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Überalterten Gebäudepark modernisieren schont Klima und Budget

Der Gebäudepark in der Schweiz ist stark überaltert. Er ist für fast die Hälfte des Energiebedarfs und einen Viertel des CO2-Ausstosses verantwortlich.

Wohnen
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27.07.21 - 17:15 Uhr
Modernes, kompaktes Gebäudekonzept, Haus zum Mühlbach in Chur.
Modernes, kompaktes Gebäudekonzept, Haus zum Mühlbach in Chur.
Fanzun AG

von Andreas Felix, Geschäftsführer Graubündnerischer Baumeisterverband

Auch wenn das Schweizer Stimmvolk am 13. Juni das CO2-Gesetz abgelehnt hat, behalten die Klimaziele, die einen CO2-Austoss von Netto-Null bis 2050 vorsehen, ihre Gültigkeit. Um diese zu erreichen, müsste hinsichtlich des Schweizer Gebäudeparks die aktuelle Sanierungsgeschwindigkeit verdreifacht werden. Dies wird nur möglich, wenn man die Sanierung von bestehenden Gebäuden fördert oder ihre Ersatzneubauten nicht durch raumplanerische Hindernisse oder Einsprachen behindert. Dies gilt alles auch für die Situation im Kanton Graubünden.

Materialkombinationen und Recycling

Energieeffiziente Lösungen bei der Materialwahl und ein nachhaltiger Ressourceneinsatz mittels wiederverwendbarer Baustoffe haben heute einen bemerkenswerten Stand erreicht; das gesamte Potenzial ist aber noch lange nicht ausgeschöpft. Entscheidend ist dabei, dass die Vorteile moderner Baustoffe kombiniert und nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Holz – insbesondere solches aus einheimischem Wald – hat als nachwachsender Rohstoff grosse Vorteile. Es wird schon heute mit Ziegeln, Beton und Stahl kombiniert. Die Temperaturen dürften in den nächsten Jahren leider weiter steigen; daher gewinnt die Kühlung zunehmend an Bedeutung. Sie könnte im Sommer bald mehr Energie benötigen als das Heizen im Winter. Massive Baustoffe wie Backstein und Beton haben ideale energetische Eigenschaften für den sommerlichen Wärmeschutz. Damit wärmen sich Gebäude nicht so stark auf und es wird weniger Energie für die Kühlung benötigt. Die Materialien des Massivbaus werden wie das einheimische Holz zu einem sehr hohen Grad im Inland produziert. Es wird viel Forschung betrieben, um die Baustoffe weiterzuentwickeln. Derzeit wird beispielsweise an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) ein Zement entwickelt, welcher durch einen tieferen Klinkeranteil mit deutlich weniger Energie produziert werden kann. 

Hohe Wiederverwertungsquote

Innovative Technologien erlauben eine bedeutende Steigerung des Recyclinganteils. Bereits heute werden 16 Prozent des Materials, das für den Bau benötigt wird, durch rezyklierten Bauschutt gedeckt. Vom anfallenden Bauschutt werden 70 Prozent wiederverwertet. Die Recyclingquote ist damit bereits hoch. Durch den Einsatz neuer Technologien wie etwa robotergesteuerten Sortieranlagen kann auch das restliche Potenzial erschlossen werden. Im Gesamtzusammenhang ist der schonende Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Boden wichtig. Die Anstrengungen bezüglich Recycling von Bauschutt spielen dabei eine wesentliche Rolle. Damit der Boden geschont wird, sind Gesamtsanierungen und Ersatzneubauten weitere zentrale Instrumente.

Soziale/ökologische Nachhaltigkeit

Ersatzneubauten sind kein Nullsummenspiel. Moderne Gebäude sind vier- bis siebenmal so energieeffizient wie Gebäude, die vor 1980 errichtet wurden und bieten dank dichterer Bauweise mehr Freiflächen und höhere Wohnqualität. Unter dem Strich entstehen damit dank Ersatzneubauten deutlich mehr neue Wohnungen, als dass alte verloren gehen. Das Bundesamt für Statistik hält fest, dass jährlich etwa 60 000 Wohnungen neu entstehen und dabei 5000 Wohneinheiten abgebrochen werden (Stand 2018). Ersatzneubauten tragen den neuen Ansprüchen der Bevölkerung Rechnung, die mehr Wohnfläche pro Person wünscht und vermehrt in Einzelhaushalten lebt.
Um umsetzbare und von den Kunden auch nachgefragte und bezahlbare Bauprojekte realisieren zu können, müssen alle Baumaterialien ideal aufeinander abgestimmt zum Einsatz kommen. Dabei dürften auch in Zukunft Backstein, Zement, Beton, Stahl und Holz eine zentrale Rolle spielen, um den Gebäudepark nicht nur nachhaltig, sondern auch kosteneffizient zu modernisieren.

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