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Tschernobyl hat auf dem Morteratsch Spuren hinterlassen

In der Zeitschrift «Scientific Reports» ist eine Studie über den Morteratsch-Gletscher veröffentlicht worden. Die Ergebnisse zeigen, dass das Eis radioaktive Substanzen enthält. Wir haben bei einem Experten nachgefragt.

10.09.17 - 16:39 Uhr
Ereignisse

Cäsium, Americium und Wismut: Diese radioaktiven Substanzen sowie weitere Schwermetalle wurden im Eis des Morteratsch-Gletschers gefunden. Das hat eine Studie verschiedener italienischer Universitäten gezeigt.

Wenngleich radioaktiv, seien diese Substanzen für den Menschen nicht gefährlich, beruhigt der Glaziologe Felix Keller. «Bei sogenannten Kryokoniten – das sind Material-Ansammlungen – ist die Konzentration dieser Substanzen leicht höher. Darum sollte man auf keinen Fall Gletscherwasser trinken», so Keller weiter. Das könnte im schlimmsten Fall zu einer Vergiftung führen. Bevor das Wasser getrunken wird, sollte es deshalb zuerst durch Grundwasserlagerungen gereinigt werden.

Radioaktivität nicht nur im Bernina-Gebiet

Diese radioaktiven Substanzen sind laut Keller sehr wahrscheinlich nach dem Reaktorunfall im Jahr 1987 in Tschernobyl auf dem Morteratsch abgelagert worden. Nicht nur im Bernina-Gebiet, sondern auch auf dem Forno-, Roseg- oder –Tschierva-Gletscher seien radioaktive Substanzen zu finden.

«Man darf nicht vergessen, dass es auch natürliche Radioaktivität gibt, die gar nichts mit einem Kernkraftwerk-Unfall zu tun hat. Das ist ein natürlicher Prozess und stellt keine Umweltgefährdung dar», erklärt der Glaziologe abschliessend.

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