Trotz Grössenordnung von Bondo: Bergsturz im Engadin ohne grössere Folgen
Am Piz Scerscen sind am Sonntag Felsen und Schutt in die Tiefe gestürzt. Nach ersten Erkenntnissen sind keine Personen zu Schaden gekommen. Zugänge zu mehreren SAC-Hütten sind nicht mehr passierbar.
Am Piz Scerscen sind am Sonntag Felsen und Schutt in die Tiefe gestürzt. Nach ersten Erkenntnissen sind keine Personen zu Schaden gekommen. Zugänge zu mehreren SAC-Hütten sind nicht mehr passierbar.
Am Sonntagmorgen ereignete sich ein massiver Bergsturz am Piz Scerscen in der Berninagruppe. Ein Leserreporter berichtete, dass der Sturz gegen 7 Uhr morgens auf etwa 3400 Metern Höhe in die Val Roseg stattfand. Die Sektion Bernina des Schweizer Alpen-Clubs SAC bestätigte am Sonntag einen Bergsturz am Piz Scerscen.
Anfangs wurde von einem Felssturz ausgegangen, jedoch hat die Ausbruchskubatur, wie der SAC Bernina in einem Update am Montag schreibt, mehr als eine Million Kubikmeter erreicht. Somit könne von einem Bergsturz ausgegangen werden.
Vergleichbar mit Bondo
Gian Peter Niggli, der Gemeindepräsident von Samedan, bestätigte auf Anfrage von Keystone SDA einen gewaltigen Bergsturz, dessen Volumen vergleichbar mit dem von Bondo im Bergell im Jahr 2017 ist.
Das Gestein türme sich im bekannten Wandertal Val Roseg meterhoch, erklärte Niggli. Die Dimension des Bergsturzes sei «sehr selten».
Keine Hinweise auf betroffene Menschen
«Suchflüge haben am Sonntag keine Hinweise auf verschüttete Menschen gebracht», sagte Anita Senti, Medienverantwortliche der Bündner Kantonspolizei, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es seien keine Spuren entdeckt worden und es lägen auch keine Vermisstmeldungen vor.
Tourengänger, die im Bergsturzgebiet im Winterraum der geschlossenen SAC-Hütte Tschierva übernachtet hätten, seien in Sicherheit. «Man darf annehmen, dass zu dieser Morgenzeit niemand im Gebiet unterwegs war», sagte dazu Gemeindepräsident Niggli.
Die Behörden rieten von einer Begehung des Rosegtals und des Bergsturzgebietes ab. Gesperrt war das Gebiet laut Niggli aber nicht. «Dazu ist das Gebiet viel zu gross», sagte er.
Lage wird analysiert
Die Gemeinde Samedan analysiere zusammen mit dem kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren die Situation und werde danach etwaige Massnahmen treffen, erklärte der Gemeindepräsident. Angeschaut werde die Gefahr einer allfälligen Seebildung im Tal durch eine stauende Wirkung der Bergsturzmasse. Es gehe aber vor allem um den Umgang mit verschütteten Wanderwegen.
Wie der SAC-Bernina auf seiner Webseite schreibt, sind Zustiege zu den Berghütten Tschierva und Coaz vom Bergsturz betroffen. Querungen des Tschierva-Gletschers zu Piz Roseg, Piz Scerscen und Piz Aguagliouls seien ebenfalls tangiert.
Kein vergleichbares Ereignis in der Region
Wie Martin Keiser vom Amt für Wald und Naturgefahren, Region Südbünden gegenüber Radio Südostschweiz betont, kam der Bergsturz sehr überraschend. «Für dieses Ereignis gab es keine Anzeichen», so Keiser.
«In dieser Grösse hat es in diesem Gebiet nach unserem Wissen in den letzten Jahrzehnten auch kein ähnliches Ereignis gegeben», erklärt Keiser weiter. In der betroffenen Region ereigneten sich lediglich kleinere Felsstürze.
Neubeurteilung am Montagabend
Wie es am späteren Montagabend seitens SAC Bernina heisst, sind vom Bergsturz betroffen der Zustieg zur Chamanna Coaz (entlang Lej Vadret) sowie sämtliche Querungen des Vadret da Tschierva zum Piz Roseg, Piz Scerscen und Piz Aguagliouls. Der Zustieg zur Chamanna Tschierva sei unbeeinträchtigt geblieben. Im Verlaufe des heutigen Tages konnte SAC Bernina zusammen mit dem Amt für Wald und Naturgefahren Region Südbünden diese Neubeurteilungen der Lage vornehmen.
(sda/red)
SO-Reporter
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