu überzeugen sind. Die Herausforderung dabei ist jedoch oft, dass genau diese Leute viel zu wenig aufgeklärt sind.

Wir haben einen politischen Auftrag, Grossevents nach Chur zu holen. Diesem Auftrag gerecht zu werden, ist gar nicht so einfach. Es hat sich jedoch in den letzten Jahren gut entwickelt mit Events, wie der ÖKK-Bikerevolution, einem E-Bike Festival im nächsten Jahr, dem Eidgenössischen Schützenfest 2026 und auch der Special Olympics World Winter Games 2029.

Wir rüsten uns für diese Thematik. Wenn wir solche Anlässe wie das Big Air nach Chur holen, ist dies ein Event, welcher auch Tribute fordert. Wir schauen da auf Ökologie, Ökonomie und den Menschen. Dieses Dreieck muss ausgeglichen sein.

Beim Big Air ist es der Sport, aber auch die Musik, die im Fokus stehen. Warum diese Kombination?

Der Mensch will unterhalten werden. Spannend ist auch, dass Musik und Spitzensport gerade im Big Air schon lange kombiniert wurden. Nun startet auch der Skirennsport damit.

Zum Beispiel beim Skiweltcup in St. Moritz, da finden Rennen statt und dann gibt es noch Acts, die auftreten. Ein weiteres Beispiel ist auch der Snowboard Alpin Weltcup in Davos, auch da gibt es ein Rahmenprogramm mit Konzerten. Es gehört heute einfach zum Gesamtprogramm.

Unterhaltend wäre auch, Sie über die Big Air Schanze fliegen zu sehen. Machen Sie natürlich nicht, wie Sie uns schon am Anfang dieses Interviews gesagt haben. Was wäre jedoch eine Schanze, über welche Sie fliegen würden?

Ich spiele noch Eishockey. Ich denke, so eine Drei-Meter-Schanze würde ich mir schon zutrauen. Die Gelenke sind einfach eine Herausforderung.

Die Organisation vom Big Air ist auch mit dem Springen über die Schanze zu vergleichen. Auch hier braucht es Mut, Leidenschaft und Können. Fehlt ein Element, geht die Landung schief.

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