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Keine Angst vor RNA

Viele Viren, wie Grippe-, Masern- und Coronaviren, enthalten RNA. Diese codiert die Information für alle Virusbauteile und wird in der Regel von der Wirtszelle direkt abgelesen. Eine Ausnahme stellen die Retroviren, z.B. HIV, dar. Sie bringen Enzyme mit, die die einzelsträngige RNA in doppelsträngige DNA umschreiben, die Überwindung der Zellkernhülle ermöglichen und dann die DNA in das Wirtsgenom einbauen. Retroviren gibt es seit mindestens 250 Millionen Jahren und so ist es nicht verwunderlich, dass das menschliche Genom zu etwa 8 % aus retroviralen Sequenzen besteht.
Bei der Coronaimpfung wird einzig eine kurzlebige RNA injiziert, die das Spikeprotein codiert. Es fehlen Enzyme, die die RNA in DNA umschreiben und in das Genom einbauen könnten. Dies ändert auch nicht die von Dr. Hauser in seinem Leserbrief erwähnte Polymerase im Zellkern mancher Krebszellen, die RNA-Kopien zur Reparatur von DNA verwendet. Hierbei müssen natürlich ein Teil der codierenden Sequenzen auf RNA und DNA übereinstimmen, es kann nicht einfach irgendeine RNA verwendet werden.
Stellt man sich wie Dr. Hauser die Frage, ob Kinder ab 12 Jahren geimpft werden sollen, ist die STIKO ein guter Ratgeber, für die die Sicherheit der Kinder an oberster Stelle steht. Nach einer strengen Risiko-Nutzen-Abwägung spricht sie keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche aus, weil Kinder ja nur leicht erkranken. Wenn wir es uns leisten, diese Altersgruppe bei der Pandemiebekämpfung auszulassen, ist es umso wichtiger, dass sich der Grossteil der Erwachsenen impfen lässt! Nur so erreichen wir eine Herdenimmunität und entlasten unser Gesundheitssystem.
Dr. Ursula Leuthold, Immunologin

Ursula Leuthold
09.07.21 - 09:16 Uhr
Leserbrief
Ort:
Grüsch
Zum Artikel:
Zum Leserbrief von Dr. Timotheus Hauser vom 6.7.21
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Gratulation. Klar und verständlich. Aber leider erreichen wir mit Vernunft die Impfgegner und Zweifler nicht. Sie leben in ihrer eigenen Blase, abgeschottet von Sachlichkeit und Vernunft. Und deshalb werden wir Herdenimmunität mit der gegenwärtigen Freiwilligkeit nicht erreichen und im Herbst/Winter in die vierte Welle gehen. Für den Tourismuskanton Graubünden sind das katastrophale Aussichten. Ohne einen faktischen Impfzwang wird es nicht gehen. Oder anders gesagt: Wer geimpft ist, kann normal leben, wer sich nicht impfen lassen will, muss sich stärker von der Gesellschaft isolieren.

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