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Ein erster Saisonhöhepunkt mit dem Heimweltcup

Südostschweiz
14.12.19 - 04:30 Uhr
STEGERFOTOGRAFIE.CH
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Spitzensport – für die meisten Athletinnen und Athleten bedeutet dies harte Arbeit, Entbehrungen und eine grosse Portion Leidenschaft. Im Format «Sportlerblog» schreiben junge Bündner Sporttalente über ihren Weg an die Spitze.

von Marino Capelli

Am Sonntag steht für mich ein ganz besonderer Anlass auf dem Programm. Ich darf am Weltcup in Davos über 15 km Skating starten.

Nun fragen sich bestimmt Einige, wie man sich denn auf einen Weltcup vorbereitet und was sich im Vergleich zu unteren Rennserien wie dem Continental Cup ändert. Denn immerhin ist der Weltcup ja die «höchste Liga» im Langlauf.

Meine Vorbereitung verläuft eigentlich ganz normal, wie für jedes andere Rennen auch. Man muss ja nicht vom Bewährten abkommen, wenn dies funktioniert. Zudem ist es für mich ein erster Saisonhöhepunkt und da sollte man erst recht nicht «neue» Sachen ausprobieren. Ich bin auch so schon ein wenig nervöser als vor anderen Rennen, da es für mich nach 2018 erst der zweite Start auf Weltcupstufe sein wird. Da ist es umso wichtiger, dass man die gewohnten Rituale beibehält. Dies bringt mir Ruhe und Sicherheit.

Der Ablauf einer Rennwoche sieht meistens folgendermassen aus. Am Montagabend absolviere ich ein Krafttraining. Am Dienstag folgt ein kürzeres Intervall (meistens in der Technik, in der am Wochenende der Hauptwettkampf sein wird). Schliesslich folgt am Mittwoch noch ein Ausdauertraining. Danach variiert das Programm je nach Wettkampfplan. Häufig ist dann der Donnerstag der Reisetag. Einen Tag vor dem ersten Wettkampf mache ich jeweils eine Vorbelastung (ein Mini-Intervall von maximal 15 Minuten Belastungszeit).

Da ich nun schon in Davos bin, fällt diesmal die Reise weg. Deshalb habe ich am Donnerstag ein kurzes Training auf der Wettkampfstrecke absolviert. Am Freitag folgte ein erster Skitest und am Samstag werde ich noch die Vorbelastung machen. Diese mache ich, damit sich mein Körper auf das Rennen vorbereiten kann, indem ich schon mal ein wenig Säure (Laktat) produziere. Zudem habe ich so die Möglichkeit, die Rennstrecke schon mal ein wenig schneller zu laufen, damit ich weiss, wie ich die Kurven nehmen soll, wie schnell ich in die Abfahrten rein kann, wie lange sich die Aufstiege anfühlen usw. Das sind im Hinblick auf den Wettkampf ganz wichtige Informationen, nach denen ich mir dann den Rennplan im Kopf zusammenstellen werde.

Nun ja, natürlich gibt es auch Sachen, die im Weltcup nicht gleich sind, wie bei den unteren Wettkampfserien. Die grossen Unterschiede aus meiner Sicht sind die vielen Medienschaffenden, überall Fernsehkameras, die vielen Zuschauer und der für mich ungewohnt luxuriöse Service. Böse Zungen behaupten – vielleicht zurecht – dass dies ja alles nur «externe» Faktoren sind, die für mich als Athleten beim Rennen nichts ändern, da sie ja keinen direkten Einfluss auf mein Rennen haben. Trotzdem sind das für mich als junger, (noch) unerfahrener Weltcupläufer alles ganz neue Eindrücke, die ich so (noch) nicht kenne. Selbst bei der zweithöchsten Rennstufe, dem Continental Cup, gibt es ausser ein paar Trainern und vereinzelten Eltern keine Zuschauer. Es sind keine Kameras aufgestellt. Journalisten gibt es im besten Fall welche von einem Regionalblatt. Die Skis müssen wir, bis auf den Feinschliff, selber testen und wachsen. Im Weltcup ist das alles ganz anders. Ich war deshalb letztes Jahr auch richtig nervös. So wie vor meinen allersten Rennen. Selbst im Wettkampf hatte ich teilweise ein wenig «gejufelt» und prompt war ich gestürzt und hatte mir den Stock gebrochen. Es ging ja schliesslich auch ein Kindheitstraum in Erfüllung. Denn als Davoser war ich schon seit Kindesbeinen beim Weltcup dabei, zuerst als Zuschauer und Teilnehmer des Björn Daehli Kidsevent, dann als Vorläufer. Schon immer sagte ich mir, dass ich eines Tages auch als Athlet dort starten will. Nun kommt noch dazu, dass ich jetzt selber gegen meine Idole laufen darf, von denen ich früher Autogramme bekam. Ich denke aber, dass ich mein Lehrgeld bereits bei meinem Weltcup-Debüt, im Dezember 2018, bezahlt habe und dieses Jahr meine Nerven besser unter Kontrolle haben werde.

Ich freue mich schon riesig, am Sonntag zu starten und hoffe, dass möglichst viele von euch live bei Davos Nordic dabei sein werden (Herrenstart ab 14.55 Uhr).

Der 23-jährige Davoser ist Langläufer im U24-Kader von Swiss Ski. Seit er mit sechs Jahren mit dem Langlaufen begann, hat ihn diese Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Seit der Matura am Sportgymnasium Davos 2016 ist Capelli Profilangläufer. Für «suedostschweiz.ch» berichtet er in der Saison 2019/20 über seine Erlebnisse und Erfahrungen als Sportler.

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