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Wiederbelebung nach dem zweiten Weltkrieg

In unserer Wochenserie «A Hoch uf d'Khurar Fasnacht!» präsentieren wir euch jeden Tag unvergessene Geschichten zur Churer Fasnacht – begonnen bei den Maskenbällen im 18. Jahrhundert, über turbulente Jahre während der Kriegszeit, die Einführung des SCHPARZ-Ordens in den 60er Jahren bis hin zu der erneuten Renaissance in den letzten Jahrzehnten.

08.02.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Ein Fasnachtswagen zum Thema Frauenstimmrecht im Jahr 1946.
Ein Fasnachtswagen zum Thema Frauenstimmrecht im Jahr 1946.
STADTARCHIV STADT CHUR

Trotz einem Protest von 80 Einwohnern der Stadt Chur wurde die Fasnacht nach sechsjähriger Kriegspause im Jahr 1946 wieder aufgenommen. Chur schloss sich damit den grossen Städten wie Basel oder St. Gallen auf, die ebenfalls wieder mit farbenfrohen Fasnachtsumzügen starteten. Wie es im Buch «100 Jahre Churer Fasnacht» dokumentiert ist, sei jene Fasnacht erfolgreicher denn je gewesen. Der Umzug bestand aus 17 Wagen und Gruppen, die allerhand Schabernack trieben.

Aufs Korn genommen wurde hier beispielsweise die geplante Brambrüeschbahn, wobei insbesondere auf den Standort der Talstation (also der Rohrer’s Biergarten) hingewiesen wurde.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR

Im selben Jahr wurde auch die Fasnachtsball-Tradition wieder zum Leben erweckt. So fand beispielsweise einer im Saal des Hotels Steinbock statt – ganz wie zu früheren Zeiten.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR

Ebenso sollte das Marsöl zum Fasnachts-Hotspot werden – und wie wir heute wissen auch bleiben. Die Bilder sprechen für sich: Verkleidet oder nicht, nach einem guten Fest sieht dies allemal aus.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
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Neben Maskenbällen gab es die vom 18. Jahrhundert bekannten Unterhaltungsabende und Bockfeste. Bilder aus den Jahren 1948 (oben) und 1952 (unten) zeigen, dass auch hier das Marsöl der «place to be» war.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR

Ein Fasnachtswagen-Sujet, das sich in den nächsten Jahren durchziehen sollte, war das Frauenstimmrecht. «Frau Pfarrer dagegen!» und «Frau Doktor dafür!» konnte man symbolisch auf den Umzugswagen lesen.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
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Unter dem Motto «Schneckentempo beim Frauenstimmrecht» rollte dieser Wagen durch die Strasen. Zu Recht könnte man meinen – die Churer stimmten dem Frauenstimmrecht erst viele Jahre später im 1968 zu.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
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In den kommenden Jahren fanden grössere und kleinere Fasnachtsumzüge statt, einige blieben aufgrund von Naturkastrophen (erwähnt sei der Lawinenwinter 1950/1951) oder Fehlen von finanziellen Mitteln aus.

Gefeiert wurde oftmals in kleinerem Rahmen, insbesondere bei Konfettischlachten auf dem Kornplatz oder bei den letzten Kehrausbällen im Hotel Steinbock. Dieses Churer Wahrzeichen am Bahnhof musste im Jahr 1959 einem Geschäftshaus weichen und gehörte schliesslich auch für die Fasnächtler der Vergangenheit an.

Das folgende Bild zeigt die bekannte Churer Tanz- und Musiklehrerin Anny Casty in an einem Fasnachtsball in den 50er-Jahren. In den Jahren ihres beruflichen Wirkens gab es wohl nur wenige Churer Jugendliche, die keinen Musik- oder Tanzunterricht bei ihr besucht haben.

QUELLE: STADTARCHIV STADT CHUR
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Mitte/Ende 60er-Jahre verlor die Fasnacht am Glanz der alten Tage. Eine gesamte Fasnachtsgeneration trat allmählich zurück und der Nachwuchs blieb aus. Als Folge davon wurde schliesslich gar die Fasnachtgesellschaft ausgelöst und es fanden keine Umzüge mehr statt.

Der Fasnachts-Flaute zum Trotz und um der Churer Fasnacht einen «Tritt in den Hintern» zu versetzten, wurde im Jahr 1967 erstmals die Fasnachtszeitung SCHPARZ herausgegeben. Ein Jahr darauf folgte der SCHPARZ-Orden, eine Auszeichnung, die auch bis heute alljährlich von den Machern an Persönlichkeiten verliehen wird, die Ausserordentliches für leisten.

Abgesehen davon wurde es nun ruhig um die Churer Fasnacht. Erst Mitte der 70er Jahre kam es wieder vereinzelt zu Aktivitäten und Umzügen. Das Entstehen dieser «neuen» Churer Fasnacht ist Thema in Teil 5 unserer Fasnachtsserie und erscheint am Freitag.

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