Das Veltlin soll wieder zur Schweiz gehören

Vor genau 220 Jahren ist die Vereinigung des Veltlins mit Graubünden gescheitert. Nun wird über einen erneuten Anschluss des Veltlins diskutiert. Die Diskussion wurde von den 16-jährigen Matteo Briccola aus Domat/Ems und Amin Casutt aus Chur lanciert. Sie konnten dank des Projekts «Verändere die Schweiz» des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente ihren Vorschlag auf nationaler Ebene einbringen.

Online Vorschläge einreichen

Der Vorschlag von Briccola und Casutt wurde aus insgesamt 700 eingereichten Anliegen auf der Partizipationsplattform www.engage.ch ausgewählt. Hier können Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren ihre Anliegen und Ideen an die Schweizer Politiker einreichen.

«Die elf jüngsten National- und Ständerätinnen haben je eines der Anliegen ausgewählt und werden es nun durch parlamentarische Vorstösse oder Anträge in die Kommissionen oder auf anderem Wege in die nationale Politik einbringen», heisst es in einer Medienmitteilung des Dachverbandes Schweizer Jugendparlamente.

Der Solothurner SVP-Nationalrat Christian Imark will die Idee der zwei jungen Bündner in Form einer Interpellation prüfen lassen, ob ein Anschluss des Veltlins an die Schweiz in Betracht gezogen werden könnte.

Pizzoccheri, Skigebiete und ein mögliches Autoschild

Aber was könnte das Veltlin konkret anbieten, wenn es wieder zum Kanton Graubünden oder zur Schweiz gehören würde? Das Tal ist vor allem für seine kulinarische Tradition bekannt. Pizzoccheri, Bresaola, Wein und Braulio sind Speisen und Getränke, die auch in der Schweiz bekannt sind. Zudem hat das Veltlin auch mehrere bekannte Skigebiete in den Ortschaften Bormio und Livigno.

Auf den sozialen Medien existiert eine Facebook-Seite mit den Namen «Valtellina Libera! Vogliamo essere un Cantone Svizzero» - «Freies Veltlin! Wir möchten ein schweizerischer Kanton werden». Hier werden sogar Vorschläge gemacht, wie die Veltliner Autoschilder aussehen könnten.

Das Veltlin zählt rund 180 000 Einwohner. Würde das italienische Tal zur Schweiz gehören, würde die Schweiz neu rund 9 730 000 Einwohner zählen. Zudem würde sich der Anteil der italienischsprachigen Schweiz um gut 0,5 Prozent erhöhen.

Sollte das Veltlin tatsächlich mal wieder zu Graubünden gehören, so könnte der Kanton eine zweite grosse Stadt zählen: nämlich Sondrio mit rund 22 000 Einwohnern. Darüber hinaus wäre Italienisch die neue Hauptsprache des Kantons Graubünden - schliesslich würden neu rund 200 000 Personen italienisch sprechen - derzeit sind es nur 22 000.

Ein Vorschlag, der provoziert

Stopp mit Hypothesen und Utopien: Könnte der Vorschlag von Matteo Briccola und Amin Casutt ernsthaft Realität werden? «Die erste Phase dieses Projekts ist eigentlich eine Diskussion zu lancieren», sagte Nationalrat Christian Imark gestern gegenüber der Radiosendung «Grigioni Sera». Der Bundesrat solle sich zur Interpellation äussern, er solle anbringen, wie ein solcher Prozess allenfalls in Gang zu bringen wäre. Imark zweifelt jedoch daran, dass die Schweizer Regierung die Wiederverbindung des Veltlins in Rom verlangen würde.

«Es ist ein Vorschlag, der ein bisschen provoziert. Aber wir brauchen Vorschläge, die provozieren. Ansonsten kommen wir nicht weiter», sagte Imark weiter.