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Der FC Barcelona rutscht immer tiefer in die Krise

Der Sinkflug des FC Barcelona setzt sich in der Champions League fort. Für die spanischen Medien ist die Entlassung von Trainer Ronald Koeman unausweichlich.

Agentur
sda
30.09.21 - 17:05 Uhr
Fussball

0:3 gegen Bayern München, 0:3 bei Benfica Lissabon: Zum ersten Mal seit 1972 und überhaupt erst zum zweiten Mal verlor der FC Barcelona seine ersten beiden Spiele einer Europacup-Kampagne. Zweimal in Folge war der Klub auf europäischer Bühne ausserdem nie ohne eigenen Torerfolg geblieben zu Beginn. Durch die erste Niederlage bei Benfica seit 60 Jahren nimmt der Druck auf Ronald Koeman weiter zu.

Am Tag nach der weiteren schwarzen Nacht wurde in Spanien nur noch über den Zeitpunkt der Ablösung des Niederländers und mögliche Nachfolger diskutiert. «Die einzige Frage, die nach dieser neuen Enttäuschung gestellt wurde, war, ob Barça Koeman sofort ablösen würde oder erst später. Die Antwort kennt nur Präsident Laporta», befand die Zeitung «Mundo Deportivo». «Das ist ein unerträglicher Alptraum. Ein echtes Fussballdrama, eine unerträgliche Qual», beklagte «Sport». Barça sei «ein untergegangenes Team, das nicht konkurrenzfähig ist. Nicht wiederzuerkennen... Eine radikale Veränderung ist nötig. Und die sollte ohne Zweifel auf der Trainerbank beginnen.»

Zunächst gibt es noch eine Schonfrist für Koeman, zumindest bis zum Topspiel der Katalanen am Samstag bei Meister Atlético Madrid. Man wolle «dem Projekt» eine Chance geben, hiess es nach einer Krisensitzung unter Leitung von Laporta, die sehr hitzig verlaufen und am Donnerstag erst nach vier Uhr morgens zu Ende gegangen sei.

Schwindende Argumente

«Kredit verbraucht», schrieb «Marca». Koeman stehe «am Rand des Abgrunds». Dem Niederländer gehen die ohnehin nur noch wenigen Argumente aus, um seine Position zu verteidigen. Das Blatt aus Madrid ist sich sicher, dass es zur Ablösung des Trainers keine Alternative gibt. "Wenn er zu diesem Zeitpunkt weiterhin auf der Bank von Barcelona sitzt, liegt dies daran, dass sein Ersatz nicht geklärt ist.

Als aussichtsreichster Kandidat für Koemans Nachfolge gilt Xavi Hernandez. Dabei gibt es laut «Marca» aber zwei Probleme: die hohe Entschädigung, die Koeman zu zahlen wäre, und die Möglichkeit, dass Xavi auch keinen Erfolg haben und dafür in die Kritik geraten könnte, wenn er die Mannschaft zu früh übernähme.

Selbst ist der 58-jährige Europameister von 1998, dessen Job bei den finanziell schwer angeschlagenen Katalanen einem Himmelfahrtskommando gleicht, noch nicht ins Negative verfallen. Auch nach dem 0:3 in Lissabon verwies er auf die guten Dinge. «Ich finde nicht, dass das Resultat mit dem Spiel übereinstimmt, das wir gesehen haben. Trotz des frühen Rückstands haben wir bis zum 0:2 gut gespielt», unterstrich Koeman.

Das Niveau seiner Mannschaft wollte er nicht kritisieren. «Aber es macht natürlich keinen Sinn, das jetzige Team mit dem von vor ein paar Jahren zu vergleichen. Das ist so klar wie Wasser. Ich kann nur eine Einschätzung über meine Arbeit hier geben - und ich fühle mich durch meine Spieler und ihre Einstellung unterstützt», fuhr Koeman fort.

Rückendeckung aus dem Mittelfeld

Die neue Mitläufer-Rolle in der Champions League entspricht - wie der 6. Zwischenrang in der Meisterschaft - selbstredend nicht den Ansprüchen. Doch es erhärtet sich der Eindruck, dass das die neue Realität ist. Aktuell scheinen die Spieler dem Trainer auch weiter den Rücken zu stärken. Es sei «keine Lösung, jetzt den Coach zu wechseln. Es sind noch genügend Spiele, um weiterzukommen. Wir müssen diese Situation gemeinsam durchstehen und hart arbeiten», sagte Koemans Landsmann Frenkie de Jong.

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