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Martin Hug: «Es ist unsinnig und unverhältnismässig!»

Im Kanton Graubünden brodelt es. Die sofortige Schliessung der Skigebiet-Terrassen stösst sauer auf. Der Präsident der Bergbahnen findet klare Worte.

Südostschweiz
26.02.21 - 07:51 Uhr
Politik
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Der Präsident der Bergbahnen Graubünden ist wütend über den Entscheid der Regierung.
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Martin Hug, Präsident der Bergbahnen Graubünden ist sauer. Die geforderte Schliessung der Terrassen in den Skigebieten per 26. Februar sei Unsinn, sagt er gegenüber Radio Südostschweiz.

Man werde alle Kraft auf die bewährten Schutzkonzepte lenken und diese bis zum letzten Tag der Hochsaison durchsetzen – also bis und mit kommenden Sonntag.

«Wir hoffen, dass die Regierung uns dies zugestehen kann», so Hug. Am ersten März werden dann die nötigen Um- und Abbauten vorgenommen, um dem Bundesratsentscheid gerecht zu werden. «Natürlich kann man dieses Verhalten, das Offenlassen der Terrassen bis am Sonntag, und nicht wie gefordert nur bis am Freitagabend, als Widerstand gegen die Regierung ansehen. Es ist aber einfach so, dass der Bund eine Entscheidung getroffen hat, die gesundheitspolitisch betrachtet, vollkommen neben der Spur ist. Wir haben in den letzten acht Wochen den Beweis erbracht, dass wir eine geordnete und gelenkte Take-Away-Situation auf den Terrassen haben», findet Hug.

Skigebiete sind keine Hotspots

Dass dieses Schutzkonzept nun nicht mehr gelte, gleichzeitig aber wieder ein Treffen von 15 Personen im öffentlichen Raum erlaubt sei, ergebe keinen Sinn. «Es macht mir Mühe, dass die Bündner Regierung nicht den Mut und die Kraft hatte, dem Druck von Bern länger zu widerstehen», sagt Hug. Gleichzeitig mit dem Entscheid die Terrassen zu schliessen, sei nämlich auch der Entscheid gefallen, dass bis Ostern Skifahren erlaubt sein werde. Die Skigebiete seien keine Hotspots, die Take-Aways seien keine Hotspots. «Da dürfte man doch erwarten, dass diese Daten und Fakten zur Kenntnis genommen werden!»

Wunsch nach einem konstruktiven Dialog

Alternativen in der Pandemiebekämpfung seien vom Bund überhaupt nicht beachtet worden, findet Hug. «Wir haben in Graubünden eine mehrsäulige Strategie, die aufgeht. Aber der Bund hat das nicht in seinen Entscheid einfliessen lassen sondern für alle Kantone entschieden.» Die epidemiologische Lage habe sich nämlich in den letzten Wochen positiv entwickelt – trotz offenen Terrassen. «Jetzt werden wir nochmals bestraft für die Kosten, die wir für die Schutzkonzepte und die Testungen hatten. Und pünktlich zu den Ferien der Bündner müssen wir auch noch die Terrassen schliessen», sagt Hug.

Bis anhin habe die Regierung des Kantons Graubünden den Tourismus in Graubünden stark unterstützt und seine Interessen gewahrt. «Aber jetzt wurde das Säbelrasseln vom Bund zu laut», so Hug. Es sei nicht mehr um Sachpolitik gegangen, sondern um Macht. Hug wünscht sich nun einen konstruktiven Dialog zwischen Bund, Regierung und Skigebieten. Ein Kampf sei nicht nötig, gemeinsam könne man viel mehr erreichen. Trotzdem, Hug ist wütend: «Ja, es nervt mich sehr. Wir verzichten schon länger auf Umsatz. Wir haben höhere Kosten. Wir waren auf einem Weg, der absolut in die richtige Richtung geführt hätte. Und zum Dankeschön kriegen wir einen Tritt in den Hintern.»

