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Felsenschwalben als ungeplante Haustiere

Die Felsenschwalbe baute ihre Nester bisher hauptsächlich, wie der Name schon sagt, an Felsen. Nun werden solche Nester aber immer häufiger an Haus- oder Gebäudewänden gesichtet. Bündner Forscher gehen diesem Phänomen im Kanton nun nach. Dabei sind sie auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen.

20.06.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Die Felsenschwalbe ist wie alle Schwalben eine elegante Fliegerin, die Insekten für ihre Ernährung im Flug erhascht. Sie punktet weder mit ihrer Stimme – kurze, wenig melodiöse Laute – noch mit Farbenpracht. Ihr Gefieder ist braun, nur an der Brust ist sie beige bis weiss gefärbt und am Schwanz weist sie auffällig helle Flecken auf, die nur bei gespreizten Federn zu sehen sind. Auffällig an der Felsenschwalbe sind primär ihre Nester – Bauten aus Lehmklümpchen, die oben offen sind. Sie werden an senkrechte Unterlagen geheftet. Ursprünglich waren dies, wie es der Name sagt, Felsen.

Seit einigen Jahren bauen Felsenschwalben ihre Nester jedoch zunehmend auch an Gebäuden und andere Bauwerken, wie Brücken oder Galerien. In der Schweiz ist die Felsenschwalbe in den Alpen und im Jura zu finden, mit einem Verbreitungsschwerpunkt zwischen 900 und 1800 Meter über Meer. Der Bestand wird auf 7000 bis 9000 Brutpaare geschätzt.

Idealer Schutzort

Für Felsenschwalben sind Hauswände vermutlich nichts Anderes als Felswände, die durch Dachvorsprünge und andere Strukturen guten Schutz vor Witterung oder Raubfeinden bieten. Dennoch sei es bemerkenswert, wie diese Vogelart seit einigen Jahren begonnen hat, Gebäude zu besiedeln, wie das Bündner Naturmuseum in einer Mitteilung schreibt.

Forschungsprojekt in Graubünden

Das Bündner Naturmuseum, die Ornithologische Gesellschaft Graubünden und der Bündner Vogelschutz starten daher dieses Jahr ein neues Projekt zur Erfassung von Gebäudebruten der Felsenschwalbe. «Wir rufen die Bevölkerung auf, uns Feststellungen von Felsenschwalben, insbesondere Nester, mitzuteilen», erklärt Ueli Rehsteiner, Museumsdirektor vom Bündner Naturmuseum, auf Anfrage. «Da wir Bruten an Gebäuden suchen und viele dieser Gebäude Wohn- oder Gewerbebauten sind, ist dies ein effizienter Weg, um zu Beobachtungen zu gelangen.» Zusätzlich suchen Vogelkundlerinnen und Vogelkundler aktiv und gezielt nach Bruten. Der Kanton Graubünden wurde dafür in verschiedene Perimeter aufgeteilt, in denen jeweils eine Person diese Aktivitäten koordiniert und teilweise auch selber durchführt, sagt Rehsteiner.

Ziel des neuen Projekts ist es zu untersuchen, wie verbreitet das Phänomen gebäudebrütender Felsenschwalben in Graubünden ist. Ausserdem geht damit eine Information über diese Vogelart einher und man möchte auf die Bedeutung des Siedlungsraums für die Biodiversität hinweisen. Das Projekt läuft maximal vier Jahre, also bis 2023, wobei gemäss Rehsteiner nach jeder Brutsaison Bilanz gezogen und der Wissensstand evaluiert werde. «Die Felsenschwalbe war bis vor 30 bis 35 Jahren ein ausschliesslicher Felsbrüter. Dass sie an Gebäuden brütet, ist neu, daher unser Projekt», so Rehsteiner. Aktiv machen muss man für die Tiere nichts, sagt der Experte. Ausser, dass man die Nester nicht herunterschlagen sollte, denn sie können mehrere Jahre wiederholt benutzt werden.

Brutzeit ist jetzt

Die Brutzeit der Felsenschwalbe beginnt meist Mitte April mit dem Nestbau. Ab Mitte Mai brüten sie etwa zwei Wochen und füttern anschliessend – also ab Juni – knapp vier Wochen lang ihre Jungen im Nest. Wenn die Eltern ihr Nest anfliegen, sind sie am auffälligsten. Zweitbruten kommen regelmässig vor, Nestlinge und damit auch Nestanflüge sind daher bis in den September hinein möglich.

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