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Warum Schweden?

Südostschweiz
28.11.17 - 15:29 Uhr
Mit Land und Leuten lässt es sich in Schweden arrangieren. PRIVATARCHIV MAURO LORENZ
Mit Land und Leuten lässt es sich in Schweden arrangieren. PRIVATARCHIV MAURO LORENZ

Spitzensport – für die meisten Athletinnen und Athleten bedeutet dies harte Arbeit, Entbehrungen und eine grosse Portion Leidenschaft. Im Format «Sportlerblog» schreiben junge Bündner Sporttalente über ihren Weg an die Spitze.

von Mauro Lorenz

«suedostschweiz.ch» begleitete Mauro Lorenz auf seinem Weg als junger Eishockeyspieler in Schweden. In regelmässiger Folge berichtete der 20-jährige Bündner in der Saison 2017/18 über die Ereignisse seiner Saison.

Seit einem halben Jahr werde ich etwas immer wieder gefragt: Egal ob Schweden oder Schweizer – alle wollen dasselbe wissen: «Warum Schweden?». Oftmals zeigen sie auch gleich die Argumente auf, die gegen Schweden sprechen:

  • «Das Wetter hier ist miserabel.»
  • «Du hättest doch NLB (tut mir leid aber mit dem neuen Namen freunde ich mich nicht an) spielen können.»
  • «Du bist doch ein Familienmensch.»

Gewiss, vieles davon stimmt. Denn ja, ich hätte NLB spielen können und mit Sicherheit sind Familie und Freunde das Wichtigste in meinem Leben. Warum also Schweden? Die Antwort möchte ich Euch in zwei Teilen geben.

Die sportliche Perspektive

Schweden ist zweifelsfrei eines der Länder, welches die meisten und besten Eishockeyspieler der Welt hervorbringt. Offensichtlich machen Sie also einiges richtig. Davon will ich profitieren. Täglich habe ich hier Trainings auf sehr gutem Niveau. Hinzu kommen gute Kraft- und Konditionstrainings sowie Videostudium mit dem Trainer, bei dem wir viele einzeltaktische Details korrigieren.

Vor allem Letzteres ist für mich von ungeheurer Bedeutung, da ich in diesem Bereich im Vergleich zu meinen schwedischen Teamkollegen im Rückstand bin. Dies liegt daran, dass wir in der Schweiz in der Nachwuchsarbeit einfach noch nicht das schwedische Level erreicht haben. Ihr glaubt nicht, wie viel ich nur schon vom Beobachten meiner Mitspieler lernen kann.

Wie verhalte ich mich mit und ohne Puck? In Schweden lerne ich viel dazu. PRESSEBILD
Wie verhalte ich mich mit und ohne Puck? In Schweden lerne ich viel dazu. PRESSEBILD

Am meisten lerne ich jedoch während der Spiele, die zweimal pro Woche auf dem Programm stehen. Eiszeit in Spielen ist für einen jungen Spieler das Allerwichtigste. Und genau diese erhalte ich hier – auf einem Niveau, das ich mit den stärksten NLB-Teams (Langenthal, Olten, Rapperswil) vergleichen würde.

Die menschliche Perspektive

Mein Ziel als Mensch ist das gleiche wie auch im Sport: Jeden Tag etwas besser werden. Genau wie ein Muskel durch grosse Belastung stärker wird, entwickelt sich auch der Mensch durch neue Erfahrungen stetig fort.

Auch wenn es nach einer Floskel tönt, ist mir der menschliche Teil bei meinem Schweden-Aufenthalt mindestens ebenso wichtig wie der sportliche. Denn auch wenn alles schlecht läuft und ich am Ende verzweifelt wieder nach Hause zurückkehre, kann mir diese Erfahrung niemand nehmen.

Alleine in eine neue Welt zu schreiten, niemanden zu kennen und sich auf eine fremde Kultur einzulassen, ist mit Sicherheit ein grosser Schritt. Aber er lehrt dir auch mehr als jede Schule dieser Welt. Egal was ich später aus meinem Leben machen will, diese Erfahrung wird mir dabei helfen.

Trotzdem will ich anfügen, dass ich auch im richtigen Moment die richtigen Kontakte hatte, die mir geholfen haben, einen guten Klub mit einem guten Trainer zu finden. Denn wenn du einen solchen Schritt unternimmst, solltest du es stets mit deinem Umfeld und Leuten mit Fachwissen besprechen. Ich für meinen Teil würde es allen Empfehlen. Was ich in den vergangenen fünf Monaten gelernt und erlebt habe, ist unbezahlbar – auch wenn es nicht immer einfach ist.

Warum Schweden? Müsste ich diese Frage in nur einem Satz beantworten, würde ich Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der USA, zitieren:

«Um etwas zu kriegen, was du noch nie gehabt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.»

Dies schreibe ich bewusst erst zum Schluss, sonst hättet Ihr den Rest mit grösster Wahrscheinlichkeit gar nicht gelesen.

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