Hug hat dem Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff in einer Email mitgeteilt, dass es Zeit brauche, die Terrassen zu schliessen, mindestens bis Sonntag. «Damit wollen wir nicht zum zivilen Ungehorsam aufrufen», sagt Hug. Man wolle damit aber aufzeigen, dass der Zeitpunkt der Schliessung alles andere als optimal sei. Am 1. März, wenn die Bundesmassnahmen in Kraft treten, seien die Terrassen aber geschlossen, verspricht Hug. Eine offizielle Rückmeldung seitens Kanton, welche dieses Vorhaben unterstützen würde, habe Hug aber nicht erhalten.

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Seit einem Jahr geben sich in allen Discountern, Einkaufszentren und Läden die Klinke,Einkaufswagen -und Körbe in die Hand.notabene in geschlossenen Räumlichkeiten. Jedes verkaufte Produkt ist schon durch mehrer Hände gegangen.. zigtausende von Kontakten zwischen Verkaufspersonal,Kassierern/innen.Es gibt kein einziges Einkaufszentrum welches als Hotspot geschlossen wurde. Es gibt auch keines, welches in Folge Personal Mangels auf Grund von Quarantäne Massnahmen geschlossen oder mit reduzierten Öffnungszeiten klar werden musste. Fazit.......liebes BAG genau hinschauen bitte. Ganz offensichtlich ist nicht die Impfung die Rettung und des Rätsels Lösung sondern das GELD.. Überall wo wirklich Geld fliesst (Grossindustrie, Bau - und Bau Nebengewerbe usw. Ist das Virusnicht da, verdrängt oder es Fürchtet sich. Lieber Bund verteilen Sie doch jedem Bürger grosszügig Geld und Corona wird in die Flucht geschlagen. Ist sicher immer noch billiger und gesünder als die sehr Fragwürdige und wahrscheinlich unnütze Impfung

Nach dem Einkauf in einem Grossverteiler wollte ich wieder ein wenig Abstandzu andern Personen gewinnen und habe mich auf eine Terasse im Skigebiet zurückgezogen. Dort sass ich gut geschützt durch Maske und Abstandsregeln an einem 4-er Tisch und musste absolut keine Bedenken bez. Covid 19 haben.

Gewisse Entscheide sind sehr schwer, wenn überhaupt, zu verstehen...........

Super,wie die Bündnerregierung hinter der einheimischen Bevölkerung steht!! Bis 07.März 2021 sind in unserem Kanton noch Sportferien!!Aber eben:der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null...und das nennen sie dann ihren Standpunkt.

Ich kann die Worte des Präsidenten der Bergbahnen nur unterstreichen. Wenn man Chaos auf und neben den Pisten will, folgt man dem Bundesrat, wenn man sichere Aufenthalte wünscht, lässt man die Terrassen offen. Die Schutzkonzepte werden überall eingehalten!
Schade dass unser Bundesrat sich nicht vor Ort informiert, um zu merken dass die Situation in GR und der Innerschweizer viel kontrollierter ist als in den übrigen Gebieten...
Dies sage ich auch als Pflegefachfrau und langjährige Politikerin.

Super Beitrag Herr Hug! Haben die Behörden wirklich keine grösseren Sorgen, als bestehende, gut funktionierende Einrichtungen auf den Kopf zu stellen? Ich meine, dass ein Nachholbedarf beseht, versäumte und verschlafene Impfstoffbesorgungen zu organisieren!! Im Kanton Graubünden kann ich mich, der Gruppe 4 zugeteilt gar nicht zur Impfung anmelden. Jetzt wird ja diskutiert, dass nicht geimpften zum Beispiel keinen Restaurantbesuch erlaubt wird! Geht es eigentlich noch? Die verantwortlichen sollen bitte erst einmal ihre Hausaufgaben lösen, bevor sie solch unüberlegte Weisungen Anordnungen und in Kraft setzen! Hebät Sorg und blibät alli Gsund. Koni

Ich bin mit Hug einverstanden, ginge aber nicht so weit, die Terrassen überhaupt zu schliessen. Die Bündner sollten ihre Ferien doch auch in den Skigebieten geniessen dürfen, mit den geordneten Verhältnissen auf den Terrassen.
Daniel Bulfoni, Susch

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