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Dank einem «First Responder» hat Joél zweimal Geburtstag

Der 23-jährige Joél Rumo erlitt vor einem knappen Jahr einen Herzstillstand. Dank einem gut ausgebildeten Laien, der als «First Responder» tätig ist, ist Joél heute noch am Leben. «First Responder»-Organisationen gibt es auch in den Bündner Bergregionen.

21.03.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Joél Rumo (zweiter von links) wurde von First Responder Markus Stempfel (rechts aussen) reanimiert.
Joél Rumo (zweiter von links) wurde von First Responder Markus Stempfel (rechts aussen) reanimiert.
PRESSEBILD

Bei Notfallmeldungen sind es häufig Minuten, die über Leben und Tod entscheiden. In Bergregionen dauert es oft zu lange, bis die professionellen Rettungsdienste eintreffen. Die mangelnde Einsatzhäufigkeit rechtfertigt aber keine Einrichtung eines zusätzlichen Ambulanzstützpunktes. Um in solchen Situationen die Wartezeit zu verkürzen und rechtzeitig Hilfe leisten zu können, wurden in der ganzen Schweiz «First Responder»-Organisationen gebildet, wie die Schweizer Berghilfe in einer Medienmitteilung schreibt.

In Graubünden gibt es solche Organisationen in Albula, Avers-Ferrera, Lenzerheide, Trin und Vals. Ihre Aufgabe ist es Erste Hilfe zu leisten bis die professionellen Einsatzkräfte eintreffen. Diesen geben sie dann einen Kurzrapport ab und gegebenenfalls unterstützen sie deren Einsatz.

Dank schneller Reaktion noch am Leben

Im April 2018 war der junge Joél Rumo in Plasselb im Freiburger Oberland an einer Zivilschutzübung. Ein kleiner Bach sollte umgeleitet werden. Plötzlich fühlte sich Joél komisch. Er setzte sich hin und kippte vor den Augen seiner Kollegen um. Herzstillstand, ein angeborener Herzfehler, von dem bislang niemand wusste. Die Kollegen reagierten richtig. Einer fing sofort mit Herzmassage an, ein anderer wählte die Nummer 144. Die Notfallzentrale bot die Ambulanz auf, gleichzeitig aber auch die Notfallhelfer des Vereins First Responder Plus. Auf dem Smartphone von First Responder Markus Stempfel ging ein Alarm los. Er arbeitet im benachbarten Plaffeien, schnappte sich seinen Notfallrucksack mit dem Defibrillator drin, zog seine Leuchtgilet an und schwang sich auf seinen Roller. Knapp fünf Minuten später war er bereits vor Ort.

Er stellte den Herzstillstand fest und setzte den Defibrillator ein. Zweimal musste er «schocken», also das stehengebliebene Herz mit einem Stromstoss «anschieben», dann war Joél wieder unter den Lebenden. Inzwischen war die Ambulanz angekommen und übernahm. Joél kam ins Spital, wo er mehrere Tage im Koma lag. Doch er wachte wieder auf und trug durch das schnelle Handeln aller Beteiligten keinerlei Folgeschäden davon. Heute trägt er einen Herzschrittmacher und sollte sich beim Sporttreiben nicht allzu fest verausgaben, kann aber ansonsten sein Leben ohne Einschränkungen leben.

Joél Rumo hat ein zweites Leben geschenkt bekommen. PRESSEBILD
Joél Rumo hat ein zweites Leben geschenkt bekommen. PRESSEBILD

Teure Ausrüstung

Damit die First Responder ihre wichtige Aufgabe wahrnehmen können, müssen sie nicht nur gut ausgebildet und von der Notrufzentrale direkt aufgeboten werden. Sie müssen auch über die nötige Ausrüstung verfügen. Jedes Mitglied hat einen eigenen Notfallrucksack samt Defibrillator und Sauerstoff, den sie möglichst oft mit dabeihaben. Im Auto, im Büro, zu Hause. So ein Rucksack kostet rund 5000 Franken.

Die First Responder Plus wurden bei ihrer Gründung von der Schweizer Berghilfe unterstützt, um Material kaufen zu können. Ebenfalls unterstützt wurden ähnliche Gruppen im Albulatal. First Responder Gruppen aus dem Berggebiet können ihre Notfallausrüstung über den Schweizerischen Samariterbund zum halben Preis beziehen. «Damit wollen wir bestehende und künftige First Responder Gruppen im Berggebiet direkt fördern», sagt Raphael Jaquet, der bei der Berghilfe für das Projekt zuständig ist.

Die Schweizer Berghilfe ist eine ausschliesslich durch Spenden finanzierte Stiftung mit dem Ziel, die Existenzgrundlagen und Lebensbedingungen der Schweizer Bevölkerung zu verbessern.

Regelmässige Weiterbildungen sind ausschlaggebend für den Erfolg der First Responder Plus. PRESSEBILD
Regelmässige Weiterbildungen sind ausschlaggebend für den Erfolg der First Responder Plus. PRESSEBILD
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