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Der Natur Sorge tragen am Pizol

Ein Blick in Richtung Nachhaltigkeit auf dem Pizol.

Bündner Woche
18.04.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
Weitsicht: Am Pizol hat das zweierlei Bedeutung.
Weitsicht: Am Pizol hat das zweierlei Bedeutung.
Andri Dürst

von Jasmin Klucker

Eins nach dem anderen. Autos gefüllt mit Skiern und Snowboards. Neben den Strassen wächst das Gras gefühlt im Sekundentakt; die warme Luft kündigt den Frühling an. Doch oben liegt noch genug Schnee, und das am ersten Donnerstag im April. Von Weitem kann man den Pizol sehen. Es sieht es aus, als hätte jemand Puderzucker über die Spitze des Berges gestreut. Das Ende der Wintersaison ist in Sicht. In wenigen Wochen werden sich viele Bergsportlerinnen und Bergsportler, bewaffnet mit Wanderstöcken, auf den Weg zum Pizol machen. Dann wahrscheinlich schon mit prächtigen Blumenwiesen neben den Strassen. Aber ist es nachhaltig, in die Berge zu fahren? Im Winter, um den Wintersport zu geniessen, und im Sommer für die verschiedenen Sommersportarten. Diese Frage stellen sich im Moment alle Tourismusorte, unter anderem das Gebiet Pizol, im Winter wie im Sommer ein Hotspot für Einheimische des Tals oder Touristinnen und Touristen. Jürg Schustereit, Bereichsleiter Marketing und Vertrieb, gibt Auskunft, und das direkt im verschneiten Skigebiet. Hinter ihm die grosse Weite, man kann bis zum Bodensee sehen.

Verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte

Bei der Frage nach der Nachhaltigkeit wird schnell klar, dass andere Aktivitäten deutlich mehr Ressourcen brauchen als der Wintersport, dennoch kann man den Wintersport nicht schönreden. «Allerdings ist der Pizol aktiv daran, Projekte zugunsten der Nachhaltigkeit zu lancieren, unter anderem mit der Stiftung ‘myclimate’», sagt Jürg Schustereiter. Bei diesem Projekt kann jede Besucherin und jeder Besucher auf freiwilliger Basis beim Bahnticketkauf 50 Rappen mehr bezahlen. Dieser Betrag wird dann von der Pizolbahn als Dank verdoppelt. Ein Teil dieser Summe wird für die Unterstützung hochwertiger internationaler Klimaschutzprojekte der Stiftung «myclimate» verwendet. Der restliche Betrag wird vom Pizol für die geplanten Nachhaltigkeitsprojekte verwendet. Davon gibt es genügend, das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren an grosser Bedeutung gewonnen. Die junge Generation und die urbane Umgebung haben dazu beigetragen, sich mehr mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. «Schliesslich sollten unsere Berge für die folgenden Generationen noch genauso schöne Erinnerungen schaffen, wie sie es bei uns heutzutage tun». Eine Umgebung, die durch den Eingriff jeglicher Sportarten nicht leiden sollte. Dies ist auch im Interesse des Pizols. «Es soll im Sommer nicht daher kommen wie ein Skigebiet ohne Schnee», betont Jürg Schustereit deutlich. «Man muss der Natur in einem hohen Mass Sorge tragen.»

Heidi als Botschaftertin

Sorge tragen heisst auch, den Müll, der in den Bergen entsteht, artgerecht zu entsorgen. Dafür stehen an verschiedenen Orten spezielle Mülleimer, die einem von Weitem ins Auge stechen. Darauf ist Heidi abgebildet. Viele Menschen verbinden mit ihr ein glückliches Mädchen, das die schöne, saubere Natur geniesst und mit ihren nackten Füssen durch das Gras tanzt. Neben ihr ein Schriftzug «Füllmi», ein Projekt, das Heidiland Tourismus und die Mobiliar Buchs und Sargans ins Leben gerufen haben, mit dem Ziel, Littering in der Region Heidiland zu reduzieren, im besten Fall zu vermeiden. Das Säckli «Füllmi» kann man an verschiedenen Orten in der Region beziehen, es wird mit 100 Prozent erneuerbarer Energie aus Recyclingmaterial in Europa produziert. So kann jeder und jede trotz Aufenthalt in den Bergen einen sauberen Fussabdruck hinterlassen.

Während das Tal schon in einem saftigen Grün erstrahlt,…
Während das Tal schon in einem saftigen Grün erstrahlt,…
Jasmin Klucker
… zeigt sich das Winterende von der schönsten Seite.
… zeigt sich das Winterende von der schönsten Seite.
Jasmin Klucker

Mit dem Sessellift geht es wieder hinauf; auf den Pisten liegt noch sehr viel Schnee. Trotz dieser grossen Mengen ruft das Ende der Wintersaison. Mit diesem kommen zahlreiche Aufgaben wie die Trassees reinigen, Signalisierungspfosten einsammeln und noch vieles mehr, das es für die Vorbereitung der Sommersaison benötigt. «So viel wie möglich vorbereiten und einsammeln», ist das Motto von Paul Mosser, der bereits seit 40 Jahren beim Pistendienst Pizol tätig ist. Er erzählt bei einem Kaffee im Aufenthaltsraum, dass er in dieser langen Zeit schon einige Verbesserungen im Themabezüglich Littering am Berg erlebt habe. Früher war der Bezug zur Entsorgung deutlich weniger vorhanden. «Unverständlich, die Natur ist die einzige Ressource, die wir haben.» Und zu dieser muss man Sorge tragen. Auch ein Anliegen der 300 Skiclubmitglieder des Pizols. Sie leisten einen grossen Beitrag, indem sie, wenn der Schnee verschwunden ist, die Trasses säubern. Von Skistöcken bis zu Handschuhen ist alles zu finden. Alles, was das Bild der Bergwelt verschmutzt, wird eingesammelt und fachgerecht entsorgt. Diese Aktion ist nicht nur gut für die Nachhaltigkeit am Berg, sie erleichtert auch das Leben, das nach dem Winter Einzug hält – das der Kühe und anderer Alptiere. Die Landwirtschaft ist im Pizol-Gebiet weit verbreitet und trägt dazu bei, dass die Umgebung gut bewirtschaftet wird. So schliesst sich der Kreis vom Winter zum Sommer. Und das mit einem Ziel: Die Natur so zu nutzen, dass der Mensch profitieren kann, ohne der Flora und Fauna zu schaden. 

Eine gute Mitte finden

Für die Nachhaltigkeit steht auch das neue Projekt, vor dem Jürg Schustereiter nun steht. Er zeigt auf eine Mulde, in die mehrere Pistenfahrzeuge den Schnee stossen. «Das wird ein Speichersee, der das Schmelzwasser und den ständigen Überlauf der Quelle, die hinter dem See entspringt, aufnimmt. Dereinst könnten dann bereits angedachte Kleinkraftwerke auf dem neuen Leitungsnetz täglich Strom produzieren.» Klar ein Eingriff in die Natur, trotz dessen ein Schritt Richtung mehr Nachhaltigkeit am Berg. Ein Thema, das uns alle betrifft. Wer weiss, vielleicht gehen in Zukunft noch mehr Menschen mit dem Zug anstatt mit dem Auto Richtung Berge. Auf dem Pizol wird in ein paar Wochen der Schnee verschwinden und die Blumen und Tiere den Frühling begrüssen. Und mit dem werden dann auch die ersten Wanderer, Fischerinnen, Gleitschirmflieger und viele Kühe kommen, die dem Pizol einen Haarschnitt verpassen. 

www.pizol.ch  

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