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Ehemalige Veryoungboyser gegen aktuelle Vizekusener

In der Super League werden die Young Boys nicht gefordert. In der Europa League umso mehr. Sie treten in den Sechzehntelfinals gegen Bayer Leverkusen an.

Agentur
sda
18.02.21 - 04:00 Uhr
Fussball
In Abwesenheit des gesperrten Jean-Pierre Nsame ist Jordan Siebatcheu (Bild) die Hoffnung der Young Boys auf Tore
In Abwesenheit des gesperrten Jean-Pierre Nsame ist Jordan Siebatcheu (Bild) die Hoffnung der Young Boys auf Tore
KEYSTONE/WALTER BIERI

Gegen den Fünften der Bundesliga sind sie die Aussenseiter. Das Hinspiel findet am Donnerstag in Bern statt.

Vor fünf Jahren erreichten die Young Boys letztmals die K.-o.-Phase der Europa League. In den Sechzehntelfinals spielten sie gegen Everton, dessen Leistungsfähigkeit mit jener von Bayer Leverkusen zu vergleichen ist, und verloren 1:4 und 1:3. Dies war jedoch noch weit vor der Zeit, als YB den nationalen Wettbewerb zu dominieren begann.

In den ersten 14 Jahren der Super League waren die Berner auf den zweiten Platz abonniert. Wenn sie - zweimal - ganz in die Nähe des Titels kamen, verloren sie in der entscheidenden letzten Runde gegen Basel. Es etablierte sich des Begriff des Veryoungboysens: Man gibt einen sicher geglaubten Triumph im letzten Moment aus der Hand.

Für Bayer Leverkusen kreierte man vor langem in Deutschland einen ähnlichen lustigen und zugleich etwas abwertenden Begriff: Bayer Vizekusen. Dem Sponsor und Klub-Namensgeber aus der Pharmabranche gefiel der Begriff so gut, dass er ihn patentieren liess. «Vizekusen» geht auf die Zeit von 1996 bis 2002 zurück, als Leverkusen unter den Trainern Christoph Daum und Klaus Toppmöller in der Bundesliga noch und noch entweder hinter Bayern München oder hinter Borussia Dortmund Zweiter wurde. 2002 erreichte Leverkusen als erste Mannschaft, die in ihrem Land nie Meister gewesen war, den Champions-League-Final. Dieser ging 1:2 gegen Real Madrid verloren.

Ähnlich wie Schalke ist Bayer Leverkusen auch heute noch ein Klub mit Renommee, der nie deutscher Meister war. Der prädestinierte Nicht-Meister. An der Konstanz fehlt es nicht. Nach 2008/09 schloss die «Werkself» jede deutsche Meisterschaft mit Ausnahme von 2016/17 unter den ersten fünf ab. 2011 kam ein weiterer 2. Platz (hinter Dortmund) dazu.

Auch in dieser Saison ist die Mannschaft des niederländischen Trainers Peter Bosz sehr wettbewerbsfähig. Im Herbst führte sie während zwei Runden die Tabelle der Bundesliga an. In der Gruppe der Europa League setzte sie sich mit fünf Siegen in sechs Spielen durch. In der Meisterschaft wiederum ist sie auf den 5. Platz zurückgefallen, ist aber nicht weit von den Plätzen entfernt, die in die Champions League führen.

Eine Parallele zu YB erkennt man auch in den Veränderungen des Kaders. Wie die Berner haben auch die Leverkusener in den letzten Jahren immer wieder Leistungsträger und Internationale abgegeben, respektive mit Gewinnen verkauft. Kevin Volland und besonders das Juwel Kai Havertz sind Beispiele. Trotzdem konnten sie das Niveau - mit eigenen Transfers und mit Nachzügen aus dem eigenen Nachwuchs - halten. Dies ist auch das Verdienst des renommierten, sachkundigen Geschäftsführers Rudi Völler.

Gerardo Seoane sagte in der Medienkonferenz am Tag vor dem Spiel unmissverständlich: «Wir benötigen in beiden Spielen eine Topleistung, damit wir weiterkommen können.» Dem Berner Cheftrainer stehen fast alle Spieler wieder zur Verfügung, die zum Teil längere Zeit verletzt waren. Aber einer der Wichtigsten wird im Hinspiel wie auch im Rückspiel fehlen: Der Goalgetter Jean-Pierre Nsame ist wegen der Roten Karte, die er sich in der turbulenten Nachspielzeit des letzten Gruppenspiels gegen Cluj eingehandelt hatte, gesperrt. Als Stossstürmer wird ihn Jordan Siebatcheu vertreten. Der Franzose benötigte in der Meisterschaft nur vier Spiele, in denen er in der Anfangsformation stand, um sieben Mal zu treffen. Er hat die Chance aufzuzeigen, dass Nsames Fehlen keine Schwächung sein muss.

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