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Fremdsprachen-Initiative wird klar und deutlich abgelehnt

Die Bündner Stimmbürger haben sich klar gegen die Fremdsprachen-Initiative ausgesprochen, die in der Primarschule nur noch eine, statt zwei Fremdsprachen verlangt hatte. Das Resultat fiel mit über 65 Prozent Ablehnung bei einer Stimmbeteiligung von 37,22 Prozent deutlich aus.

23.09.18 - 13:43 Uhr
Politik
Graubünden schickt die Fremdsprachen-Initiative bachab.
Graubünden schickt die Fremdsprachen-Initiative bachab.
GRAFIK SO/RICO KEHL

Endresultat, Stand 13.35 Uhr:

Der ganze Kanton ist ausgezählt und das Verdikt gegen die Fremdsprachen-Initiative fällt mit Zweidrittel Nein-Stimmen deutlich aus. Klare Zustimmung fand die Initiative nur im Prättigau, wo sie auch lanciert wurde.

  • Ausgezählte Gemeinden: 108 von 108
  • Ja-Stimmen: 34,81 Prozent
  • Nein-Stimmen: 65,19 Prozent
  • Stimmbeteiligung: 37,22 Prozent

Die Übersicht über die Entscheidung in den Gemeinden des Kantons:

Auffälliges aus den Gemeinden:

Bei den Resultaten zur Fremdsprachen-Initiative zeigt sich, wie zu erwarten war, die Zugehörigkeit zu einer der drei Bündner Sprachregionen zum Teil deutlich ab. Besonders klar wird die Initiative in den italienischen und romanischen Gemeinden abgelehnt:

  • Gleich mit 100 Prozent schickt Buseno die Initiative bachab.
  • Einen Nein-Stimmenanteil von 90 Prozent oder mehr gibt es auch in Brusio und Poschiavo, im Bergell und in Celerina sowie in fast allen Gemeinden der Moesa. Auch die Surselva lehnt die Initiative mit Nein-Stimmen-Anteilen zwischen 80 und 90 Prozent ab. Die Ausnahmen bilden dabei die deutschsprachigen Gemeinden Obersaxen (das aber immer noch bei 69 Prozent Nein-Stimmen liegt) und das Safiental, das die Initiative haudünn mit 51,85 Prozent ablehnt.
  • Der Sprachen-Graben zeigt sich auch im Unterengadin: Während alle romanisch-dominierten Gemeinden die Initiative mit über 80 Prozent ablehnen sind es in Samnaun «nur» knapp 57 Prozent.
  • Zustimmung findet die Fremdsprachen-Initiative in einigen Gemeinden rund um Landquart und in allen bisher ausgezählten Gemeinden des Prättigau. Während in Landquart, Untervaz und Zizers die Zustimmung zur Initiative zwischen 52 und 56 Prozent liegt, ist sie im Prättigau mit bis zu 79,66 Prozent doch sehr deutlich.
  • Chur, die grösste Gemeinde des Kantons, lehnt die Initiative mit 63,36 Prozent ab.
  • Die letzten beiden Resultate lieferten Roveredo, das die Initiative im Einklang mit allen italienischsprachigen Gemeinden ablehnte und Davos, das ebenfall Nein sagt, allerdings mit 50,87 Prozent denkbar knapp.

RSO-Polit-Experte Clau Dermont sieht in Graubünden einen Sprachen-Graben, der sich durch den Kanton zieht. «Die italienischen und romanischen Gebieten sagen Nein und die wenigen Ja-Gemeinden kommen aus den deutschsprachigen Gebieten, vor allem im Prättigau.» Das hänge sicher auch damit zusammen, dass die Initiative im Prättigau lanciert worden sei.

Darum ist es gegangen

Initiativtext: Das Gesetz für die Volksschulen des Kantons Graubünden ist so abzuändern und auszugestalten, dass in der Primarschule für den Fremdsprachenunterricht im ganzen Kanton folgende Regel gilt: «In der Primarschule ist nur eine Fremdsprache obligatorisch, je nach Sprachregion ist dies Deutsch oder Englisch.»

Pro-Argumente:

  • Geltendes Konzept ist nicht im Sinne der Kinder und Jugendlichen
  • Überbelastung der Schüler durch zwei Fremdsprachen
  • Initiative lässt weitere Fremdsprachen als Wahlfach zu
  • Zweite Fremdsprache fällt nicht weg, wird aber nach hinten verschoben
  • Qualität vor Quantität

Kontra-Argumente:

  • Heutige Lösung berücksichtigt Dreisprachigkeit Graubündens
  • Überforderung ist kaum vorhanden
  • Zeitliche Trennung von Fremdsprachen führt zu Ungleichgewicht in der Oberstufe
  • Aktuelles Konzept noch nicht lange genug in Kraft, um langfristige Wirkung zu beurteilen
  • Koordination mit nationaler Bildung, zweite Kantonssprache überall priorisiert
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