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Der Trend im Frauen-Tennis setzt sich auch am US Open fort

Mit Ashleigh Barty und Naomi Osaka haben sich am US Open in New York bereits vor Beginn der zweiten Woche die vor dem Turnier meistgenannten Favoritinnen verabschiedet. Das Feld ist offen.

Agentur
sda
06.09.21 - 06:30 Uhr
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Belinda Bencic hat wie 8 der 11 am US Open übrig gebliebenen Konkurrentinnen noch keinen Grand-Slam-Titel gewonnen
Belinda Bencic hat wie 8 der 11 am US Open übrig gebliebenen Konkurrentinnen noch keinen Grand-Slam-Titel gewonnen
KEYSTONE/EPA/JUSTIN LANE

Der Trend der letzten Jahre bestätigte sich auch in Flushing Meadows: Die Spitze im Frauen-Tennis ist so breit wie noch nie. Seit Serena Williams aufgrund ihrer Baby-Pause nach dem Australian-Open-Sieg 2017 ihre Herrschaft abgegeben hat, fehlt eine klare Leaderin. 14 verschiedene Spielerinnen schrieben sich in den letzten sechs Jahren in die Siegerliste an Major-Turnieren ein, bei den Männern waren es im selben Zeitraum gerade einmal sechs, wobei Novak Djokovic elf der 23 Turniere gewann.

Die Weltnummer 1 und Wimbledonsiegerin Ashleigh Barty, die Konstanteste in diesem Jahr, führte in ihrer Drittrundenpartie gegen Shelby Rogers (WTA 43) im dritten Satz bereits mit Doppel-Break, ehe sie die Partie doch noch aus der Hand gab. Naomi Osaka, aufgrund ihrer spielerischen Fähigkeiten die potenzielle Dominatorin der Tour, ist die grosse Aufmerksamkeit seit ihrem Aufstieg zur bestbezahlten Sportlerin der Welt über den Kopf gewachsen. Die in New York als Titelverteidigerin angetretene 23-jährige Japanerin kämpft seit Monaten mit psychischen Problemen und zieht sich bis auf Weiteres von der Tour zurück.

«Der Hype kommt von aussen»

Mit sich im Reinen ist Belinda Bencic. Dass der Ostschweizerin der Olympiasieg Gelassenheit und Selbstvertrauen verliehen hat, ist in diesen Tagen in New York offensichtlich. Erstmals überhaupt erreichte sie eine zweite Woche an einem Grand-Slam-Turnier ohne Satzverlust, nicht wenige trauen der 24-Jährigen nach ihrem Triumph in Tokio auch in Flushing Meadows den ganz grossen Wurf zu.

Bencic weiss, wie es ist, wenn an einem hohe Erwartungen gestellt werden. Schon früh galt sie als nächste Martina Hingis, die Siege als Juniorin am French Open in Paris und in Wimbledon machten sie auch bei den Profis zu einer potenziellen Grand-Slam-Siegerin. Wie Karolina Pliskova, Jelina Switolina oder Aryna Sabalenka gehört aber auch Bencic zu denjenigen, die bislang die Gunst der Stunde an einem Major noch nicht genutzt haben.

«Der Hype wird von aussen gemacht: von Medien, Experten, Trainern oder dem Umfeld», sagte Bencic nach ihrem Zweisatzsieg in der 3. Runde gegen Jessica Pegula. Man müsse versuchen, sich von diesem zu lösen und sich auf sich und sein eigenes Team zu konzentrieren. «Es muss dir egal sein, was andere über dich sagen, oder wenn einige dich bereits abschreiben.» Sie selbst konsumiert an Turnieren praktisch keine Medien mehr und schenkt auch den sozialen Netzwerken weniger Aufmerksamkeit als früher.

Bencic ist über all die Jahre gereift. Obwohl erst 24-jährig bestreitet sie bereits ihre achte Saison auf der Tour. «Zu Beginn ist man unbeschwert, doch nach der ersten guten Saison ist man bereits die Gejagte.» Sie hat gelernt, mit Druck und der Erwartungshaltung anderer umzugehen und versucht, auch ausserhalb des Tennis schöne Dinge zu erleben, um nicht die ganze Zeit an den Sport zu denken. In Tokio schaltete sie ab den Viertelfinals ihr Handy ab, «somit bekam ich gar nicht mit, was geschrieben und gesagt worden ist».

Eine offene Rechnung

Der erste richtige Gradmesser für Bencic in New York wartet am Montag mit Iga Swiatek (WTA 8), die sich erstmals für die Achtelfinals am US Open qualifizierte. Die im Ranking vier Ränge besser klassierte Polin hat gute Erinnerungen an die Schweizerin, schlug sie diese doch im Februar im Final von Adelaide klar in zwei Sätzen. Gegen Bencic zu spielen, sei aber sehr unangenehm, sagte Swiatek. Sie schlage die Bälle sehr früh und hart und gebe der Gegnerin keinen Rhythmus. «Und ich bin überzeugt, dass sie ihre Lektion aus der Partie in Adelaide gelernt hat.»

Die 20-Jährige aus Warschau, deren Vater als Ruderer an den Olympischen Spielen 1988 teilnahm, hat Bencic den Sieg an einem Grand-Slam-Turnier voraus, triumphierte sie doch 2020 am in den Herbst verlegten French Open in Paris. In diesem Jahr erreichte Swiatek als einzige Spielerin an allen vier Grand-Slam-Turnieren die zweite Woche - ein weiterer Beweis, dass die Inkonstanz auch 2021 eine der wenigen Konstanten im Frauen-Tennis ist.

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