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Wenn eine gute Nachbarschaft plötzlich doppelt zählt

Als während des Corona-Lockdowns plötzlich alle zu Hause waren, hat sich gezeigt, wie wichtig eine gute Wohnsituation ist. Genossenschaften haben schon immer auf Gemeinschaft und gute Nachbarschaft gesetzt. Gerade dann, als kaum direkte Kontakte und gemeinschaftliche Anlässe möglich waren, kam das nachbarschaftliche Netz besonders zum Tragen.

Wohnen
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24.07.20 - 12:00 Uhr
Kreative Lockdown-Angebote wie Gymnastikstunden im Garten förderten die Gesundheit und den Zusammenhalt in der Wohnsiedlung.
Kreative Lockdown-Angebote wie Gymnastikstunden im Garten förderten die Gesundheit und den Zusammenhalt in der Wohnsiedlung.
zVg

von Rebecca Omoregie, Vizedirektorin bei Wohnbaugenossenschaften Schweiz, Verband der gemeinnützigen Wohnbauträger, und dort verantwortlich für Marketing, PR und Kommunikation

«Ich konnte von einem Tag auf den anderen keine Gymnastikkurse mehr durchführen», erzählt Sabine Niederer. Weil zum Kundenkreis der Bewegungspädagogin auch Leute aus ihrer Wohnbaugenossenschaft gehören, kam sie rasch auf die Idee, während des Lockdown in ihrer Siedlung ein Angebot zu starten. Und so kam es, dass sie an ihrem Wohnort zweimal pro Woche eine halbe Stunde lang Gymnastikübungen vorturnte – draussen auf der Wiese, einmal für die eine Hausseite, einmal für die andere. Die Leute machten die Übungen auf ihren Sitzplätzen oder Balkonen mit. 

Kreative Angebote

Das Angebot wurde vor allem von den älteren Genossenschaftsbewohnerinnen und -bewohnern rege genutzt. Aber auch andere Genossenschaftsmitglieder engagierten sich für ihre Nachbarinnen und Nachbarn: Jemand organisierte Aktivitäten für Kinder, eine ältere Frau erzählte auf Whatsapp Geschichten von früher, und via Nachbarschaftshilfe unterstützte man sich gegenseitig. «In der Krise zeigte sich erst, dass sich die Idee der genossenschaftlichen Solidarität bewährt», betont Sabine Niederer. 

Solidarität trotz Abstand

Diese Beobachtungen machten in den letzten Wochen viele Wohnbaugenossenschaften. «Wir sind in unserer Siedlung spürbar zusammengerückt», stellt eine Genossenschafterin aus Zürich fest. «Trotz Abstand halten haben wir ein aktiveres Zusammenleben und mehr Austausch.» 
Es ist paradox: Social Distancing ist eigentlich das Gegenteil von dem, was das genossenschaftliche Zusammenleben ausmacht. Und doch zeigte sich gerade dann, als kaum direkte Kontakte und Siedlungsanlässe möglich waren, wie gut das nachbarschaftliche Netz trägt. 
In vielen Genossenschaften wurde  eine beispiellose Solidaritätswelle ausgelöst: Jüngere halfen den Älteren beim Einkaufen und meldeten sich regelmässig telefonisch bei Alleinstehenden. Familien unterstützten sich gegenseitig beim Homeschooling und der Kinderbetreuung, Musiker und Musikerinnen vertrieben den «Shutdown Blues» mit Balkon- und Hofkonzerten. Weiter haben Bewohner kreative Unterhaltungs- und Bewegungsangebote organisiert oder auch kleine Geschenke an die Nachbarinnen und Nachbarn verteilt. 
Auch viele Genossenschaftsverwaltungen sorgten rasch und unbürokratisch dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst gut durch den Shutdown kamen. Neben kleinen Aufmerksamkeiten wie Süssigkeiten oder Blumensträussen gab es handfeste Unterstützung. Etwa mit Mietzinserlassen oder Geschenkkörben, die an alle Genossenschafterinnen und Genossenschafter verteilt wurden. Manche stellten ihre Gästewohnungen oder die verwaisten Büros der Geschäftsstellen für Homeoffice oder auch als Schul- und Bewegungszimmer zur Verfügung. 

Gefragte Genossenschaftswohnungen

Wie es weitergeht und wie lange das Virus den Alltag bestimmen wird, weiss niemand. Klar ist jedoch: Aufgrund der wirtschaftlichen Situation wird es künftig mehr Menschen geben, die auf eine bezahlbare Wohnung angewiesen sein werden. Der Bedarf nach Genossenschaftswohnungen wird steigen. Nicht nur wegen der tiefen Mietzinse. Sondern auch, weil zum Wohnen eben mehr als nur ein Dach über dem Kopf gehört. 
 

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