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Das Jäger-ABC

Am Samstag ist es für 5500 Jäger und Jägerinnen wieder soweit: Die Bündner Hochjagd beginnt. Für viele Menschen ist das Jägerlatein jedoch schwierig zu verstehen. Wir helfen und klären Fragen, die Ihr Euch vielleicht schon immer gestellt habt.

Südostschweiz
27.08.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Am Samstag, 1. September, beginnt die Bündner Hochjagd.
Am Samstag, 1. September, beginnt die Bündner Hochjagd.
YANIK BÜRKLI

Wieso sagen alle immer «Weidmannsheil»?

«Weidmannsheil» ist ein traditioneller Jägergruss, der mit «Weidmannsdank» beantwortet wird. Einerseits verwendet man den Begriff, um dem Jäger viel Glück für die Jagd zu wünschen, andererseits um ihm für ein erlegtes Tier zu gratulieren. Im Mittelhochdeutsch verwendet man den Begriff «Weidmann» für Jäger. Übrigens: Auf Romanisch sagt man «in bocca d'luf» und auf Italienisch «in bocca al lupo»!

Waidmannsheil: Jäger beglückwünschen sich gegenseitig. ARCHIV
Waidmannsheil: Jäger beglückwünschen sich gegenseitig. ARCHIV

Was gibt es alles?


Hochjagd: 
Die Bündner Hochjagd findet in diesem Jahr vom 1. bis und mit 9. September sowie vom 19. bis und mit 30. September statt. Dabei werden vor allem Rothirsche, Rehe, Gämse und Murmeltiere geschossen. Weiter können Wildschweine, Füchse, Dachse, Marderhunde und Waschbären erlegt werden. 

Niederjagd:
Die Niederjagd findet vom 1. Oktober bis und mit 30. November statt. Im Kanton Graubünden jagdbar sind Feld- und Schneehasen, Füchse, Dachse, Waschbären, Marderhunde, Edel- und Steinmarder, Schneehühner und Birkhähne, Ringel- und Haustauben, Raben- und Nebelkrähen, Elstern, Eichelhäher, Blässhühner, Bisamratten, Kormorane und Stockenten.

Passjagd:
Die Passjagd findet vom 1. November bis 28. Februar 2019 statt. Bei dieser Jagd werden Fuchs, Dachs und Edel- und Steinmarder mittels Futter angelockt.

Steinwildjagd:
Die Steinwildjagd wird ab 5. Oktober bis 5. November durchgeführt. Bei der Steinwildjagd werden Steinböcke und Steingeissen erlegt.

Sonderjagd: 
Je nach Ergebnis der Hochjagd wird in den Monaten November und Dezember noch eine zusätzliche Jagd auf Hirsche und Rehe angesetzt. Die Nachjagd nennt man Sonderjagd. 

Für die Bündner Jagd gibt es diverse Vorschriften. SCHWEIZERBAUER
Für die Bündner Jagd gibt es diverse Vorschriften. SCHWEIZERBAUER

Wohin zielt der Jäger eigentlich beim Tier?

Meist werden die Tiere mit einem sogenannten Blattschuss getötet. Dabei zielt der Jäger hinter das Schulterblatt. Das Projektil verletzt oder zerstört so die dahinterliegenden Organe wie Herz, Lungen und/oder grosse Blutgefässe. 

Der Jäger zielt auf das Schulterblatt um dort die Kammer zu treffen.
Der Jäger zielt auf das Schulterblatt um dort die Kammer zu treffen.

Wie viel darf ein Jäger schiessen und in welcher Reihenfolge?

Wer meint, Jäger dürfen im Wald auf alle Tiere schiessen, liegt falsch: Es gibt zwischen den verschiedenen Wildarten unterschiedliche Bedingungen und zahlreiche Regeln, welche einzuhalten sind. Ansonsten müssen die Jäger die erlegten Tiere abgeben und Bussgeld bezahlen. Dies kann je nach Tier und Missachten der Regel sehr teuer sein.

Hier eine Aufzählung der aller wichtigsten Regeln:

Hirsch: 
Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Es dürfen aber keine Kälber oder säugende Muttertiere geschossen werden. Weiter dürfen Kronenstiere nur während drei Tagen erlegt werden. Kronenstiere sind Hirsche, die auf beiden Stangen zahlreiche Enden haben. Hinzu kommen noch viele weitere Vorschriften.

Gämse:
Normalerweise muss zuerst das weibliche Tier erlegt werden, bevor man den Gämsbock bejagen darf. Was das Alter und die Anzahl erlaubter Gämsen betrifft, gibt es viele, zum Teil komplizierte Vorschriften.

Reh:
Beim Reh spielt die Reihenfolge genau wie beim Hirsch keine Rolle. Es darf aber nur entweder ein Rehbock oder ein Gämsbock erlegt werden. Der Jäger muss sich also entscheiden, welchen Bock er schiessen will. Weiter darf man eine nichtsäugende Rehgeiss oder ein Schmalreh erlegen. Der Jäger muss aber das sogenannte Dreierkontingent beachten.

Murmeltiere:
Murmeltiere darf man insgesamt acht schiessen. Es gibt aber Ausnahmen: Wenn eine Wiese durch Steinauswurf oder Unterhöhlung Schaden aufweist, kann die Wildhut dem Jäger eine Spezialbewilligung erteilen. In diesem Fall darf der Jäger oder die Jägerin bis zu 30 Murmeltiere schiessen.

Warum steckt man dem toten Tier ein Zweig ins Maul?

Dem Tier wird damit die letzte Ehre erwiesen. Ein Zweig im Mund symbolisiert den letzten Biss.

Geschossenes Tier mit Zweig im Mund.
Geschossenes Tier mit Zweig im Mund.
Marco Hartmann

Was passiert mit den Innereien des geschossenen Tiers?

Viele Jäger nehmen die Leber, das Herz und die Nieren zum Verzehr nach Hause. Diese gelten als Delikatessen. Der Rest der Innereien bleibt dort, wo das Tier geschossen wurde. Jedoch soll der sogenannte Aufbruch (Innereien im Jägerjargon) in einem Gebüsch oder sicherlich abseits von Wegen verscharrt werden. Idealerweise wird er mit Zweigen und Steinen bedeckt.

 

Wohin mit dem ganzen Fleisch?

Ab in den Tiefkühler! Die meisten Jäger behalten die geschossenen Tiere selber, teilen sie mit Bekannten oder verkaufen sie an Metzgereien, Restaurants und Hotels. Das Fleisch wird auf unterschiedlicher Art und Weise verwertet. Unter anderem werden aus dem Fleisch verschiedene Würste oder Salsiz gemacht.

Kaum ist das Wildfleisch zerlegt, wird es verpackt und dann ab damit in den Tiefkühler.
Kaum ist das Wildfleisch zerlegt, wird es verpackt und dann ab damit in den Tiefkühler.
Olivia Item
Mmmh, ein eigener Hirschsalsiz...
Mmmh, ein eigener Hirschsalsiz...
Yanik Bürkli

Teste Dein Wissen mit diesen elf Fragen rund um die Jagd und die Natur:

 
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